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Berlag: Heidelberger Beobachter. Herausgeber: Otto Wehei.
Schriftleitung: Lutherstraße 55, Telephon 4048
Der Heidelberger Beobachter erscheint 6 mal wöchentlich und
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Nr. 16 / 2. Jahrgang

Mittwoch, Len 20. Januar 1332

Freiverkauf 15 Psg.

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MWolttUe Niederlage des Meins ist vavemeidbar

S.- Die Regierung Brüning erwartet
von der Lausanner Konferenz die endgültige
Regelung der Reparationsfrage, d. h. die
Befreiung Deutschlands von allen Tribul-
verpflichlungen. Diese These ist nicht nur
von Herrn Brüning selbst ausgesprochen
worden, sondern auch das regierungsofsiziöse
Hauptorgan des Zentrums, die „Germania"
schriebt am 17. Ian. wörtlich und noch dazu
im Fettdruck:
„Jedem Versuch, aus Deutschland so-
genannte „Minimalleislungen" herauszu-
pressen, kann nur mit einem klaren und
deutlichen , Unannehmbar" beantwortet
werden, aus finanzpolitischen, aus psycho-
logischen und nicht zuletzt aus grundsätz-
lichen Erwägungen heraus".
Wir erwähnen diese Aeuherung der
„Germania" nicht etwa deshalb, well wir
an die „Grundsätzlichkeit" zenkrümlicher Po-
litik irgendwie glaubten. (Die Grundsätze
des Zentrums zeichnen sich seit 13 Jahren
dadurch aus, daß sie in entscheidenden Mo-
menten, wie etwa beim ^Doungplan aufge-
hoben werden). Entscheidend ist allein die
Zentrumspolitik in der Praxis, und in die-
ser Hinsicht sagen wir schon heute voraus,
daß das Zentrum nicht daran denken wird,
das von Brüning und der „Germania" ver-
sprochene „Unannehmbar" auch wirklich aus-
zusprechen. Deshalb nageln wir die Herren
heute schon fest!
Inzwischen sind die „Vorbereitungen"
zur Lausanner Konferenz soweit gediehen,
daß man klar erkennen kann, daß unsere
Voraussagen, sie werde wie das Hornberger
> Schießen ausgehen, vollauf bestätigt wird.
Von einer endgültigen Regelung der
Tribntfragen wird nicht mehr gesprochen.
Bei den englisch-französischen Verhandlun-
gen wird lediglich noch über die Form ge-
kuhhandelt, in der man das feierliche Be-
gräbnis Brüningscher Lausanne-Hoffnungen
vornehmen wird. Noch steht die Frage offen
ob die Lausanner Konferenz sofort vertagt
werden soll, oder ob man sie, um das innen-
politische, schon arg ramponierte Prestige
des Herrn Heinrich Brüning nicht noch
ärger zu beschädigen, stakkfinden lassen soll
um sie dann im Verlauf der Verhandlungen
abzubrechen und zu vertagen.
Frankreich und England scheinen sich auf
dem Wege einer Einigung dahingehend zu
befinden, daß das Hoover-Moratorium um
6 Monate oder ein Jahr unter den „gleichen
Bedingungen" verlängert werden soll.
„Unter gleichen Bedingungen", das heißt:
die deutsche Reichsbahn A.-G. haftet den
Ententegläubigern wiederum, wie im Jahre
1831, für ca. 660 Millionen Mark unge-
schützter Zahlungen. Reichsbahnfonds in
dieser Höhe sollen der B.I.Z. übergeben, d. h.

Reparationen sollen kommerzialisiert wer-
den. Daß die Reichsbahn mit Defizit ar-
beitet, also gar keine Sonderleistungen über-
nehmen kann, stört die Väter dieses Planes
nicht. Ihnen ist es nicht, wie dem Herrn
Heinrich Brüning, um die geheiligte inter-
nationale Solidarität zu tun, sondern um
die restlose Ausplünderung Deutschlands!
Wenn sich der Herr Brüning auf eine
Verlängerung des gegenwärtigen Mora-
toriums zustimmend oder duldend einläßk, so
tut er das Gegenteil dessen, was er als sein
Ziel hinslcllte und was die „Germania"
schrieb:
Er erkennt damit eine weitere „M i n i-
malkeistung" Deutschlands in Höhe
von ca. 660 Millionen für das Jahr 1932
an. Er spricht das versprochene „Unan-
nehmbar" nicht aus.
Wir können schon heute mit einiger
Sicherheit voraussagen, daß die Rsichsre-
giervng einen faulen Kompromiß eingehen
wird. Wie immer, wenn deutsche Interessen
auf dem Spiel stehen, betätigt sich indessen
Audi Breitscheid, der ewig verhinderte
Außenminister, als außenpolitischer Wan-
derredner. Dem Bericht seiner Rede im
ehemaligen Herrenhaus ist zu entnehmen,
daß Genosse Breikscheid sich ebenso wie

während der Houngplanverhandlungen,
schon jetzt mit den französischen Wünschen
abgefunden hat. Für die Lausanner Kon-
ferenz propagiert dieser Totengräber der
deutschen Zukunft.
„Aufrechterhaltung des grundsätzlichen
Anspruches der Alliierten unter Annahme
einer Zwischenlösung."

Breitscheid geht es nicht um die Befrei-
ung der deutschen Nation, sondern lediglich
um die Aufrechterhaltung der marxistischen
Machtpositionen in Deutschland.
Sein im zukünftigen nationalsozialistischen
Staate als Landesverrat zu bestrafendes
Eintreten für die französische Erpresserthese
soll schon heule für später notiert werden.

„FmkrM wird W ms REt ms RepmtiMii
Ml nchWllWn!"

Der französische Ministerpräsident Laval
hat gestern vor der Kammer das Pro-
gramm seiner Regierung verlesen. Die
Sähe, die sich mit der Reparationsfrage be-
fassen, sind in ihrer Wirkung einer Ohrfeige
auf Brünings Solidaritälsbeleuerungen
gkeichzustellen.
Die Weltkrise Hal, so führte er aus, die
Meinung der Völker verwirrt und eins
Reihe von Lösungsvorschlägen auftauchen
lasten, die mehr auf Einbildung aufgebauk
sind, als auf Tatsachen. Die Annulie-
rung der Reparationen und der
interalliierten Schulden würde
eine Folge dieser Geistesverfas-
sung sein. Wir werden aber keine Lö-

sung zur Behebung der Krise annehmen
können, welche die besonderen Interesten
Frankreichs und seine durch freiwil-
lig anerkannte Verträge ver-
brieften Rechte verletzen würde. Wir
werden uns das Recht auf die
Reparationen nicht streitig ma-
chen lassen.
Mit dieser Regierungserklärung ist die
Lausanner Konferenz, wie wir schon an an-
derer Stelle vorauSsagken, erledigt!
Es bleibt nur die Frage, wann Herr
Heinrich Brüning endlich die Folgerungen
aus einer Kelle endloser Niederlagen ziehen
und zurückkrelen wird.

rlw -ie Verantwortung?

Mit einem Seitenblick auf den Natio-
nalsozialismus fühlen sich die Wortführer
des November-Systems immer wieder be-
rufen, das deutsche Volk vor Illusionen
zu warnen. Allein: Wer hat je mehr Illu-
sionen im deutschen Volke geweckt, als
dieses System? Und mit welchem
Rechte fordert gerade dieses System noch
Vertrauen von dem deutschen Volke? Ist
es nicht ebenso widerlich, wie zynisch, wenn
die Vertreter eines bankrotten Systems
auch heute noch vor das deutsche Volk hin-
treten und sich als die „nüchternen verant-
wortungsbewußten Realpolitiker", als die
„Erfahrenen und allein Sachkundigen", und
als „die vor dem Auslande allein Ver-
trauenswürdigen" anpreisen? Als ob das
betrogene deutsche Volk nicht wüßte, wohin
es mit der „einzig möglichen" Regierungs-
kunst des Erfüllungssystems gekommen ist.
„Nicht nationalsozialistische Illusionen könn-
ten das deutsche Volk retten" so sagen aus-
gerechnet d i e Politiker", die s. Zt. den
Dawes-Plan und später den Toung -
Plan als das Heil Deutschlands verkün-

Von Dr. Maisack.
deten. Für wie dumm müssen diese „Real-
politiker" das deutsche Volk eigentlich
halten, oder für wie langmütig?!
Indessen nimmt das Schicksal seinen
Lauf. Auch durch Notverordnungen kann
es nicht aufgehalten werden. Auch über
ihnen steht das Wort: zu spät! zu spät!
Denn nicht darauf kommt es an, daß ein-
mal etwas geschieht, sondern darauf, daß es
zur rechten Zeit geschieht und auf eine
Weise, die den Erfordernissen der Stunde
angemessen ist. So ist es nur der Fluch
einer seit 13 Jahren verfehlten und ver-
hängnisvollen „Politik", der sich heute immer
mehr auswirkt! Gewiß kann man
Gehälter abbauen und Löhne kürzen, oder
sachliche Ausgaben einschränken — aber
hilft es heute noch? Lasten, die vor einigen
Jahren noch erträglich gewesen wären und
in ihrem Teile einer Gesundung hätten die-
nen können und zwar im Anschluß an eine
vernünftige, klare „Reparationspolitik" —
heute können sie nicht mehr getragen
werden. Und so treffen die unheilvollen Aus-
wirkungen einer sclbffmörderischen Lrtäl-

iungspolitik heute das deutsche Volk in
voller Wucht und die schweren Schäden einer
steigenden Kaufkraftverminderung schlagen
das deutsche um so härter. Die Sünden des
herrschenden Systems tragen heute ihre
Früchte. Aemterschacher und Bonzentum —
das sind die Segnungen des November-
Systems, die heute das deutsche Volk be-
glücken. Das deutsche Volk erhält heute
die furchtbare Quittung dafür, daß es den
Erfüllungsparteien allzulange vertraute, Par-
leien, deren ganze Kunst darin bestand, die
schwersten Niederlagen des Erfüliungssystems
in „Erfolge" umzubiegen und es so zu be-
trügen. Einmal aber muß der Schleier zer-
reißen und die Wirklichkeit tritt hervor,
brutal, wie sie ist.
Und die Verantwortung? Diese Frage
ist den Erfüllungspolitikern natürlich höchst
unbequem. Man möchte sie mit ein paar
billigen Redensarten abtun, „die Not der
Zeit frage nicht nach Schuld und Schuldigen".
Das könnte den schwarz-roten Parteien,
welche die Nationalsozialisten mit Vorliebe
als „Katastrophenpolitiker" bezeichnen so
 
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