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«eil»,: Heidelberger Deobaäster. Herausgeber: Otto Wetzel.
Schriftleitung: Lutheritrabe 55, Telephon 4048
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Nr. 24 / 2. Jahrgang

Dienstag, den 2. Februar 1S32

Freiverkauf 15 Pfg.

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Nachdem Herr Sahm, der Obermacher
>n -em Krampf der „überparteilichen Ret-
iungskolonne" für Hindenburg bereits vom
Kyffhäuser-Bund und den Vereinigten Va-
terländischen Verbänden seine Körbe bezo-

Berlin, 1. Febr. An der Kundgebung
des Reichslandbundes, die am Montag
Mittag im Bundeshause siakkfand, nahmen
Mehrere hundert Vertreter der Landbünde
aller deutschen Länder und preußischen Pro-
vinzen teil. Nach Begrüßungsansprachen
der Präsidenten Bethge und Willikens er-
griff der geschäftsführende Präsident des
Aeichslandbundes, Graf von Kalchreuth,
das Wort. Er führte u. a. aus: Der Ver-
lauf des Jahres 1931 hat erneut bestätigt,
daß die Regierung Brüning nicht den Wil-
len und die Kraft hat sich von den Abhän-
gigkeiten und schädlichen Einflüssen frei- ?
zumachen, unter denen schon im Zähre
1930 ihre Aktivität gelitten hat. In grohMgigen
vorbeugenden Maßnahmen hat man sich
Nicht entschließen können. So ist gegen-
wärtig die Lage Deutschlands noch verzwei-
felter als zu Beginn des Jahres 1931. Auch
heute noch kann trotz der ungeheuren Ver-
schärfung der Lage die wirtschaftliche Le-
bensmöglichkeit und die politische Freiheit
des deutschen Volkes gerettet werden, wenn
die Zügel der Regierung in die Hand von
Männern gelegt werden, die, neben rich-
tiger Erkenntnis, den Willen zu entschlos-
sener Tat aufbringen. Es war der ent-
scheidende Fehler, den Aeichsernährungs-
minister Schiele gemacht hat, als er in die
Regierung Brüning eintrak, daß er glaubte,
als reiner Fachminister ohne entscheidende
Einflußnahme auf die Gesamtpolitik der
Regierung die Lebensmöglichkeiten der
deutschen Landwirtschaft erkämpfen zu kön-
nen. Der Landbund hat es für seine Pflicht
gehalten, im Rahmen der nationalen Front
seine Kampfkraft einzusehen für die Errei-
chung einer Regierung, die die deutschen
Kraftquellen klar erkennt und den Willen

Wieder eis MissMziMWr
SlOeiilkiimWeg
Bei den Astawahlen an der mecklenbur-
gischen Landesuniversikät Rostock erhielten
bei einer Wahlbeteiligung von 65 Prozent:
Nakionalsoz. Sludenkenbund 9 Sitze (7)
Deutschnationale u. Stahlhelm 3 Sitze (3)
Korporationen 3 Eitze s3)

gen hat, erteilte ihm gestern das Bundes-
amt des Stahlhelms einen weiteren, indem
der erste Bundesführer Seldte erklärte, daß
er sich nicht in der Lage sehe, -em von
Herrn Sahm geplanten Ausschuß für die

besitzt, sie in schwerster Schicksalsstunde aus
zuschöpfen und die letzten Reserven einzu-
sehen im Kampf für Freiheit und Leben
des deutschen Volkes
In einer bei dieser Kundgebung gefaßten
Entschließung wird der Reichspräsident ge-
fragt, ob er weiterhin dulden wolle, daß
sein Auftrag von der derzeitigen Reichsre-
gierung in so offenkundiger Weise mißach-
tet werde.

Wiederwahl des Reichspräsidenten von
Hindenburg beizutreten. Diese Stellung-
nahme richtet sich nicht gegen den General
feldmarschall von Hindenburg. Der Stahl-
helm erblickt jedoch weder in Herrn Dr.
Sahm die geeignete Persönlichkeit, noch in
dem von ihm beschrittenen Wege der Bil-
dung eines vorwiegend miktelparteilicheu
Ausschusses das geeignete Mittel für die
Behandlung der Reichspräsidentschafts-
srage."
Wir sehen also in der „überparteilichen"
Novemberfront einen großen Verein von
„Machern", aber Kein Volk, das ihnen
folgt. And wir sehen noch etwas weiteres:
wir sehen diesem Spiel belustigt zu.
Allerdings: Herr Sahm hatte auch einen
Erfolg, einen graußen Erfolg sogar. Es ge-
lang ihm, die Unterschrift des Berliner
Maljuden Liebermann für seine unpolitische
Aktion in einer hochpolitischen Angelegen-
heit zu bekommen. Wir freuen uns selbst-
verständlich mit ihm, trägt doch dieser Name
unseres Erachtens nicht unwesentlich zur
Klärung der Fronten bei.


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5 laxe Verbot —
5 laxe Politik
Der badische Innenminister Emil Maier
hat uns 5 Tage verboten, weil wir unseren
Lesern mitteilten, daß der deutsche Reichs-
kanzler anläßlich des Ablebens des jüdischen
Großkaufmanns Julius Rosenwald aus Chi-
cago ein Beileidstelegramm sandte, und weil
wir an diese Tatsache kritische Gedanken-
gänge knüpften, die nach den Auslassungen
des badischen Innenministers Angriffe ge-
gen den Reichskanzler darstellen, die im ge-
genwärtigen Zeitpunkt in unverantwort-
licher und unerträglicher Weise auch die
Interessen des deutschen Volkes gegenüber
dem Ausland geschädigt haben sollen. So
ähnlich hieß es in der Verbotsbegründung.
Wir rechten nicht mit dem badischen Innen-
minister wegen dieses Verbotes, ebensowenig
sehen wir uns mit der Verbotsbegründung
auseinander. Wir sind einer Verbotswelle
zum Opfer gefallen, die zuerst einem Dutzend
nationalsozialistischer Redner den Maul-
korb anlegte, das „Schwarzwälder Tage-
blatt" für 2 Wochen zur Strecke brachte,
und auch uns überrannte. Am letzten
Samstag wurde auch der „Völkische Beob-
achter" unser Reichsorgan von dieser Welle
für 8 Tage zugedeckt. Verbote national-
sozialistischer Zeitungen entstehen dann und
wann im Gefolge höherer Gewalten, wie sie
in der durch die Weimarer Verfassung ver-
ankerten demokratischen Pressefreiheit nicht
vorgesehen werden konnten. Wir ver-
kneifen uns darum auch jegliche Kritik, da
zu befürchten ist, daß sie uns von empfind-
lichen regierenden Systemparteien übel ge-
nommen werden könnte. Nur eines wollen
wir feststellen: Mag man uns am Ende
oder am Anfang des Monats verbieten,
wir resignieren nicht! Wir werden nach
wie vor zu den politischen und sonstigen
Geschehnissen der Zeit unsere Meinung in
der Sprache und in den Gedankengängen
des gewöhnlichen Volkes sagen. And wir
werden sie darüber hinaus mit denen der
Nation gebührenden Erfordernissen und
Verantwortungen kritisieren. Wir wißen,
daß allem Sträuben zum Trotz in nicht all-
zuferner Zeit die Machthaber von heute auf
ganz legalem Wege Männern mit unserem
Zeichen Platz machen müßen. Diese werden
allerdings nicht nölig haben, oppositionelle
Meinungen und Kritiken so zu bekämpfen,
wie das heute unter Berufung auf diverse
Notverordnungen geschieht. Eine Moment-
aufnahme aus dem Bildstreifen unseres
Verbotes wäre dem Leser noch zu zeigen.
Da eine Anzahl Setzer und Drucker während
der Dauer des Verbotes arbeitslos ge-
worden sind, wollten wir unlerm Strich
nachstehende Fußnote bringen: „Schafft
Druckaufträge für die durch das Verbot
arbeitslos gewordenen Seher und Drucker!"
Dieser Hinweis, den wir in der Sorge, um
die betroffenen Arbeiter machen wollten,
wurde uns von dem Heidelberger Polizei-
direktor Atkenskaedt untersagt. Wir sind
vorsichtig genug geworden, um es der In-
telligenz unserer Leser zu überlassen sich auf
diese Ablehnung den paffenden Vers zu
machen, wobei wir noch zu bedenken geben.
 
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