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Srilag: Heidelberger veebichler. HereuSgeder: Otto Detzkü
Schriftleitung: Lutherstratze 55, Telephon 4048
Ker Heidelberger Beobachter «rlcheint 6 mal wöchentlich nn»
«ostet mon-tlich 2.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich 38 Psg.
Bestellungen nehmen die PoftLmter und Briesträgcr entgegen,
gst »ic Zeitung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt
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Für Freiheit und vrotl


Anzelgen: Die 8 gespaltene Millimeterzeile lO Pfg Die
4 gehaltene MiHimeierzeile im Textteil 25- Bfg. Für kleine
Anzeigen: Die 8 gespaltene Millimeterzeile 5 Kfg. Bei Wieder-
holung Raoatt nach aufliegendem Taris. Schluß der Anzeigen«
Annahme: 18 Uhr. Anzeigen - Annahme: Lutherstrabe 55.
Tel. 4048; Marktplatz 3. Tel. 86. Zahlungs-und Erfüllungs-
ort: Heidelberg. Ausschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg.
Postscheckkonto: Heidelberger Beobachter. Karlsruhe 21834.

Nr. 22 / 2. Jahrgang

Mittwoch, den 27. Januar 1S32

Freiverkanf 15 Pfg.

Kskobssnivalt greif ru!

HWmals-MsM der Mr» WA"

Der Ailsnihr soll mit Mord. Terror und ZeritmiWN durchs Land geueilscht werden.— lleberralchllngs-
aktionen sollen alle Nachrichtenmittel. Bahnanlagen. Licht- und Elektrizitätswerke, lmie Brüllen zerltöreu.

Vorgesehener und durchzuführender Plan der Arbeiter-
Abwehr- und Kampforganisatio» gegen den Faschismus.
Punkt 1:
Vordeugungs- und Abwehr-Aktionen.
Um eine Machtergreifung des Faschismus, ganz gleich auf welchem Wege, zu
verhindern, ist es erforderlich, von Len Absichten des Gegners genau unterrichtet zu
sein. Aus diesem Grunde ist ein gut organisierter Ueberwachungsdienst von
größter Wichtigkeit. Es handelt sich darum, feflzustellen und aufzuklären:
1. welche Beziehungen in Ländern, in denen Faschisten an der Regierung beteiligt
oder alleinige Machthaber sind, zu den staatlichen Instrumenten wie Reichswehr
und Marine, Schutzpolizei, Landsägerei usw. bestehen, wie weit -er faschistische
Einfluß sich geltend macht, was für Befehle, Anordnungen und Anweisungen er-
teilt werden. Das läßt sich einerseits durch zuverlässige, in den einzelnen Behörden
beschäftigte und angestellte Vertrauensleute (Funktionäre) ermöglichen, die ihrer-
seits wieder geeignete Hilfskräfte heranziehen, diesen erforderliche Anweisungen
geben und — sie überwachen.
2. durch Belauschen von Unterredungen, Abhören von Telefon-
gesprächen, Funksprüchen und Radiomeldungen, Einsichtnahme in jegliche Kor-
respondenzen, Akten, Schriftstücke usw. Anfertigen von Auszügen und Rokizen aus
Liesen, oder genaueste Kennknisnahn.e. In jedem Falle ist die nächstzuständige Stelle
von dem Erfaßten sofort zu benachrichtigen. Ist ein Abhören von Gesprächen usw.
an Ort und Stelle nicht möglich, so sind — aber nur an Haupt- und eminent wich-
tigen Leitungen — Vorkehrungen zu treffen, die es unter allen Umständen er-
möglichen.
Dasselbe gilt auch für alle übrigen Länder. Hier sind besonders die faschistischen Abge-
ordneten, Staatsbeamte, Behördenvertreker zu überwachen an-
deren Verkehr zu beobachten.
4. Besonders wichtig ist die genaue Kenntnis über Stärke, Ausrüstung, Ausbildung,
Führung und Stimmung der faschistischen Kampfverbände, wie SS, SA usw. Es
darf kein Dorf, keinen Ort und keine Stadt geben, wo nicht die Adressen der
militärischen und politischen Führer und Funktionäre der
NSDAP genau festliegen, Verkehrs- und Siurmlokale, SA- und SS-Küchen.
Heime, Unterkünfte, Kasernen, Aebnngsplähe, Schießstände, Magazine und Waffen-
lager ebenfalls genau bekannt sind. Dies ist in erhöhtem Maße auf die Gebäude
and Lokalitäten der zentralen Stellen, wie SS- und S A - F S h ru n g e n, Orks-

Das Zentrum paktiert
Vergangenen Sonntag fanden in Becht-
heim (Rheinhessen) Bürgermeisterwahlen
statt. Gewählt wurde unser Parteigenosse
L. Schickert mit 590 Stimmen,
während der Sammelkandidat des
Zentrums, der KPD und der
SPD nur 326 Stimmen erhielt.
Die Tatsache, daß sich daS Zentrum er-
neut mit -em Marxismus beider Richtun-
gen gegen den nationalsozialistischen Kandi-
daten verbunden hak, muß allen Katholiken
di« Augen öffnen. Der fanatische Hah des

mit deu KammunW
Zentrums gegen das erwachende Deutsch-
land kennt keine Grenzen mehr. Die zen-
krümliche Elastizität (lies Gesinnungslum-
perei) geht so weit, daß es lieber mit Kir-
chenräubern und Klosterschändern paktiert,
als mit dem für das Christentum eintreken-
den Nationalsozialismus. Unsere Behaup-
tung, daß das Zentrum eine antikalholische
Partei ist, ist durch das neue Bündnis mit
-en Kommunisten erneut einwandfrei be-
wiesen. Auch Lieser Vorfall reiht sich wür-
dig an die bekannten Ober-Uhldinger Vor-
gänge an.

gruppenleitvngen usw. anzuwenden. Es geschieht durch Beobachtungen von außen
oder aber — dann nur von besonders geeigneten Personen und tauglichen Objek-
ten — von innen heraus. Richtlinien hierfür können nicht gegeben werden, da es
hierbei immer von örtlichen und gegebenen Verhältnissen, zeitlichen Umständen, in-
dividuellen und körperlichen Eigenschaften, geistiger Anpassungsfähigkeit usw. usw.
abhängk, vor allem größte Um- und Vorsicht geboten, wie auch bei Zersetzungstätig-
keit im gegnerischen Lager und nötigenfalls Terroraktionen zur Be-
unruhigung des Gegners.
5. Zum Schluß sei noch auf die geistige, moralische und materielle Schwächung des
Gegners, die von größter Bedeutung ist, hingewiesen. Auch hierfür treten besonders
die zum Schluß des Absatzes aufgeführlsn Momente zutage. Hausdurchsuchungen.
Beschlagnahme von Waffen und Ausrüstungsgegenskänden, Uniformen, Abzeichen
usw. sind zu bewirken, wie auch Verwicklungen in Straf-, Gerichts-
und Polizeiverfahren herbeizuführen, die den Gegner geistig
und körperlich lähmen und schwächen und materiell schädigen.
6. Die Richtlinien gelten im gleichen Maße, soweit erforderlich, für die dem Faschis-
mus angeschlossenen Organisationen und Kampfoerbände.
vis ttookvsrräksr bsksklsn:
MWWlNWg der Wzei-Mer-
raWugsaktiMll gegen die M'chsmehr
Punkt 2:
Kampf-Aktionen.
Die faschistischen Kampfverbände sind teilweise den Arbeiter-Abwehr- und Kampf-
Organisationen in Bezug auf Organisierung, Ausrüstung und Ausbildung über-
legen.
Durch das Hinzuströmen vorwiegend bürgerlicher Elemente jedoch in die faschi-
stischen Reihen ist die Schlagkraft der Faschisten bedeutend vermindert. Hinzu kommt,
daß der revolutionäre Elan und die Schwungkraft durch die Legalitäts-Be-
teuerungen, Lurch Schwindel, Verrat und Korruption, ebenfalls
stark geschwächt worden sind und außerdem die geschaffene und zurzeit noch bestehende
Hochspannung nicht mehr lange gehalten werden kann. Auf der einen Seite vor-
wiegend — die ehrlichen Arbeiter und Sozialisten haben der NSDAP schon lange den
Rücken gekehrt — ein aufmuckendes, feiges, von „Hemmungen und Bindungen" nicht
freies „Bürgertum" unter Führung bezahlter Kapitalistenknechke in Gestalt abgetakel-
ter Generäle und Offiziere, feister Burgois und Schweroerdiener — auf der anderen
Seite aber, ein durch Terror, Ausbeutung, Hunger und Elend zusammengeschweißtes,
hemmungsloses, klassenbewußles Proletariat, das nichts zu verlieren hat, als eia
Leben voller Qual und Hoffnungslosigkeit.
(Es folgt ein Aufruf, der die Arbeiterschaft, Mann, Frau und Kinder zum Kampf
auf die Barrikaden ruft, und mit der völligen Vernichtung des Gegners enden müsse.)
1. Als Grundlage der Gesamt-Abwehr- und Kampforganisation dient das Aeber-
raschungs Moment. Es gilt, den Gegner völlig unvorbereitet zu treffen. Dazu
ist es unbedingt erforderlich, daß zu gleicher Zeit (auf die Minute pünktlich) an allen
Orten und Stellen, die vorgesehen und bestimmt sind, die Ueberraschungs-Akkion
einseht. Anter allen Umständen ist dafür Sorge zu tragen, -aß dieses befolgt wird
und gelingt; denn dieser Umstand allein verbürgt -en Erfolg und Sieg. Die Ueber-
raschung ruft gänzliche Bestürzung hervor, das Chaos kettet und fesselt Sieg an
unsere Fahnen.
2. Am von staatlichen und städtischen — überhaupt öffentlichen Einrichtungen frei zu
 
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