Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Bcrlag: Heidtidsrger Deodachtsr. Herausgeber: Otto Metzel.
Schriflleitung: Luchcrstrabe bö, Telephon 4048
Der Heidelberger Beobachter erscheint 6 mal wöchentlich und
b>»et monatlich 2.4Ü RM. Bei Postbezug zuzüglich 36 Psg.
Bestellungen nehmen die Postämter und Briefträger entgegen.
IS die Zeitung am Erfcheinen (auch durch höhere Gewalt
»«hindert, besteht kein Anspruch auf Entschädigung

HsWstlsll öer

sör SSrüMlb




zur Freiheit und Vrok!

ÄsliMOlMk

M siSiilSSv

Anzeigen: Die.8 gespaltene Milldntterzeile W Psg. Die
4 gcspalrene Millimelcrzeile im Lcxtteil 2b Psg. Für kleine
Anzeigen: Die 8 gespaltene Blillimetcrzeilc s Psg. Bei Wieder-
holung Rabatt nach ausliegendcm Taris Schlug der Anzeigen.
Annahme: 18 Uhr. Anzeigen - Annahme: Lutherstrabs bb.
Tel. 4048: Marktplatz 3, Tel. 86. Zahlung^- und Erfüllung^
ort: Heidelberg. Auöschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg
Postscheckkonto: Heidelberger Beobachter, Karlsruhe 21834

Nr. 20 / 2. Jahrgang

Montag, den 25. Januar 1932

Freiverkauf 15

Hitlers Antwort an Brüning:


ir werden Euch entfernen, so wahr wir

hier stehen!"

Herr Heinrich Brüning hat nunmehr
endlich eine Antwort auf Adolf Hitlers
Denkschrift gegeben, nachdem er die zwei
offenen Briefe unseres Führers unbeant-
wortet gelassen hat.
Das Schreiben des Herrn Brüning ist in
jenem müden, entsagungsvollen Ton gehal-
ten, den wir nun schon lange an Regie-
rungserklärungen kennen. Sachlich ist der
Reichskanzler weder verfassungsrechtlich
noch politisch in der Lage, irgend ein Argu-
ment unseres Führers zu entkräften.
»Tendenz: schwach", so beurteilt unsere
badische Gauzeitung das Brüningsche Schrei-
ben. Hätten wir die Möglichkeit, — auch
die Aeußerungen des Herrn Brüning einer
Kritik zu unterziehen, ohne mit irgend einer
der tausend Notverordnungen in Konflikt
zu geraten, so würden wir gern den Platz
opfern, um unseren Lesern den ungekürzten
Genuß der Brüningschen Antwort zuteil
werden zu lassen.
So begnügen wir uns mit der Wieder-

gabe der sofortigen Antwort, die der Führer
vor Tausenden deutscher Volksgenossen in
München dem Herrn Brüning zukommen
ließ:
Adolf Hitler hielt am Sonnabend im
Zirkus Krone eine eineinhalbstündige Rede.
Gegenüber der Erklärung Lavals, der
Poungplan stelle ein rechtsgültiges Doku-
ment dar, erklärte Hitler, dieser Plan sei
nur für die alten Machthaber rechtsgültig;
die Nationalsozialisten hätten keinen Zwei-
fel darüber gelassen, daß sie den Poung-
plan nicht anerkennen würden. Wenn der
Kanzler erkläre, Hitler könne nichts an-
deres tun als die gegenwärtige Reichsregie-
rung auch, so müsse festgestellt werden, daß
die Reichsregierung allmählich damit be-
ginne, das zu tun, was die Nationalsozia-
listen schon seit Jahren gefordert hätten.
Freilich würden die nationalsozialistischen
Vorschläge nur stümperhaft angewandt.
Durch die Notverordnungen seien die Schä-

den nicht nur nicht behoben worden, sondern
die Entwicklung zur Katastrophe habe wei-
tere Fortschritte gemacht. Die Regierung
erkläre, das deutsche Volk werde diesen
Winter überwinden, weil es das heutige Sy-
stem überwinden werde. Es sei aber sehr
zu bezweifeln,
ob dis Parteien und Menschen, die
letzten Endes dafür verantwortlich ge-
macht werden müßten, auch noch Len
nächsten Minter überleben würden.
Der Blick in die deutsche Zukunft sei ein-
fach entsetzlich. Nur ganz unverantwortliche
Parteiführer könnten die Nation in den
Glauben einwiegen, daß man mit so leichten
Mittelchen wie Herr Brüning das Volk vor
der Katastrophe bewahren könne. Menn
jemand die Schuld an der bisherigen Kata-
strophe trage, dann sei der erste Weg zur
Besserung die Beseitigung der Schuldigen,
s Es gehe nicht an, daß man sich der Verant-
; wortung entziehen wolle mit der Enkschul-
s digung, daß die Friedensverträge oder der


Pariser Presse bezeichnet die deutschen
Minister als Kanaillen!

Berlin, 24. Ian. In einer nationalsozia-
listischen Kundgebung sprach am Sonntag
mittag Reichstagsabgeordneter Alfred Ro-
senberg, der Hauptschriftleiter des „Völki-
schen Beobachters und außenpolitische Be-
vollmächtigte Hitlers. Rosenberg bemerkte
einleitend, zwölf Jahre Verständigungspo-
litik hätten zur Folge gehabt, daß der deut-
sche Reichskanzler und seine Kollegen heute
öffentlich von der Pariser Presse als „Ka-
naillen" bezeichnet würden. Der Redner
unterstrich sodann das Recht Deutschlands
auf eine Abrüstung der übrigen Völker.
Die kommende Abrüstungskonferenz werde
den Ver'ständigungspolitikern eine neue
Enttäuschung bringen. Wenn in Genf der
deutsche Anspruch auf Rüstungsgleichheit
nicht anerkannt werde, so bedeute das prak-
tisch die Revision des Versailler Vertrages.
Hinsichtlich der Lausanner Tributkonferenz
warnte Rosenberg vor Illusionen. Der
Reichsregierung müsse der größte Vorwurf
daraus gemacht werden, daß sie im Boung-
plan eine sogenannte Sankkionsklausel zu-
gelassen habe, die Deutschland in schwerster
Weise bedrohe. Die französische Tribut-
politik fördere den Bolschewismus in
Deutschland. Es gebe aber andere Nationen,
die an einer politischen Vernichtung Deutsch-
lands nicht interessiert seien.
Zu der Antwort des Reichskanzlers an
Hitler sagte Rosenberg u. a.: Wir müssen
es außerordentlich bedauern, daß der
Reichskanzler eine derartig herausfordernde

und oberflächliche Antwort erteilt hat.
Wenn Brüning sagt, Hitler hätte mit
Schlagworten gearbeitet, und schuld an den
heutigen Zuständen seien nicht parteipoli-
tische Zustände, sondern der Vertrag von
Versailles, so müssen wir feststellen: Zen-
trum und Sozialdemokratie haben seit 12
Jahren nicht gegen den Versailler Vertrag
gekämpft, sondern alles getan, um ihn zu
erfüllen und als erträglich hinzustellsn. Eine
Außenpolitik ist nur mit einer vollbewußten
und eindeutig eingesetzten Nation zu führen,
nicht aber mit Parteien, die grundsätzlich
das Recht Les Landesverrates in Anspruch

Gegen den Leiter der jetzt zusammen-
gebrochenen Evangelischen Zentralbank, Di-
rektor Paul Runck, ist von der Staats-
anwaltschaft I noch im Laufe der Woche
ein Ermittlungsverfahren eingeleitel worden.
Schon am Nachmittag mußte Runck in
Moabit beim Staatsanwalt zur Vernehmung
erscheinen, die sich bis in die Abendstunden
hinzog. Es soll sich dabei insbesondere um
den Verdacht handeln, daß die Evange-
lische Zentralbank einen Teil der Gelder,
die sie vom Zenlralausfchuß der Inneren
Mission aus dem diesem vom Reich gewähr-

nehmen. Brüning und feine Freunde haben
keine Berechtigung mehr, das nationale
Deutschland zu vertreten, das allein für
die Freiheit des Volkes zwölf Jahre gear-
beitet hat. Rosenberg machte sodann dem
Reichskanzler den schweren Vorwurf, das
Ausland gegen das nationale Deutschland
zn Hilfe gerufen zu haben. Darnach sprach
Dr. Goebbels über die Aufgabe der Arbei-
terschaft, den Marxismus zu zerschlagen.
Die Auseinandersetzung zwischen Interna-
tionalismus und Nationalismus, zwischen
Stalin und Hitler werde in Deutschland be-
ginnen.

ten Acht-Millionen-Kredit erhalten hakte,
nicht bestimmungsgemäß weitergeleitet, viel-
mehr für eigene Zwecke, Abdeckung der
Bankschulden usw. benutzt hat.
Inzwischen Haden sich schon jetzt Einleger ;
gemeldet, die ihre Wertpapiere nicht zu-
rückerhalken haben. Meist sind es Pfarrer
und Mitglieder der Evangelischen Kirche,
vor allem aber auch Personen, die für ihre
Kinder und Mündel Wertpapiere besonders
sicher deponieren wollten. Wie immer bei
solcken Bankkrachs find die Geschädigten
meist kleinere Einleger, die nunmehr z»
armen Schluckern geworden find.

Zer Skandal der evaageWen Zentralbank

verlorene Krieg schuld seien. Wer sei denn
schuld an Versailles? So leicht kämen die
Herren nicht um die Vergeltung herum, daß
sie sagten: „Wir sind auch nur das Opfer
einer Weltkrise und des Friedensvertrages".
Es gebe nichts auf der Welk an Ereignissen,
wo nicht Menschen als Arheber dahinker-
ständen. Die Revolution sei -er Anfang
der Schuld gewesen. Die Kriegsschuldlüge
sei mit der Revolution aus der Taufe geho-
ben worden. Die Parteien, die heute an
der Regierung seien, hätten die Revolution
gemacht oder sie mindestens gebilligt und
gedeckt. Die Parteien seien also an der
Entwicklung der Dinge schuld und müßten
daher vernichtet werden. Zu dieser Schuld
komme die Vernachlässigung der nationalen
Kraftenkfaitung in Deutschland und die
Vernichtung der Keimzellen, aus denen
später wieder einmal eine deutsche Kraft
hätte erwachsen können. Brüning lebe der
Hoffnung, daß Lausanne uns die Streichung
der Tribute dringe. Man wisse aber noch
gar nicht, ob die Konferenz überhaupt
siatlfinde. Wenn sie Deutschland von den
Tributen erlösen würde, würde sie bestimmt
nicht stakkfinden. Auch die Nationalsozia-
listen könnten nicht von heute auf morgen
den vollkommenen Umschwung bringen.
Aber wie die anderen 12 Jahre lang Deutsch-
land vernichtet hätten, so hätte man in 12
Jahren Deutschland wieder aufbausn kön-
nen. 13 Jahre lang hätten die Vertreter
des heutigen Systems Fehler über Fehler
in der Regierung gemacht und das deutsche
Volk in die Katastrophe getrieben. Die
Männer, die ihren Namen mit -em Verfall
Deutschlands für ewig verbunden hätten,
würden nach dem Gesetz der Ursache und
Wirkung nicht die Männer des Wieder-
aufbaues deutscher Zukunft sein. 13 Jahre
lang hätten sie den Beweis dafür erbracht,
daß sie eine Nation zu Grunde richten
könnten. Wir verlangen von ihnen nichts
anderes, als daß sie uns nun die nächsten
13 Jahre abtrelen zur Wiederaufrichkung
Deutschlands.
Wenn sie erklären: „Wir können das
nicht, wir sind verantwortlich", so sagen wir:
Wem seid Ihr denn verantwortlich?
Vielleicht der Nation? Fragt sie doch!
Sie wird Euch Euer Urteil ausstellen.
Deutschland kann nicht frei werden,
bevor das System überwunden wird,
das Deutschlands Zerrüttung verschul-
dete. Ls ist Zeit, -aß diese Männer ab-
trelen. Sie sagen: Wir gehen nicht.
Mir sagen: Wir werden Euch entfer-
nen, so wahr wir hier stehen.
Die Parkeikürme Deutschlands, mögen sie
heißen, wie sie wollen, reißen wir ein. Mir
werden sie zertrümmern und in Schutt
schlagen und darauf den Turm der deutschen
Nation aufbauen.
 
Annotationen