Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ÄiMlWsWo

SN

llliS ZülilMö

flr VSmlvslS

><ür Freiheit und Vrot!

DkSee: veNrwergcr Beodachl er. Herauigedci: Otto Wetzet.
Schriltleiiung! Lulherstratze SS, Telephon 4048
De» Heidelberger Beobachter erscheint k> mal wöchentlich und
monatlich r.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich »6 Psg.
Uxttellungen nehmen die Postämter und BriesirSgsr entgegen.
DA die Zeitung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt
»-^tzt»>>»-r. besteht lein Anioriub auf Entschädigung

An zeige ni Die 8 gespaltene Milltmelerzetlc IO Psg. Dte
« gespaltene Millimeterzeile im Tcxtteil 2S Pfg. Für Nein«
Anzeigen.: Die 8 gespaltene Millinietcrzeile ü Psg. Bei Wieder-
holung Rabatt nach ausliegendem Taris Schluü der Anzeigen-
Annahme: >8 Uhr. Anzeigen - Annahme i Lutherstrabe SS.
Tel. 4048: Marktplatz tz. Tel. 86. stahlungs- und ErsüUungs-
ort Heidelberg. Ausschliesslicher Gerichtsstand Heidelberg
Postichestlonto. Heidelberger Beobachter, Korlsrrche 21834


Nr. L2 / 2. Jahrgang

Freitag, den 15. Januar 1932

Freiverkauf 15 Pfg.

Das Zentrum bekennt sich offen
zum Separatismus

Am Dienstag, den 12. Januar fand
eine Versammlung der „Katholischen
Vereinigung für nationale Politik" in
den Hohenzollernsälen in Moabit statt.
Es sprachen 3 Redner. Als erster
Dr. Deck, Herausgeber der Zeitschrift
„Das Freie Deutschland", dann A. Röd-
lich und als dritter Paul Keller.
Der Saal war überfüllt. Zum
Schluß meldeten sich einige Diskussions-
redner. Ein junger Windhorstführer
trat dann von seiner Redemeldung zurück
um sie, wie er sagte, einem Prominen-
teren zu überlassen. Es sprach dann ein
Herr Junges. Dieser sagte unter ande-
rem folgendes:
„Ich selber bin Edelseparatist als
Katholik".
Er schloß seine Rede, indem er be-
hauptete, das Zentrum werde im Falle
einer legalen Machtergreifung durch die
nationale Opposition mit separatistischen
Bestrebungen antworten.

Als Herr Junges, der Rheinländer
ist, diese Ungeheuerlichkeiten ausgespro-
chen hatte, wurde er von der empörten
Versammlung gezwungen, das Redner-
pult zu verlassen. Durch die Versamm-
lungsleitung wurde er davor bewahrt,
daß die empörten Versammlungsteil-
nehmer ihm die richtige Antwort erteil-
ten.
„Brüning unniiiglilh"
München, 14. Ian. 3m „Völkischen
Beobachter" schreibt Alfred Rosenberg in
einem Artikel unter der Ueberschrift „Brü-
ning unmöglich" u. a.: Man stelle sich vor,
daß Dr. Brüning noch vor wenigen Wochen
ganz offiziell den Führer der deutschen
Freiheitsbewegung in seiner Rundfunkrede
in heftigster Weise angegriffen hatte, und
nun wurde plötzlich der Führer dieser
„Welkgefahr" gebeten, unter Borschiebung

Hindenburgs die politische Lebensdauer
desselben Herrn Brüning zu verlängern. Wir
gehen nicht fehl in der Annahme, daß in
den Tagen, die zwischen dem letzten Angriff
und dem Telegramm liegen, der immer noch
amtierende Reichskanzler von sehr autori-
tativer ausländischer Seite darauf aufmerk-
sam gemacht worden war. daß er nicht mehr
recht verhandlungsfähig sei ohne Adolf
Hitlers Unterstützung, da ja kein Volk mehr
hinter der Regierung stände. Mir wurde
schon im Dezember 1831 in London von der
dortigen Botschaft eines Großstaates be-
kannkgegeben, daß mit der jetzigen Reichs-
regierung keine dauernden Abmachungen
getroffen werden könnten.
Pg. Rosenberg teilt im übrigen mit, daß
die Denkschrift Adolf Hillers an den Reichs-
präsidenten mit ergänzenden Ausführungen
„zu gegebener Zeit" veröffentlicht werden
wird.

Offene Bürgerkriegsdrohungen der SPD.
400VV Schutz Munition beschlagnahmt

Wien, 14. Januar. In einer Vertrauens-
männerversammlung der sozialdemokratischen
Arbeiterschaft sprach am Mittwoch der Abg.
Deutsch, der Führer des sozialdemokratischen
Schutzbundes. Er versicherte, daß anstelle
der geraubten Gegenstände „hundertfach an-
dere kommen werden". Er sagte: „Wir
kündigen frei und offen an, daß wir «ns
nicht entwaffnen lassen, solange nicht alles
entwaffnet ist". Weiter bezeichnete er es
als unwahrscheinlich, daß der Bundeskanzler
und der Innenminister zu der Aktion ge-
drängt hätten. Sie seien vielmehr dunkle
Drahtzieher gewesen, die eine Regierungs-

krise herbeisehnten. Sie würden sie haben,
ob sie aber von ihrem Ausgange dann be-
friedigt sein würden, stehe noch sehr dahin.
Die weitere Sichtung der aufgefundenen
Warenbestände ergab, daß insgesamt 40000
Schutz Insanteriemunikion beschlagnahmt
worden ist. 10 000 Stück davon waren für
Maschinengewehre gegurtet. Außerdem sind
Apparate zur Füllung von Maschinengewehr-
gurke gefunden worden. 40 Kisten waren mit
Handgranaten gefüllt. Die Flüssigkeit in
den 100 Flaschen ist noch nicht analisiert
worden.

Wieder zwei marxistische Morde

In Hindenburg O.-S. ist der
Nationalsozialist Ezerneck, Vater
von zwei Kindern, der am 22. Dezember
vor. Is. von Kommunisten schwer ange-
sckosfen worden war, am 9. Januar im
Städtischen Krankenhaus gestorben.
Und noch ein Todesopfer durch
Rotmord.
Der Kraftwagenführer Rud. Steller, Berlin
aus der Wilhelmsaue 112, der der National-
sozialistischen Partei angehörle und der am
Neujahrslag in Berlin an der Ecke der
Wegener- und Gieselerfkraße in Wilmers-
dorf aus dem Hinterhalt be-
schossen worden war, ist am Sonntag im
Krankenhaus seinen Verletzungen

erlegen. Die Ermittlungen der Polizei
haben bisher noch nicht zur Festnahme der
Täter, die wohl in kommunistischen Kreisen
zu suchen sind, geführt.
Mit Rokmord hat das Jahr begonnen.
Im Zeichen Rotmordes steht der erste Mo-
nat des Jahres. Immer neue Opfer laden
die Hetzer im Solde Moskaus auf ihre
Schultern. Wann endlich wirft die Staats-
autorität das Letzte in die Wagschale, um
dieses Mordgesindel unmöglich zu machen?
Am Sonntag kam es in Leipzig
gelegentlich einer großen Kundgebung
der NSDAP zu schweren Zusammen-
stößen zwischen Nationalsozialisten und
Kommunisten. Dabei erhielten drei Na-

tionalsozialisten schwere Schuhverletzun-
gen.
Zeitungsverbot Nr. 134
Die nationalsozialistische Wochenschrift
„Der Volkskampf" in Kiel, die vor einigen
Tagen beschlagnahmt worden war, ist jetzt
vom Oberpräsidenlen der Provinz Schles-
wig-Holstein auf die Dauer von 6 Wochen
verboten worden.
Sie „FrmkWnin" mmt sitz «ii
Die Frankfurter Iudentanke aus der
Großen Eschenhe-merstraßc hak sich am
letzten Mittwoch in der Gedankenwelt deut-
scher Staatsbürger jüdischen Glaubens aus-
gefeiert. Dabei erlaubte sie sich ein unmaß-
gebliches Urteil über unseren Führer Adolf
Hitler, indem sie schrieb'
„Jedenfalls hat in diesen Ta^en Adolf
Hitler abermals bewiesen daß er rwar den
Instinkt und vielleicht auch den Blick, daß
er aber nicht die Kraft des großen politi-
schen Führers hat".
Also den Instinkt und den Blick des
großen politischen Führers gesteht ihm die
Frankfurter Iudentanke schon zu. Sie läßt
mit sich handeln, denn früher schrieb sie
ganz anders. Noch weitere hunderttausend
Mitglieder der NSDAP und die Frank-
furterin sieht mit ihren alten politischen
Triefaugen auch noch die Kraft des großen
politischen Führers. Sie werd sich doch
nicht verderbe das Geschäft!

Französische Erpresser
an der Arbei^
S-. Nachdem sich die derzeitige Reichsregie-
rung unter dem Druck der nationalsozia-
listischen Volksstimmung genötigt sah, ge-
genüber dem englischen Botschafter Sir
Rumbold und anderen auswärtigen Diplo-
maten Deutschlands Zahlungsunfähigkeit
zu erklären, ist man seitens der Systempresse
eifrig an der Arbeit, diese Kundgebung
nach Möglichkeit abzuschwächen. „Deutsch-
land ist an der Veröffentlichung der Brü-
ningschen Erklärung unschuldig. Ein pol-
nischer Diplomat habe die Brüningschen
Aeußerungen entstellt an die Reuteragentur
gegeben." So entschuldigt jene Presse, die
stets zum Verrat deutscher Lebensnotwen-
digkeiken bereit war, den an sich selbstver-
ständlichen Schritt Brünings. Schließlich
bemüht sich noch Herr Dietrich (seine Hand
hat er immer noch nicht ins Feuer gelegt)
um eine „Richtigstellung"!
Diese und ähnliche andere Aeußerungen
bieten etwa das Bild der Echternacher
Springprozession ins Außenpolitische über-
tragen und verstärkt. Nicht etwa zwei
Schritte vor und einen zurück, sondern einen
Schritt vor und zwei zurück!
Die Wirkung derartig zwiespältiger
außenpolitischer Haltung ist entsprechend.
Die französische Politik gegenüber Deutsch-
land hak gut vorgearbeitet. Bis zum
schwarzen Tag des Wirtschaftszusammen-
bruches, der Bankschließungen u. s. f. im
vergangenen Jahre hatte die französische
Regierung die österreichische Währung er-
schüttert, die deutsche Währung an den
Rand des Abgrundes gebrach! und das
englische Pfund bedroht. Der Erfolg
jenes systematischen Bombardements mit
französischem Gold war die Zollunionsnieder-
lage der Herren Brüning, Lurtius und
Schober.
Seitdem hat die Bank von Frankreich,
unterstützt von Morgan und den französischen
Privatbanken folgerichtig weitergearbeitet.
Unter dem Druck der französischen Pfund-
verkäufe und der Kreditkündigungen sah sich
England schließlich gezwungen, den Gold-
standard aufzuheben. Die Washingtoner Ver-
handlungen Lavals gaben Frankreich freie
Bahn zur Verfolgung seiner Politik der
wirtschaftlichen Unterjochung Europas! Wäh-
rend Brüning von „internationaler Solidari-
tät" redete, handelte Laval, und als Brü-
ning endlich entgegen seinen bisherigen
Methoden offen Deutschlands Zahlungsun-
fähigkeit verkündete (wir lasten dahingestellt,
ob dies mit der Nebenabsicht geschah, die
NSDAP, in der Reichspräsidentenfrage
günstig zu stimmen.), setzte die langvor-
bereitete französische Offensive auf allen
Fronten ein.
Die französische Presse schäumte über
 
Annotationen