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wenn die Vöglein draußen im Wald ihr Köpf-
lein noch tief zwiſchen den Beinen im warmen
Gefieder drinnen ſteckten haben und wenn der
Morgenstern noch lange hinter den Berzen
ſchläſt, da geht im Land ſchon ein mächtiges
Singen und Klingen an. Die große Glock. ruft
und ladet über Berg und Tal. Auf allen Ber-
gen wirds lebendig, überall beginnen die Fen-
ſterſcheiben zu leuchten, und ſchon kommen Lich-
ter und Fackeln den Berg herunter, eingelIn um
in langen Reihen. Aus den hohen Kirchenfen-
ſtern ſchaut auch bereits helles Licht, und alles.
ſtrömt der Kirche zu. Vie einſt die Hirten vm
den Hügeln um Bethlehem ins Tal hernieder
ſtiegen, ſo ziehen auch da die Leute heran, des
Herz voll Glauben und Liebe. Und brinnn m
„| der Kirche iſt alles überſät von Lichtern und
Flämmchen. Da rauſcht die Orgel in feierlichen
Klängen, und es beginnt das Rorate oder ,gul-
denes Amt". — Das gute chriſtliche Volk kann
die heilige Weihnacht kaum mehr erwarten, es
feiert ſchon eine kleine Weihnacht voraus in
den „guldenen Aemtern". Vieſe Vorweihnachls-
feier gilt aber hauptſächlich der lieben Gottes-
mutter Maria, die uns um Weihnachten die
Klein Henneli war müde gespielt; das heißt:
eigentlich war sie nicht müde, nur hatte ſie keine
Luſt mehr. Ob ſie die Mutter einmal bitten ſollte,
ihr eine Geſchichte zu erzählen, wie ſie früher oft
getan? Aber die Multer würde ſicher wieder ſa-
gen: Du Jollſt mich nicht ſtören, und lachte kein biß-
<en dabei und ſah immer ſo aus, als wenn ſie
weinen wollte. So war die Mutter nun immer,
| seitdem der größere Bruder geſtorben war; aber
der war doch ein Engel im Himmel, und die Mut-
ter ſollte nicht immer jo traurig ſein und ſollte
wieder lachen und „mein Mädelchen“ zu ihr ſagen.
Aber das tat ſie gar nicht, kümmerte ſich nicht um
die verſchüchterte Kleine, hing ihren trüben Ge-
danken nach, und heute beim Mittageſſen hatte ſie
geſagt: „Dieſes Iahr gibts bei uns keinen Weih-
nachtsbaum, das Chriſtkind kommt nicht zu ſo trau-
rigen Menſchen.“ Als der Vater leiſe ſagte: „Aber
das Kind, das Hanneli —— , da halle ſie fort-
geblickt: „Hanneli kann ſich den Baum bei Tante
Litte anſehn, ihre Geſchenke bekommt jie ſchon, aber
Weihnachtskerzen . . . nein, die kann ich nicht ſe-
mmm hen, wenn unſer Kurt nicht mehr dabei iſt.“ Ha
slss orreien | is') zt Fug rr e ttotozti 266:
Haus- und | ſtrichen. Alſo keinen Weihnachtsbaum ſollte es ge-
I ben, gingen die Gedanken des kleinen Mädchens,
" keine Kerzen, kein Engelhaar, keine Ketten und
n'nIotteaanaGllBbBGGiuG
nein, ſo konnte das Chriſtkind doch gar nicht ſein,
wenn man noch dazu brav geweſen war und die
"] Mutter gar nicht gequält hatte
" immer ſo traurig wann .ÔÔ.eÔÔÒ
| Bor Wochen ſchon hatte Hanneli den Wunsch-
J zettel abends auf die Fenſterbank gelegt, darauf
, die Mutter, die
mit der unbeholfenen Schrift des erſten Schuljah-.
E) res ſtand: Ein Puppenwagen, viel Aepfel und
Schokolade und ein großer Weihnachtsbaum! Zwar
war der Zettel nicht geholt worden, nach ein paar
Tagen lag er immer noch da und Hanneli legte ihn
in ihr Leſebuch. Es war so manches anders als im
lezten Tahr, als Kurt noch dabei war. Geleſen
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wahre Chriſtfreude mit dem lieben Chriſtkind- sii d
lein bringen ſoll. Sie hat das Chriſtkind ſchon w V
bei ſich, und darum ſingen und jubeln ihr die
Gläubigen zu und bitten herzinnig, ſie möchten
es auch ihnen ſchenken. Der heilige Advent iſt
ſo recht die Frühlingszeit auf Weihnachten. Zart
und liebinnig tönen die ſüßen Frauenlieder
beim „guldenen Amt". . |
Ave Maria klare,
Du lichter Morgenſtern,
Du biſt ein Freud’ fürwahre
Des Himmels und der Erd’.
Erwählt von EGwigket
Zu ſein ein MuttergoteeV
Zu Troſt der Chriſtenhei.
Vir alle wollen der Mahnung des heiligen
fett tue. die er zu dieſer Friſt an
uns richtet: / .ÛÚÔÔ.téÚÙ.!
„Fveuet euch im Herzen allezeit, und noch
einmal ſag! ich euch, freuet eueehbt.
îêffEntnommen dem Buche „Weihnacht in
î TDirol“ von Reimmichl Ganzleinen S 5.50.
îßVerlagsanſtalt Tyrolia, Innsbruck-Wien-
Muünhen)zn_
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hatte das Chriſtkind gewiß, es konnte je durch t
Mauern und Türen ſehen, ob die Kinder hrav wa-
ren, dann konnte es doch ſicher auch durch den dün-
nen Umſchlag ſchauen! Uber, wenn es nun doch den L
Weihnachtsbaum nicht brachte > das kleine ſechs- W
iährige Herz ſchlug plötzlich zum Zerſpringen +
wenn es ihn wirklich nicht brachte, wie die Mutter
es geſagt hatte, ja, dann mußte man vielleicht ſel-
ber dafür ſorgen, einen Baum holen, irgendwoher,
daran machen.. . / e-]
_ Auf dem Markt, wo die großen Leute die
Weihnachtsbäume holten, die dem Christkind hal-
fen, wie der Vater einmal erzählte, ja, da würde
ſie wohl keinen bekommen, - aber beim Ontel
Hans im Garten, ganz hinten an der Hecke, da
ſtanden kleine Tannenbäume, ganz viele, die hatte
ſie im Sommer einmal geſehen, als ſie den Onkel
beſuchte, da würde ſie doch einen holen dürfen! Der
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Ontel hatte keinie Frau und keine Kinder, nur die Uuzuuuumumnsu
alte brummige Liſette, wozu brauchte der so viele
Tannenbäume? Hanneli holte ihren Mantel, zog
die Kapuze über die Ohren und lief auf die Straße.
Zuerſt ein Stück geradeaus, dann über den großen
Platz noch ein bißchen weiter die Allee hinauf
da war ja ſchon das große, eiſerne Tor, das zum. g
Glück offen ſtand. Bequem konnte man ums Haus
herum gleich in den Garten laufen, brauchte gar
nicht erſt zu fragen. Es hatte begonnen, leicht zu
ſchneien und die Tannen hatten ſchon kleine.
Schneekappen auf. Ach, die Bäume waren alle viel
größer, als Hanneli ſich gedacht hatte, die konnte
man nicht ſo einfach ausreißen. Sie verſuchte mal
an dem und jenem. O, hier war ja ein ganz klei-
nes Bäumchen, nicht viel größer als Hanneli ſeloe.
ber. Sie packte zu und rüttelte und zerrte an dem
Stämmchen abetr.es gab kein bißchen nach.
Wie es dann weiterging, wie plötzlich Onkel
Hans da ſtand und ſich das kleine, rotgefrorene, vor
Schrecken verſtummte Mädelchen beguckte, wie er
ihr das Bäumchen, das ſie doch ſicher für die Pup-
pen haben wollte, ſelber abſchlug und ſchenkte, das
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