INNEN-DEKORATION
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ARCHITEKT WILLIAM R. LETHABY IN LONDON
WOHN-Z IMMER IM HAUSE »THE HURST*. TOUR OAKS
PATRIOTISMUS IN DER ARCHITEKTUR
Ein neues Schlagwort? Aber ein gutes, positives, das,
richtig gedeutet, eine Zusammenfassung der Grund-
tendenzen des neuzeitlichen Wohnhausbaues darstellt, die
nicht nur für C. F. A. Voysey, der das Wort prägte,
und für die englischen Architekten seines Kreises, son-
dern ebensosehr für die gleichgesinnten Wohnhaus-Erbauer
Deutschlands maßgebend sind, und in immer höherem
Grade werden sollen. — Die Gesinnung des von Ruskin
ausgehenden Kreises, der als erster wieder im künst-
lerischen und architektonischen Schaffen: »mehr Herz als
Hirn«, ein über korrekten »Kanon und System« hinaus-
gehendes, durch lebendige Gestaltung der gegebenen
Werte der jeweiligen Persönlichkeiten, Ortlichkeiten
und der Materialien immer blutvoll - rassiges, reizvoll-
freudiges, echt künstlerisches Element verlangt, —
die Gesinnung der Architekten, die sich an Norman
Shaw, dem erst kürzlich Verstorbenen, der humorvoll
zu sagen pflegte, er entwerfe »erst einen Raum, dann die
anderen darum, . .. aber es seien die richtigen!,« — an-
schließen, so F. Uns wo rth, Morley Hör der.Maberley
Smith, Geoffrey Lucas, Halsey Ricardo, E. Gim-
son u.a., vertritt zurzeit als Sprecher in erster Linie
C. F. A. Voy sey Er beleuchtete in interessanter Weise
das Thema, »Patriotismus in der Architektur« in einer
vor Monaten abgehaltenen Versammlung der »Archi-
tectural Association« in London. Das Grundmotiv war
ein leidenschaftlicher Appell an die künstlerische
Selbständigkeit. Unsere Zeit zeige eine bedenkliche
Neigung, die nachahmendenFähigkeiten zu entwickeln,
die tyrannische Konvention der zunehmenden Herden-
Instinkte bedeute eine große Gefahrfürdieindividuell-
schopferischen, idealistischen Werte, die alle von der
Flut der Mode davongetragen würden. Er plädierte mit
Leidenschaft für eine nationale Baukunst im wahren
Sinne des Wortes: Echte Kunst, als die Mani-
festation menschlichen Fühlens und Denkens, müsse not-
wendig immer individuell und national sein. Was
wir an aller guter Architektur aus früherer Zeit verehren,
sei der aus diesen Bauten sprechende wahrhafte und edle
Ausdruck des Charakters des Landes und seiner Bewohner.
Nur in der Ausdeutung der physischen und geistigen Be-
dingungen des Landes und der Leute, in der Anpassung
an die örtlichen Verhältnisse, Verwendung der einhei-
mischen Materialien und dem Streben nach wohlpropor-
tionierter, harmonischer Formgebung könne sich ein edler,
einheitlicher nationaler Baustil entwickeln. In solcher, eine
tiefgehend innere Kultur erheischende und z u r L i e b e d e s
Va t e r 1 a n d e s erziehende Arbeit liege für den Architekten
1913. I. 5.
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ARCHITEKT WILLIAM R. LETHABY IN LONDON
WOHN-Z IMMER IM HAUSE »THE HURST*. TOUR OAKS
PATRIOTISMUS IN DER ARCHITEKTUR
Ein neues Schlagwort? Aber ein gutes, positives, das,
richtig gedeutet, eine Zusammenfassung der Grund-
tendenzen des neuzeitlichen Wohnhausbaues darstellt, die
nicht nur für C. F. A. Voysey, der das Wort prägte,
und für die englischen Architekten seines Kreises, son-
dern ebensosehr für die gleichgesinnten Wohnhaus-Erbauer
Deutschlands maßgebend sind, und in immer höherem
Grade werden sollen. — Die Gesinnung des von Ruskin
ausgehenden Kreises, der als erster wieder im künst-
lerischen und architektonischen Schaffen: »mehr Herz als
Hirn«, ein über korrekten »Kanon und System« hinaus-
gehendes, durch lebendige Gestaltung der gegebenen
Werte der jeweiligen Persönlichkeiten, Ortlichkeiten
und der Materialien immer blutvoll - rassiges, reizvoll-
freudiges, echt künstlerisches Element verlangt, —
die Gesinnung der Architekten, die sich an Norman
Shaw, dem erst kürzlich Verstorbenen, der humorvoll
zu sagen pflegte, er entwerfe »erst einen Raum, dann die
anderen darum, . .. aber es seien die richtigen!,« — an-
schließen, so F. Uns wo rth, Morley Hör der.Maberley
Smith, Geoffrey Lucas, Halsey Ricardo, E. Gim-
son u.a., vertritt zurzeit als Sprecher in erster Linie
C. F. A. Voy sey Er beleuchtete in interessanter Weise
das Thema, »Patriotismus in der Architektur« in einer
vor Monaten abgehaltenen Versammlung der »Archi-
tectural Association« in London. Das Grundmotiv war
ein leidenschaftlicher Appell an die künstlerische
Selbständigkeit. Unsere Zeit zeige eine bedenkliche
Neigung, die nachahmendenFähigkeiten zu entwickeln,
die tyrannische Konvention der zunehmenden Herden-
Instinkte bedeute eine große Gefahrfürdieindividuell-
schopferischen, idealistischen Werte, die alle von der
Flut der Mode davongetragen würden. Er plädierte mit
Leidenschaft für eine nationale Baukunst im wahren
Sinne des Wortes: Echte Kunst, als die Mani-
festation menschlichen Fühlens und Denkens, müsse not-
wendig immer individuell und national sein. Was
wir an aller guter Architektur aus früherer Zeit verehren,
sei der aus diesen Bauten sprechende wahrhafte und edle
Ausdruck des Charakters des Landes und seiner Bewohner.
Nur in der Ausdeutung der physischen und geistigen Be-
dingungen des Landes und der Leute, in der Anpassung
an die örtlichen Verhältnisse, Verwendung der einhei-
mischen Materialien und dem Streben nach wohlpropor-
tionierter, harmonischer Formgebung könne sich ein edler,
einheitlicher nationaler Baustil entwickeln. In solcher, eine
tiefgehend innere Kultur erheischende und z u r L i e b e d e s
Va t e r 1 a n d e s erziehende Arbeit liege für den Architekten
1913. I. 5.