INNEN-DEKORATION
103
ÜBER FARBE UND RAUMBILDUNG
Eine gebräuchliche Klassifizierung stellt Farbe und
. Form als Gegenpole auf: die erstere appelliere an
das Gefühl und die Sinne, die letztere an den Intellekt
und die Vernunft. Diese im Prinzip wohl nicht unrich-
tige Trennung muß aber stark modifiziert werden, denn
einesteils wendet sich die schöne, künstlerisch-lebendige
Form in gleicher Weise an die Empfindung, wie an den
Intellekt und je lebendiger sie wird, umso »malerischer«
wird sie; und umgekehrt vermag die Farbe nicht nur
starke Sinnesreize und Gefühle aufzulösen, sondern sie
birgt ebenso starke struktive, raumbildende Elemente,
deren Kenntnis wir allerdings erst allmählich entgegen-
gehen. Am stärksten sind, in künstlerischer wie beinahe
schon in wissenschaftlicher Hinsicht, solche »struktive«
Elemente der Farbe vielleicht in den Cezanne'schen
Aquarellen zu erkennen. Auch aus der Farbe allein er-
gibt sich also ein Aufbau von Formen, eine Raum-
bildung. Es gibt »stehende« und »ruhende« Farben
und Farbtöne, wie etwa die braunen, stumpfroten und
stumpfgrünen, sowie »auflösende« Farben, wie Blaugrün,
Blau in verschiedenen Schattierungen usw., Farben, die
räumlich »nahe« oder »fern« wirken. Das Richtige in der
Verwendung und Anordnung im Innenraum zu treffen,
ist heutzutage noch Sache der kultivierten Empfindung
des Raumkünstlers, ein Studium der neueren Malerei wird
ihm aber dabei stets von Nutzen sein. — lang-danoli.
entwurf:
architekt
karl stahl
in berlin
friesmalerei von m. niemeier-steglitz. dunkelbraun pal1sander-holz. ausf.: friedmann &. weber —berlin
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ÜBER FARBE UND RAUMBILDUNG
Eine gebräuchliche Klassifizierung stellt Farbe und
. Form als Gegenpole auf: die erstere appelliere an
das Gefühl und die Sinne, die letztere an den Intellekt
und die Vernunft. Diese im Prinzip wohl nicht unrich-
tige Trennung muß aber stark modifiziert werden, denn
einesteils wendet sich die schöne, künstlerisch-lebendige
Form in gleicher Weise an die Empfindung, wie an den
Intellekt und je lebendiger sie wird, umso »malerischer«
wird sie; und umgekehrt vermag die Farbe nicht nur
starke Sinnesreize und Gefühle aufzulösen, sondern sie
birgt ebenso starke struktive, raumbildende Elemente,
deren Kenntnis wir allerdings erst allmählich entgegen-
gehen. Am stärksten sind, in künstlerischer wie beinahe
schon in wissenschaftlicher Hinsicht, solche »struktive«
Elemente der Farbe vielleicht in den Cezanne'schen
Aquarellen zu erkennen. Auch aus der Farbe allein er-
gibt sich also ein Aufbau von Formen, eine Raum-
bildung. Es gibt »stehende« und »ruhende« Farben
und Farbtöne, wie etwa die braunen, stumpfroten und
stumpfgrünen, sowie »auflösende« Farben, wie Blaugrün,
Blau in verschiedenen Schattierungen usw., Farben, die
räumlich »nahe« oder »fern« wirken. Das Richtige in der
Verwendung und Anordnung im Innenraum zu treffen,
ist heutzutage noch Sache der kultivierten Empfindung
des Raumkünstlers, ein Studium der neueren Malerei wird
ihm aber dabei stets von Nutzen sein. — lang-danoli.
entwurf:
architekt
karl stahl
in berlin
friesmalerei von m. niemeier-steglitz. dunkelbraun pal1sander-holz. ausf.: friedmann &. weber —berlin