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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 24.1913

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Technische und künstl. Schönheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.7709#0169

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INNEN-DEKORATION

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ARCHITEKTEN W. LOSSOW & M. H. KÜHNE —DRESDEN

DIELE MIT GALERIE IM HAUS DES KOMMERZ.-RAT O.

Kunsthandwerk die gemütliche und ideelle Seite der
Dinge beeinträchtige und somit auf Kosten von Werten
geschehe, die wir nun einmal nicht entbehren wollen und
können, ist unberechtigt. Soweit unsere Zeit Gemüt und
Idealität hat, so weit kommen diese gerade so in den von
uns geschaffenen Dingen zur Erscheinung wie vor Zeiten,
und trüge unsere Zeit jene höheren Werte nicht in sich,
so wäre es doch sicher das Verkehrteste, uns dieses Vor-
handensein vorzutäuschen. Nicht um zu täuschen und zu
beschönigen ist die Kunst da, sondern um in ausdrucks-
voller Weise zur Erscheinung zu bringen, was unsichtbar
im tiefsten Grunde einer Zeit als Wunsch und Sehnsucht
lebt. Man muß dafür nur das rechte Gefühl haben und
darf nicht von dem Wahn befangen sein, als hätte die
sogenannte gute alte Zeit in dieser Hinsicht vor der un-
seren etwas voraus gehabt. — Überall können wir die
Beobachtung machen, daß technisch schöne Gebilde mit

der Natur eine harmonische Verbindung eingehen. Es
herrscht zwischen beiden eine natürliche Wahlverwandt-
schaft. — Bei der Bedeutung der technischen Schön-
heit für unser heutiges ästhetisches Leben fragt es sich,
ob das Bedürfnis besteht, über diese hinauszugehen
und unsere tektonischen Gebilde in Kunstwerke zu
verwandeln, und es erhebt sich dann die weitere Frage,
ob es heute ein künstlerisches Gestalten gibt, das zu
einer über die technische Schönheit hinausgehenden
künstlerischen Schönheit führt? Soweit der Mensch Natur-
wesen ist, und in Abhängigkeit von den unabänderlichen
Gesetzen der Natur schafft, bekommt das Produkt seines
Schaffens, je nachdem seine Tätigkeit eine darstellende
oder konstruierende ist, natürliche oder tech-
nische Schönheit. Aber der Mensch ist nicht nur Natur-
wesen, sondern zugleich Bürger einer über- oder hinter-
sinnlichen Welt, und soweit er dieses ist und mit seinem
 
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