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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 24.1913

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Danoli, Lang: Villen und Gärten von Max Zürcher
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https://doi.org/10.11588/diglit.7709#0209

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INNEN-DEKORATION

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ARCHITEKT MAX ZÜRCHER IN FLORENZ VILLA SAN M1CHELE-FLORENZ. PARKTRONT

VILLEN UND GÄRTEN VON MAX ZÜRCHER

Im Anschluß an die im Vorjahre gebrachte Veröffent-
lichung des Eigenheimes Max Zürchers — Florenz
führen die Abbildungen dieses Heftes drei weitere Floren-
tiner Villen vor: die Villa San Michele, die Villa
Bellagio: das Künstlerheim Böcklins und die Villa
Fontaneila des Malers Ludwig von Hof mann, mit Ein-
blicken in ihre Gartenanlagen. — Um Zürchers Schöp-
fungen würdigen zu können, gilt es, den Geist des Be-
schauers auf eine besondere Tonart einzustellen. Seine
Villenanlagen haben nichts mit unserem Eisenbeton- und
Maschinenzeitalter zu schaffen, sie sind nicht in einer
Gegend industrieller Tätigkeit errichtet, sondern unter
Toskanas blauem Himmel, in Florenz, als ruhevolle Wohn-
sitze nach klassischer Schönheit dürstender Künstler
geschaffen worden. In der restlosen Erfüllung dieser Auf-
gabe sind Zürchers Schöpfungen stark und ebenso echt
wie anderen Lebensforderungen gestaltgebende Meister-
werke. Ihr intensiver Stimmungsgehalt erwächst aus ihrer,
nur musikalisch ausdeutbaren Schönheit. Wunderbar ver-
steht Zürcher dieMelodiedesGeländes ausklingen zu
lassen in den sanften, terrassenförmigen Abstufungen der
Gärten und den ruhigen Linien der Gebäude, und eine
reichbewegte Einheit des üppigen Wachstums der Oliven,
Zypressen u. Sträucher, der Häuser u. singenden Brunnen

zu schaffen. Heute im Zeitalter der Geräusche, der »Rag-
Times« und eindeutigen Negermusik — auch in der
bildenden Kunst — sind solche ruhevolle Klänge doppelt
zu schätzen. Mit deutscher Innigkeit und Tiefe ist
hier der Sinn der Landschaft erfaßt; wecken das Haus
Ludwig von Hofmanns und sein einfacher idyllischer
Brunnenhof (S. ly3) nicht heimatliche Klänge? — Das
Zustandekommen solcher Harmonie erklärt sich wohl vor
allem daraus, daß Zürcher immer mit, niemals gegen
die Natur arbeitet; im Entwickeln der bestehenden
Schönheiten und Steigern der natürlichen Schönheit, im
Ausbauen und Bereichern, in der Wandlung des Nütz-
lichen zum Schönen sieht er sein Ziel. Die Kurven Um-
risse und Massen der Baulichkeiten, Mauern usw stehen
in enger Beziehung zur umgebenden Natur- eine be-
wußte architektonische Disziplinierung schafft in diesen
Parkanlagen eine künstlerische Einheit, doch nicht mit
brutalem Formwillen, sondern immer der großen Mutter
Natur untergeordnet; der rankende wilde Wein, Efeu
und Uycmien dürfen ungehemmt wuchernd ihr lebend-
grunes Kleid und ihre Blütenfülle über Haus und Mauern
breiten. — In Liebe sind diese Bauten und Gärten Zür-
chers geschaffen und darum strömt aus ihnen eine un-
definierbare und zu Herzen gehende Anmut. - l.-d.

1918. iv. 2.
 
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