INNEN-DEKORATION
219
ARCHITEKT PAUL RENNER-BERLIN
SCHLAFZIMMER DES SOHNES. HAUS NEUBECK
NEUE ARBEITEN VON PAUL RENNER - BERLIN
Es ist immer noch ein undankbar und peinlich Ge-
schäft, rings um Berlin in den reichen Vororten nach
guter Architektur Umschau zu halten. Die Leute haben
eine erschreckliche Angst vor einem leibhaftigen Archi-
tekten und nun gar vor einem mit anerkanntem künst-
lerischem Ruf. So behält der angeblich »billiger« arbei-
tende Maurermeister die Führung, und alle aufklärende
Belehrung — wie oft und umfassend hat sie z. B. Her-
mann Muthesius einzelnen Bauherren gegenüber in mühe-
voller Aufopferung versucht — schärft nur das Mißtrauen,
steigert es fast zur grundsätzlichen Ablehnung. Und es
wachsen jahrein jahraus die fürchterlichsten Gebilde an
»Villen« und Eigenhäusern empor — im Grunewald, in
Dahlem, in Groß-Lichterfelde und in Zehlendorf. In
solcher Nachbargemeinschaft dann die Ausnahmen zu
entdecken, die Schöpfungen, daran unsere Führenden
und Schaffenden die beste Kraft ihres Könnens und
Strebens gewandt — es ist fast schmerzlich. Bis mit der
im verweilenden Schauen wachsenden Freude der Wunsch
sich meldet: es möchte doch endlich in dieser größten
und reichsten deutschen Stadt gelingen, die Besitzenden
zunächst einmal nur zu dem Glauben zu führen, daß genug
künstlerische Kräfte da sind, ihnen das Heim würdig zu
bauen, gut zum Gebrauch und fein im Schmuck seiner
Räume. Dann müßte ja naturgemäß auch der Wille sich
einstellen, diese Kräfte zu nutzen und zu fördern, um
allmählich die Reichshauptstadt mit Einzelhaussiedelungen
zu umschließen, wie sie viel kleinere Städte im deutschen
Land schon längst ihr eigen nennen. Die in diesem Heft
mitgeteilten Abbildungen nach Bauten eines jungen Ber-
liner Architekten können beweisen, daß das bezeichnete
Ziel leicht erreichbar wäre. Paul Renner gehört zu der
Jungmannschaft von Berliner Baukünstlern, die das Erbe
Alfred Messels zu wahren und zu mehren gewillt sind.
Sie haben von ihm gelernt, alles allzu »Stürmende«
aus ihrer Arbeit hinauszutun, das Eigene aus ver-
1913. V. 2.
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ARCHITEKT PAUL RENNER-BERLIN
SCHLAFZIMMER DES SOHNES. HAUS NEUBECK
NEUE ARBEITEN VON PAUL RENNER - BERLIN
Es ist immer noch ein undankbar und peinlich Ge-
schäft, rings um Berlin in den reichen Vororten nach
guter Architektur Umschau zu halten. Die Leute haben
eine erschreckliche Angst vor einem leibhaftigen Archi-
tekten und nun gar vor einem mit anerkanntem künst-
lerischem Ruf. So behält der angeblich »billiger« arbei-
tende Maurermeister die Führung, und alle aufklärende
Belehrung — wie oft und umfassend hat sie z. B. Her-
mann Muthesius einzelnen Bauherren gegenüber in mühe-
voller Aufopferung versucht — schärft nur das Mißtrauen,
steigert es fast zur grundsätzlichen Ablehnung. Und es
wachsen jahrein jahraus die fürchterlichsten Gebilde an
»Villen« und Eigenhäusern empor — im Grunewald, in
Dahlem, in Groß-Lichterfelde und in Zehlendorf. In
solcher Nachbargemeinschaft dann die Ausnahmen zu
entdecken, die Schöpfungen, daran unsere Führenden
und Schaffenden die beste Kraft ihres Könnens und
Strebens gewandt — es ist fast schmerzlich. Bis mit der
im verweilenden Schauen wachsenden Freude der Wunsch
sich meldet: es möchte doch endlich in dieser größten
und reichsten deutschen Stadt gelingen, die Besitzenden
zunächst einmal nur zu dem Glauben zu führen, daß genug
künstlerische Kräfte da sind, ihnen das Heim würdig zu
bauen, gut zum Gebrauch und fein im Schmuck seiner
Räume. Dann müßte ja naturgemäß auch der Wille sich
einstellen, diese Kräfte zu nutzen und zu fördern, um
allmählich die Reichshauptstadt mit Einzelhaussiedelungen
zu umschließen, wie sie viel kleinere Städte im deutschen
Land schon längst ihr eigen nennen. Die in diesem Heft
mitgeteilten Abbildungen nach Bauten eines jungen Ber-
liner Architekten können beweisen, daß das bezeichnete
Ziel leicht erreichbar wäre. Paul Renner gehört zu der
Jungmannschaft von Berliner Baukünstlern, die das Erbe
Alfred Messels zu wahren und zu mehren gewillt sind.
Sie haben von ihm gelernt, alles allzu »Stürmende«
aus ihrer Arbeit hinauszutun, das Eigene aus ver-
1913. V. 2.