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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 24.1913

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Braungart, Richard: Arbeiten von Ferdinand Götz - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7709#0269

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XXIV. JAHRGANG.

DARMSTADT.

JUNI 1913.

ARBEITEN VON FERDINAND GÖTZ-MÜNCHEN

INNEN-AUSSTATTUNGEN, LADEN UND BÜHNENBILDER

Ein gutes Angebot läßt die Nachfrage lebhafter
werden und kann die Kauflust sogar bis zu
hohen Hitzegraden steigern. Und umgekehrt
wird eine rege Nachfrage dem Erfindungsgeist
der Produzenten und Händler reiche Nahrung
geben, und sie werden, um konkurrenzfähig zu
bleiben, manches zustande bringen, was ihnen
in ruhigen flauen Zeiten niemals gelungen wäre.
Ganz ähnlich ist es auch auf dem Gebiete der
Kunst. In Perioden, da niemand sich um Kunst
bekümmert, da keiner Verlangen nach ihr hat,
wird es wohl auch Künstler geben. Aber sie
werden mehr für sich leben und schaffen, und
tausend schöne Dinge bleiben ungeboren, weil
sie eben niemand zu wecken und zu rufen ver-
steht. Ganz anders aber in Zeiten wie es z. B.
auch die gegenwärtigen sind. Der beständig zu-
nehmende Reichtum erzeugt das Bedürfnis nach
immer mehr Luxus und Komfort, und da das
allgemeine Bildungsniveau sich ebenfalls langsam
hebt, so wird auch die Zahl jener Reichen immer
größer, die nicht nur viel Geld ausgeben, sondern
auch etwas wirklich Gutes, künstlerisch Wert-
volles dafür haben wollen. Und ganz besonders
ist es der Innenarchitekt, der heute gesucht und

geschätzt wird, und sofern er nur etwas halbwegs
Tüchtiges leistet, gar nicht Einfälle genug haben
kann; denn die Nachfrage nimmt kein Ende, und
so hat der Künstler heute wieder wie in den
besten Zeiten künstlerischer Kultur Gelegenheit
in Hülle und Fülle, den Reichtum seines Innern
zu erschließen. Für solche, die viel und Gutes
zu sagen haben, muß es also heute, im allge-
meinen wenigstens, wirklich eine Lust sein, sich
mit der Lösung künstlerischer Aufgaben zu be-
schäftigen. Ja, man kann sogar noch weiter gehen
und sagen, daß der gesteigerte moderne Bedarf
speziell an dekorativer Qualitätskunst sich ge-
eignete Künstler direkt aus dem Boden stampft;
mit anderen Worten: daß er so manchem Künstler
der auf andern Wegen oft nur beschwerlich vor-
wärts kam, erst die Augen über das geöffnet
hat, was sein eigentliches »Fach« ist. So dankt
man also vielleicht einen nicht unbeträchtlichen
Teil des besten, was heute auf dem Gebiete der
angewandten Kunst geleistet wird, dem Zufall, der
geschmackvolle Auftraggeber und ideenreiche
Künstler zu gemeinsamer Arbeit zusammenführt.
Auch Ferdinand Götz ist gerade das, um des-
sentwillen wir ihn heute am meisten schätzen, —

1918. VI. !■
 
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