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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 24.1913

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Michel, Wilhelm: Fritz August Breuhaus und seine Arbeiten auf der Großen Kunstausstellung Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.7709#0389

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XXIV. JAHRGANG.

DARMSTADT.

SEPTEMBER 1913.

FRITZ AUGUST BREUHAUS UND SEINE ARBEITEN

AUF DER GROSSEN KUNSTAUSSTELLUNG DÜSSELDORF 1913

Ein neuer Mann, ein neuer Geist. Fahrt für
diesmal wohl, verehrte graue Theorie, löb-
liche Gesinnung und all ihr anderen strengen
Patinnen, die ihr ernst und ehrwürdig vor etlichen
Lustren an der Wiege des neuen Kunstgewerbes
standet. Ihr seht, das Kindlein ist kräftig heran-
gewachsen und zeigt nicht übel Lust, Euch aus
der Schule zu laufen, dieser ehrbaren, liebreichen
und strengen Schule, die ihm eine tüchtige Grund-
lage für sein ganzes Leben gegeben hat. Und
es geht dem Kindlein so, wie es vielen in bester
Zucht Erwachsenen schon gegangen ist: die un-
gespielten Jugendspiele schenkt es Euch nicht,

sie kommen herauf, sie wollen ihr Recht.....

Nicht das Empire von P. L. Troost, nicht das
Barock von Bruno Paul und R. A. Schröder haben
mir derart das Gefühl einer neuen glücklichen
Wendung gegeben wie die im Geiste so reinen
und von voller Unschuld des Temperaments ge-
tragenen Formspiele in F. A. Breuhaus' neuesten
Arbeiten. Von allem, was Düsseldorf sonst noch
an dekorativen Leistungen bietet, heben sie sich
scharf ab: sowohl von den Räumen, die sich
historische Stilelemente in halb geglückter Weise
zunutze machen, wie von den Räumen, die noch

mit der guten Tradition der Formenstrenge und
Ornamentlosigkeit zusammenhängen. Von beiden
unterscheidet sich Breuhaus' Schaffen durch die
ungebundene Laune, durch die Fülle der Origi-
nalität, durch die göttliche Heiterkeit und Freiheit
der Einfälle. Der Begriff des Möbelkünstlers,
den man in Verbindung mit den formenglatten
Erzeugnissen des Puritanismus nur ungern ge-
brauchte, stellt sich hier ungerufen und in voller
Geltung wieder ein. Zum »Künstler« gehört die
in Saft stehende Phantasie und daß einer »inner-
lich voller Figur« sei. Von dieser Rasse ist
Breuhaus. Ihm wird der Raum wieder zu einem
selbständigen dekorativen Problem, statt daß bis-
her die Möbel nur als an sich neutrale Stütz-
punkte einer architektonischen Raumteilung gelten
durften. Von Breuhaus wird die Stimmung des
Raumes, zu deren Charakterisierung bisher fast
nur Farbe und Material herangezogen wurden,
mit aller Energie und den stärksten, entschieden-
sten Mitteln zu unzweifelhafter Fühlbarkeit ge-
staltet. Kurz, es ist eine Begabung, die unter
einem glücklichen Sterne steht. Die Laune ist
ihre Muse; wenn man diese Räume betritt, ist es,
als fielen Schleier von Augen und allen Sinnen,

1913. IX. 1.
 
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