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INNEN-DEKORATION
ENTWURF:
PROFESS.
PETER
BEHRENS
SCHRANK
IM SCHLAF-
ZIMMER
D. HAUSES
W1EGAND
spricht? Sicher nicht. Denn
der Gesichtssinn ist der wich-
tigste, steht dem Geistigen
und Gemütlichen am näch-
sten , gewährleistet den
mühelosesten, unmittelbar-
sten Übergang der Außen-
welt in die Innenwelt. Das
Auge ist der direkteste Weg
des Nicht-Ich zu Seele und
Geist des Menschen. Hier-
her gehört das hübsche Wort
des Horaz: »Viel rascher
dringt zu unserem Geiste
die Außenwelt durchs Auge
statt durchs Ohr.« Begriffe,
die durch Anschauen ent-
standen sind, sind realer,
haften sicherer als alle Ideen,
die durch Phantasie oder
Abstraktion entstanden sind.
Das Gesehene ist ein wesent-
lich festerer Geistesbesitz
als das Erschlossene, Einge-
bildete oder durch Mitteilung
Aufgenommene. — Deshalb
ist alles, was die sinnlich-
optische Auffassungsgabe
PROF. PETER BEHRENS. KL. SCHRANK IM SCHLAFZIMMER W.
stärkt, ein unmittelbarer Zu-
wachs an geistigem Vermö-
gen. Und wieder begegnen
wir hier der Kunst wie so
oft als einer Helferin zur
Erreichung des höchsten
Menschenzieles, der geistig-
seelischen Gestaltwerdung.
Hat sie's zunächst auch bloß
mit dem »äußeren« Sehen
zu tun, so hängt doch mit
diesem das innere, das
geistige Sehen auf geheim-
nisvolle Weise zusammen.
Sehen in der Kunst (im
Kunstgenuß wie in der Pro-
duktion) bedeutet Mühen um
Auffassung eines Organi-
sierten, bedeutet also schon
geistige Produktion und da-
her Schulung und Förderung
der elementarsten Tätigkeit
des Menschen gegenüber
der Außenwelt: Organisier-
tes aufzufassen, das Kon-
struktive im Aufbau aller
Dinge schöpferisch nachzu-
leben. - WILHELM MICHEL.
INNEN-DEKORATION
ENTWURF:
PROFESS.
PETER
BEHRENS
SCHRANK
IM SCHLAF-
ZIMMER
D. HAUSES
W1EGAND
spricht? Sicher nicht. Denn
der Gesichtssinn ist der wich-
tigste, steht dem Geistigen
und Gemütlichen am näch-
sten , gewährleistet den
mühelosesten, unmittelbar-
sten Übergang der Außen-
welt in die Innenwelt. Das
Auge ist der direkteste Weg
des Nicht-Ich zu Seele und
Geist des Menschen. Hier-
her gehört das hübsche Wort
des Horaz: »Viel rascher
dringt zu unserem Geiste
die Außenwelt durchs Auge
statt durchs Ohr.« Begriffe,
die durch Anschauen ent-
standen sind, sind realer,
haften sicherer als alle Ideen,
die durch Phantasie oder
Abstraktion entstanden sind.
Das Gesehene ist ein wesent-
lich festerer Geistesbesitz
als das Erschlossene, Einge-
bildete oder durch Mitteilung
Aufgenommene. — Deshalb
ist alles, was die sinnlich-
optische Auffassungsgabe
PROF. PETER BEHRENS. KL. SCHRANK IM SCHLAFZIMMER W.
stärkt, ein unmittelbarer Zu-
wachs an geistigem Vermö-
gen. Und wieder begegnen
wir hier der Kunst wie so
oft als einer Helferin zur
Erreichung des höchsten
Menschenzieles, der geistig-
seelischen Gestaltwerdung.
Hat sie's zunächst auch bloß
mit dem »äußeren« Sehen
zu tun, so hängt doch mit
diesem das innere, das
geistige Sehen auf geheim-
nisvolle Weise zusammen.
Sehen in der Kunst (im
Kunstgenuß wie in der Pro-
duktion) bedeutet Mühen um
Auffassung eines Organi-
sierten, bedeutet also schon
geistige Produktion und da-
her Schulung und Förderung
der elementarsten Tätigkeit
des Menschen gegenüber
der Außenwelt: Organisier-
tes aufzufassen, das Kon-
struktive im Aufbau aller
Dinge schöpferisch nachzu-
leben. - WILHELM MICHEL.