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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 24.1913

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Arbeiten von Philpp Schaefer - Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.7709#0517

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INNEN-DEKORATION

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ARCHITEKT PHILIPP SCHAEFER—DÜSSELDORF

HALLE UND WINTERGARTEN IM HAUSE A.S.

ARBEITEN VON PHILIPP SCHAEFER - DUSSELDORF

Olbrichs strenge Linie lebt in diesen Arbeiten eines
seiner ehemaligen Schüler fort, modifiziert durch
Entwicklungs - Elemente aus Philipp Schaefers jetzigem
Wirkungskreise: Düsseldorf, das unter der treibenden
Einwirkung einer starken Baubewegung jetzt eine bemer-
kenswerte Entwicklung seiner Architektur aufweist. —
Die Räume, die hier wiedergegeben sind, stammen aus
den Wohnhäusern der Direktoren Hermann und Albert
Schöndorff in Düsseldorf; beide Häuser sind auf eine ge-
wisse Prachtentfaltung angelegt, was besonders in den
reichausgestatteten Vestibülen und Hallen zum Ausdruck
kommt. — Die Wandbekleidung des Vestibüls im
Hause Albert Sch. ist in lichtgrauem Marmor ausge-
führt, wozu die polierten Ebenholztüren in einem wirk-
samen Gegensatze stehen. Eine breite Marmortreppe
führt dann zur Halle, deren Ausführung in gebräuntem
Rüsternholz mit kräftigen Schnitzereien erfolgte. Ein
blanker Kaminhelm und farbig gestickte Wandfüllungen
geben zusammen mit dem Holzton und den dunklen
Lederbezügen eine harmonische Wirkung. — Im Hause
Hermann Sch. geht die Halle durch zwei Stock-
werke und ist mit geräuchertem Eichenholz verkleidet.
Auch hier ist farbige Stickerei in der Form eines
großen figürlichen, dekorativen Panneaus als Wandfül-
lung verwendet. — Die Herrenzimmer sind in beiden
Häusern in poliertem Makassar-Ebenholz ausgeführt, die

Sitzmöbel mit hellem sämischem Leder bezogen. Die
Bücherschränke sind eingebaut. — Was die künstlerische
Seite der Arbeiten angeht, so ist überall auf faßliche
Gliederung der Wandflächen, auf klare, sprechende
Architektur der Räume und Möbel Wert gelegt. Die
Abfassungen und Füllungen der Wandfelder haben oft
kräftiges Profil, wie überhaupt eine gewisse Neigung zu
lebhafter Körperlichkeit besteht. Die Formen der Möbel
haben Ruhe und sind mit Hingabe durchgearbeitet. Das
Ganze ist von redlicher Art und lebt vom Geiste jener
modernen Innenarchitektur, die heute schon eine zuver-
lässige Führerin zu guten Leistungen ist. — g. h.

*

SÜDEN UND NORDEN. Die Kunst der roma-
nischen Völker strebt das als allgemeingültig be-
trachtete Formal-Schöne an, während die Germa-
nische das Charakteristische will. An Stelle
der schwungvollen, die Wesenheit überdeckenden Har-
monie der klassischen und italienischen Kunstauffassung
liebt die nordische das Kennzeichnen der Sonderum-
stände zu setzen, an Stelle der anerkannten äußeren
Schönheitslinie das innerlich Ansprechende, an Stelle
des Symmetrischen die den Umständen angepaßte Ge-
staltung, an Stelle des Pathetischen das Vernünftige.
Die klassische Kunst ist die Kunst des Allgemeinen, die
Germanische die des Besonderen. — muthesius.

1918. XII. 4.
 
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