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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 23.1909

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Schmidt, Hans: Zur Geschichte der Pigmentfolien
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https://doi.org/10.11588/diglit.44941#0060

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Zur Geschichte der Pigmenffolien.

„Die Herstellung uon Pigmentpapier mit Kautschukuntergrund
ist eine weittragende Verbesserung des Kohledrucks, nur bedingt
sie, dafj die Exposition nicht uon der Seite des lichtempfindlichen
Eeimes, sondern durch das Papier, also uon rückwärts erfolgt.“
Aus obigem geht also ohne Zweifel heruor, dafj mit Farb-
stoff uersetjte Gelatine, über einen Untergufj aus Kautschuk, als
abziehbare Schicht auf Papier aufgetragen, bereits im Jahre 1888
bekannt war. Das bleue in dem oben zitierten Patente konnte
sich also nur auf die Ausbreitung der Schicht auf Zelluloid usw.
beziehen, aber auch diese „lleuheit“ geht in Anbetracht der
nachfolgenden Eiferaturstelle für den Geschichtsschreiber uerloren,
und wurde zu Unrecht patentiert.
Jn Rr. 591 der „Phot. Korresp.“ uom April 1895 greift ein
Anonymus „—f“ auf den oben angeführten Aufsatj Volkmers
zurück, bespricht die ITlöglichkeiten und Unmöglichkeiten des
erwähnten Verfahrens und fährt dann weiter auf S. 175 fort:
„Auch ein Kopieren uon der Rückseite des Kautschukpapieres,
wie es die Redaktion in der Fußnote ooraussetjt, ist nicht an-
wendbar, denn, abgesehen uom notwendigen langen Kopieren
durch das dicke Papier und durch die gelbliche Kautschukschicht
würde sich stets das Papierkorn mit überkopieren, denn trotj
der besten und feinsten Papiersorfen, die es gibt, haben wir
doch kein absolut kornloses Papier.“
„Die einzige denkbare Hl ö g 1 i ch k e i t wäre, statt
Papier eine Zelluloidfolie zu uerwenden, welche dünn
genug wäre, um keine merkbare Unschärfe zu erzeugen. Aber
wie dann den Kautschuk mit Benzin befeuchten? (Diese Prozedur
wird bekanntlich sehr gern angewendet, um ein Ausreifjen der
feinsten lichter beim Ueberfrag zu uermeiden. Anmerkung uon
H. Schm.) Und in welchem Verhältnis stünde der Preis uon
Zelluloid zum Papiere?“
So weit der Anonymus „ —f“, der unbedingt als der Erfinder
der Pigmenffolien anzusehen ist. Welch ein heruorragender
Praktiker dieser Herr „—f“ gewesen sein mufj, geht schon
daraus heruor, dafj er im uorhinein auf all jene Fehler auf-
merksam machte, welche den Pigmenffolien tatsächlich anhaften.
Der Verfasser dieser Zeilen schließt auf Grund dieser tech-
nischen Aeufjerungen, dafj jener Anonymus ein Herr Friedlein
in lllünchen gewesen sein mufj, welcher sich schon gleich nach
dem Bekanntwerden des Pigmentdruckes mit diesem Verfahren
ausführlich beschäftigte und auch seinerzeit ein Buch über den
Kohledruck herausgab.
 
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