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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 23.1909

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Gaedicke, Johannes: Entwickelbarkeit der von einem elektrischen Funken gestreiften Gelatine
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https://doi.org/10.11588/diglit.44941#0168

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€nfroickelbarkeif der oon elektrischem funken gestreiften Gelatine. 155

dem sie einige Stunden gelegen hatte, in einen physikalischen
Entwickler gelegt, der aus Pyrogallol, Zitronensäure und Silber-
nitrat bestand. Dabei entruickelten sich die funken besenförmig
oon den Polen aus als feine, dunkle Streifen. Damit mar der
Beweis geliefert, daß die Gelatine auch ohne Silberkeime ein
physikalisch entmickelbares Bild geben kann, wenn ihre Struktur
in bestimmter Weise uerändert toird, daß also die Annahme
oon Silberkeimen bei der Entwicklung nach dem fixieren bis
jeßt keine ztuingende llotwendigkeit ist.
An diesem funkenbilde tourden aber noch einige Beob-
achtungen gemacht, die auch in anderer Richtung interessant
sind. Die Platte wurde so lange in dem Entwickler gelassen,
bis sie einen braun-oioletten Gesamtschleier zeigte, und da wurde
denn folgendes wahrgenommen: Während der funkenbesen
direkt oom positiaen Pol nach dem negatioen in zahlreichen
Verzweigungen oerlief, die sich in der mitte der Strecke aus-
dehnten und nach dem negatioen Pol wieder zusammenzogen
und bedeutend an Zahl abnahmen, zeigte sich unmittelbar am
negatioen Pol eine helle Stelle, wie ein St. Elmsfeuer, wo sich
trotg des allgemeinen Schleiers kein Silber niedergeschlagen hatte,
es mußte hier also eine Wirkung auf die Gelatine ausgeübt sein,
die in entgegengesetztem Sinne wirkte, als die funken am posi-
tioen Pol, die es also geradezu oerhinderte, daß sich Silber
niederschlägt. Von dieser hellen Stelle gingen helle Verzwei-
gungen aus, die bis auf einige Entfernung sich nach dem posi-
tioen Pol hin erstreckten und, wo sie mit positioen funken
zusammentrafen, diese zum Teil ausläschten. Hier haben wir
also den C1 ay d en-Effekt auf eine andere Weise erzeugt, als
bei den Versuchen oon Wood. Es scheint hiernach, dal] die
positioe Elektrizität eine erregende und die negatioe eine aus-
löschende Wirkung hat. Beim Eicht finden wir ähnliche polare
Verhältnisse, da z. B. das durch weites Eicht bewirkte Eeuchten
der Eeuchtsteine mit aller Sicherheit durch rotes Eicht aus-
gelöscht wird. ITleine Versuche, diese Erscheinung auch bei
Trockenplatfen nachzuweisen, mißglückten, oermutlich weil ich
rotes Eicht oerwendete, das durch rote Glasscheiben erzeugt
war, während Abney der Elachweis glückte, als er Spektral-
farben, also ungemischte Strahlen oon bestimmter Wellenlänge,
oerwendete.
An der oben genannten Platte wurde noch beobachtet, daß
am negatioen Pol ein Eoch in die Gelatineschicht gerissen war,
das die form hatte, als wäre es durch einen Grabstichel oom
Pol aus eingeschnitten. Es war hier also an der Stelle, wo die
Elektrizität am stärksten wirkte, eine mechanische Zerstäubung
der Gelatine eingetrefen.
 
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