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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 23.1909

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Freund, Leopold: Licht- und Röntgenstrahlen als Heilmittel
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https://doi.org/10.11588/diglit.44941#0170

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Eicht- und Röntgenstrahlen als Heilmittel.

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Bekanntlich üben die Röntgenstrahlen eine sehr schädliche
Wirkung auf drüsige Organe aus. m. Stern und £. Halber-
stätter konnten diese Eigenschaft der Röntgenstrahlen auch in
ihren Versuchen an den sekretbildenden Zellen der Bürzeldrüse
uon Enten bestätigen1).
öuilleminot prüfte die Wirkung der Röntgen- und Radium-
strahlen auf Eeukoyensamen. Jene Samen, roelche mehr als
500 m. Radiumstrahlen bezrn. mehr als 15000 1TI. Röntgen-
strahlen erhalten hatten, zeigten, dann ausgesät, eine Verzögerung
des Wachstums. 10000 1TI. Radiumstrahlen uerhinderten über-
haupt das Wachstum, mährend es nach 20000 111. Röntgen-
strahlen doch noch schmach erhalten blieb. Radiumdosen uon
250 bis 500 m., somie Röntgenstrahlendosen uon 5000 bis
7500 m. hatten hingegen auf das Wachstum schmach be-
schleunigende Wirkungen2).
Hasebroek konstatierte bei seinen Untersuchungen über
den Einfluß der Röntgenstrahlen auf die Entmicklung uon flacht-
faltern (Plusia moneta), daß eine Einmirkung auf die Puppen-
bildung und die Zeit der Puppenruhe nicht uorhanden ist, hin-
gegen die Bestrahlung eine deutliche Entmicklungsstörung im
Aufbau der Schuppen und Haare im Sinne einer Reduktion
der Breite und Zackenzahl derselben zur folge hat3 4).
Wird Adrenalin (ITebenniercnextrakt) mit Röntgenstrahlen
bestrahlt, so oerliert es nach Richter und Gerhaß1) die Eigen-
schaft, den Blutdruck rasch und hoch zu steigern, zum Teil oder
gänzlich. Auch die durch Adrenalineinoerleibung in den tierischen
Organismen erzielbare Zuckerausscheidung mird modifiziert,
menn sie oorher mit Röntgenstrahlen behandelt murden. fermente
rourden durch Röntgenstrahlen nicht beeinflußt.
£ämen5) kommt im Gegensaß zu anderen Untersuchern zu
dem Schlüsse, daß die Resistenz ausgiebig röntgenisierter Tiere
gegen oerschiedene Bakterien nicht erhöht, sondern im Gegenteil
immer herabgeseßt ist. Die Versuche lehrten, daß die Bildung
der spezifischen, auf die Infektion hin gebildeten Agglutinine
und mahrscheinlich auch der spezifischen Bakferiolysine bei
röntgenisierten Tieren gehemmt mird oder ganz ausbleibt. Die
Versuche lassen darauf schließen, daß die spezifischen Agglutinine
in den blutbereitenden Organen, und ztoar in den mit der
£eukozytenbildung in Zusammenhang stehenden Zellgruppen
ihre Bildungsstätte haben.

1) „Hrch. f. Dermatol, u. Syph.“ 1907, Bd. 85, Heft 1 bis 3.
2) „Compt. rend.“ 1907, nr. 145, S. 711.
3) „?ortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr.“ Bd. 12, S. 4.
4) „Berliner Klin. Wochenschr.“ 1908, nr. 13.
5) „mitt. a. d. Grenzgeb. d. JTled. u. Chir.“ 1908, Bd. 19, Heft 1.
 
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