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Eckhardt, Anton [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (4,1): Bezirksamt Dingolfing — München, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.36884#0206
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Kunststatistische Übersicht.

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teter Bruchstein verwendet, eine Technik, die in Niederbayern nicht sehr häufig ist.
(Vgl. auch Niedermayer, S. 253.) Eine nähere Datierung ist bei der Kirche in
Haberskirchen gegeben. Sie stammt aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, ge-
weiht wurde sie nach 1130. Bei dem vollständigen Fehlen charakteristischer Kunst-
formen — ein zugesetztes romanisches Siidportal ist zurzeit der Untersuchung nicht
zugänglich — kann jedoch der Bau, der überdies vollständig verputzt ist, nicht zum
Vergleich und somit zur Datierung anderer Kirchen herangezogen werden. Die Da-
tierung der übrigen romanischen Kirchen kann in den meisten Fällen, ebenfalls
mangels stilistischer Merkmale, nur eine annähernde sein, da lediglich die Mauer-
technik Anhaltspunkte bietet. Von der Kirche in Engelmannsberg erfahren wir, daß
sie 1139 an das Kloster Wessobrunn übergeben wurde. Wie wir an dieser Kirche
feststellten, sind gleichzeitig neben Quadern von 20 cm Höhe auch größere, darunter
solche von 45 cm Höhe verwendet. Diese letztere, verhältnismäßig bedeutende
Quaderhöhe läßt auf eine spätere romanische Periode schließen, und zwar nicht vor
dem 12. Jahrhundert. (Uber die Entwicklung der romanischen Mauertechnik vgl.
Gg. Hager und O. Aufleger, Mittelalterliche Bauten Regensburgs, München 1897.)
Die Kirche zu Engelmannsberg ist daher wohl dem frühen 12. Jahrhundert, jedoch
nicht nach 1139, zuzuweisen. In gleicher Weise sind auch die beiden übrigen Quader-
bauten des Bezirkes, die Kirchen in Dornwang und Frichlkofen, bei denen die
Quaderhöhe 30 bis 40 cm beträgt, in das 12. Jahrhundert zu setzen.
Die romanischen Backsteinbauten des Bezirkes haben nur wenige charak-
teristische Stilmerkmale aufzuweisen. In Gummering erkennen wir die Apsis, die im
Grundriß die Form eines gestelzten Rundbogens hat, sowie die Lisenen am Lang-
haus als spätromanisch und für das 12. Jahrhundert oder die erste Hälfte des
13. Jahrhunderts bezeichnend. In Loiching finden sich Reste eines Kreuzbogen-
frieses. Diese ebenfalls spätromanische Kunstform gehört ungefähr dem 13. Jahr-
hundert an. Sie ist in unserm Bezirk vereinzelt, kommt dagegen im benachbarten
Landshuter Bezirke öfters vor, so in Ergolding, Preisenberg und am Torbau des
Schlosses Trausnitz. Der Kreuzbogenfries ist ein nur für die Backsteintechnik ge-
eignetes Ornament und fand als solches in Italien und Norddeutschland schon früh-
zeitig häufige Anwendung. Das gleiche gilt von dem Pries aus übereckgestellten Back-
steinen, dem sog. »deutschen Band« (auch Stromschicht oder Zahnfries genannt). Diese
beliebte romanische Zierform ist in unserm Bezirk an mehreren romanischen Bauten
angewendet, nämlich an den Türmen in Frichlkofen, Gottfrieding und Obertunding,
sowie an der Apsis in Gummering. Als Anhaltspunkt für die Datierung muß freilich
das »deutsche Band« mit Vorsicht beigezogen werden, da es sehr häufig auch noch
in der Gotik dekorative Verwendung findet (in unserm Bezirk an den Türmen von
Frauenbiburg und Loiching). Ebenso kann der Rundbogenfries nicht als untrüg-
liches Kennzeichen für die Zugehörigkeit eines Baues zur romanischen Periode an-
gesehen werden; diese Kunstform ist in der Backsteingotik noch sehr oft, sogar im
15. Jahrhundert, vertreten. (Vgl. auch Berthold Riehl, Denkmale frühmittelalterlicher
Baukunst in Bayern, bayerisch Schwaben, Franken und der Pfalz, München und Leipzig,
1888, S. 101. — Die Kunstdenkmäler Oberbayerns, B.-A. Erding, S. 1203.) In un-
serm Bezirke ist es der Turm der Pfarrkirche Griesbach, der trotz des romanischen

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