Kunststatistische Übersicht.
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derseits ist zu erwähnen, daß einige gerade für Landshut charakteristische Details
in unserm Bezirke nicht oder nur vereinzelt Vorkommen. So finden sich Laub-
werkkonsolen nur zweimal (Dingolfing, Reisbach); Kopfkonsolen mit oder ohne
Schriftband nur je einmal (in der Dreifaltigkeitskirche zu Dingolfing bezw. in
Frauenbiburg). Vierpaßförmige Schlußsteine mit ausspringenden Spitzen oder mit
figürlicher Plastik geschmückte Schlußsteine sind gar nicht vorhanden. Ein einziger
quadratischer Schlußstein findet sich in Dornwang.
Das an sämtlichen Rippenkreuzungen mit Schlußsteinen in Form von spitzen
Wappenschilden gezierte Gewölbe im Südschiff der Kirche Marklkofen nimmt in
verschiedener Hinsicht eine Sonderstellung ein und darf nicht als einheimische
Arbeit angesehen werden. Wir verweisen darüber auf S. 86 u. 88 und erwähnen
hier nur, daß das Gewölbe stilistisch dem späten 15. Jahrhundert angehört, und daß
daher hier die Verwendung der spitzen Wappenschilde auffallen muß. Wir konsta-
tierten in der heimischen Kunstzone mit Zuhilfenahme zahlreicher Grabsteine und
datierter Schlußsteine das Vorkommen der spitzen, sogenannten gezogenen Wappen-
schilde bis um 1460, von da ab sind die Wappenschilde, wie zum Teil schon seit
ca. 1420, zunächst halbrund, doch schon von ungefähr 1475 ab wird neben dem
halbrunden Wappenschild die Tartschenform verwendet. Freilich führt auch dieser
Behelf zur Datierung von Kirchen nur zu einem ungefähren Resultat.
Das ursprüngliche spätgotische Fenstermaßwerk hat sich, soviel wir erkennen
konnten, an keiner Kirche gerettet. Wenig Abwechslung bieten die Portale, an
denen nur die Fase oder (wie in Gummering, Loiching, Marklkofen, Oberdingolfing,
Piegendorf) die Rundstabprofilierung vertreten ist.
Die spätgotischen Kirchen des Bezirkes können untereinander auch im Aufbau
durch eine Reihe charakteristischer Merkmale gruppenweise in Beziehung gebracht
werden. Solche Merkmale sind das gleichzeitige Auftreten von rechteckigen Strebe-
pfeilern und rechteckigen, gefasten oder an den Ecken gekehlten Wandpfeilern am
gleichen Bau (Pfarrkirche Dingolfing, Loiching, Mamming, Reisbach), das Auftreten
solcher Wandpfeiler ohne Außenstreben (Dreifaltigkeitskirche Dingolfing, Gottfrieding,
Mamming, Marklkofen, Steinberg), die Verwendung von schwachen gefasten oder
gekehlten Wandpfeilern mit vorgelegten Polygonaldiensten (Bubach, Reisbach) oder
Runddiensten (Engelmannsberg, Oberdingolfing), die Verwendung von Dreiecklisenen
oder schwachen Dreieckstreben (vgl. darüber die Kunstdenkmäler Oberbayerns,
B.-A. Erding, S. 1203) statt der rechteckigen Strebepfeiler (Altersberg, Großweiher,
Oberdingolfing), die Durchführung eines Dachfrieses (Dingolfing, Gottfrieding, Höll,
Loiching, Mamming, Marklkofen, Oberdingolfing, Reisbach), die Belebung des Turmes
mit Spitzbogenblenden (Pfarrkirche Dingolfing, Graflkofen, Lengthal, Reisbach). Der
reichsten Detailzier erfreut sich der Turm in Oberdingolfing, der auch den einzigen
erhaltenen Steinhelm besitzt. Türme mit Satteldach haben sich in Altersberg, Geigen-
kofen, Johannisschwimmbach, Obertunding, Reisbach und Ulrichschwimmbach erhalten.
Gute Übergänge vom quadratischen Unterbau zum achtseitigen Oberbau der Türme
mittels Eckstreben oder Ecktürmchen nennen wir in Dingolfing, Frauenbiburg (1522),
Gottfrieding, Loiching, Oberdingolfing. Sechseckig ist der Oberbau des Turmes in
Reith. Turmaufgänge in der Mauerdicke, eine Reminiszenz aus der romanischen
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derseits ist zu erwähnen, daß einige gerade für Landshut charakteristische Details
in unserm Bezirke nicht oder nur vereinzelt Vorkommen. So finden sich Laub-
werkkonsolen nur zweimal (Dingolfing, Reisbach); Kopfkonsolen mit oder ohne
Schriftband nur je einmal (in der Dreifaltigkeitskirche zu Dingolfing bezw. in
Frauenbiburg). Vierpaßförmige Schlußsteine mit ausspringenden Spitzen oder mit
figürlicher Plastik geschmückte Schlußsteine sind gar nicht vorhanden. Ein einziger
quadratischer Schlußstein findet sich in Dornwang.
Das an sämtlichen Rippenkreuzungen mit Schlußsteinen in Form von spitzen
Wappenschilden gezierte Gewölbe im Südschiff der Kirche Marklkofen nimmt in
verschiedener Hinsicht eine Sonderstellung ein und darf nicht als einheimische
Arbeit angesehen werden. Wir verweisen darüber auf S. 86 u. 88 und erwähnen
hier nur, daß das Gewölbe stilistisch dem späten 15. Jahrhundert angehört, und daß
daher hier die Verwendung der spitzen Wappenschilde auffallen muß. Wir konsta-
tierten in der heimischen Kunstzone mit Zuhilfenahme zahlreicher Grabsteine und
datierter Schlußsteine das Vorkommen der spitzen, sogenannten gezogenen Wappen-
schilde bis um 1460, von da ab sind die Wappenschilde, wie zum Teil schon seit
ca. 1420, zunächst halbrund, doch schon von ungefähr 1475 ab wird neben dem
halbrunden Wappenschild die Tartschenform verwendet. Freilich führt auch dieser
Behelf zur Datierung von Kirchen nur zu einem ungefähren Resultat.
Das ursprüngliche spätgotische Fenstermaßwerk hat sich, soviel wir erkennen
konnten, an keiner Kirche gerettet. Wenig Abwechslung bieten die Portale, an
denen nur die Fase oder (wie in Gummering, Loiching, Marklkofen, Oberdingolfing,
Piegendorf) die Rundstabprofilierung vertreten ist.
Die spätgotischen Kirchen des Bezirkes können untereinander auch im Aufbau
durch eine Reihe charakteristischer Merkmale gruppenweise in Beziehung gebracht
werden. Solche Merkmale sind das gleichzeitige Auftreten von rechteckigen Strebe-
pfeilern und rechteckigen, gefasten oder an den Ecken gekehlten Wandpfeilern am
gleichen Bau (Pfarrkirche Dingolfing, Loiching, Mamming, Reisbach), das Auftreten
solcher Wandpfeiler ohne Außenstreben (Dreifaltigkeitskirche Dingolfing, Gottfrieding,
Mamming, Marklkofen, Steinberg), die Verwendung von schwachen gefasten oder
gekehlten Wandpfeilern mit vorgelegten Polygonaldiensten (Bubach, Reisbach) oder
Runddiensten (Engelmannsberg, Oberdingolfing), die Verwendung von Dreiecklisenen
oder schwachen Dreieckstreben (vgl. darüber die Kunstdenkmäler Oberbayerns,
B.-A. Erding, S. 1203) statt der rechteckigen Strebepfeiler (Altersberg, Großweiher,
Oberdingolfing), die Durchführung eines Dachfrieses (Dingolfing, Gottfrieding, Höll,
Loiching, Mamming, Marklkofen, Oberdingolfing, Reisbach), die Belebung des Turmes
mit Spitzbogenblenden (Pfarrkirche Dingolfing, Graflkofen, Lengthal, Reisbach). Der
reichsten Detailzier erfreut sich der Turm in Oberdingolfing, der auch den einzigen
erhaltenen Steinhelm besitzt. Türme mit Satteldach haben sich in Altersberg, Geigen-
kofen, Johannisschwimmbach, Obertunding, Reisbach und Ulrichschwimmbach erhalten.
Gute Übergänge vom quadratischen Unterbau zum achtseitigen Oberbau der Türme
mittels Eckstreben oder Ecktürmchen nennen wir in Dingolfing, Frauenbiburg (1522),
Gottfrieding, Loiching, Oberdingolfing. Sechseckig ist der Oberbau des Turmes in
Reith. Turmaufgänge in der Mauerdicke, eine Reminiszenz aus der romanischen