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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0020
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I.L.-A. Ochsenfurt.

lohe die Herrschaft Speckfeld mit den Orten Sommer- und Winterhausen und
Lindelbach zur einen Hälfte, während die zweite Hälfte damals an die Grafen von
Castell und 143g ebenfalls an die Limpurger kam.
1382 erwarb die aufstrebende Burggrafschaft der Hohenzollern in Nürnberg
die Lehensherrlichkeit über das untere Schloß in Giebelstadt und 1448 die Herr-
schaft Brauneck mit Erlach und Gnodstadt.
Ungemein zahlreich saß im Gaulande der ortsgebürtige Adel, von dem jedoch
bereits gegen Ende des Mittelalters viele Familien ausgestorben waren. Mächtige
Familien waren vor allem die Truchsesse v. Baldersheim; die Geyer von Ingolstadt
und Giebelstadt; die Zobel und die Wolfskeel, welche beide dem Hochstifte einen
Bischof gaben. Dieser Adel gehörte seit dem Ende des Mittelalters zum Kanton Oden-
wald der Fränkischen Reichsritterschaft. Den Gerichtssprengeln nach zerfiel der Land-
bezirk in die Zenten oder Halsgerichte zu Gülchsheim (1399 nach Aub verlegt), Bütt-
hart, Geichsheim, Ochsenfurt und Röttingen. Einige Orte im nördlichen Teile waren
nach Albertshausen zentpßichtig. (H. KNAPP, Die Zenten des Hochstifts Würzburg.)
Ein Schauplatz blutiger Kämpfe ward der Gau im Bauernkrieg. Nach der
Niederlage der aufständischen Bauern bei Königshofen an der Tauber wurden sie
zwei Tage später, am Pfingstsonntag 1525, in der Schlacht zwischen Sulzdorf und
Ingolstadt durch das schwäbische Bundesheer und den Pfalzgrafen Ludwig fast völlig
vernichtet. Allenthalben waren die Edel- und Amtssitze zerstört oder verbrannt
worden: in Bütthart, Geichsheim, Erlach, Reichelsberg u. a. (A. SCHÄFFLER und
TH. HENNER, Die Geschichte des Bauernkriegs in Ostfranken von LoRFNz FRIES,
Wtirzburg 1883.) Zwei Hauptanführer der Bauern waren Ritter Florian Geyer aus
Giebelstadt und Jakob Gol aus Eibelstadt.
Die lutherische Reformation fand im Bezirk große Ausbreitung, blieb aber
auf die Dauer nur in den markgräflichen, den limpurgischen und manchen ritter-
schaftlichen Orten bestehen.
Schweres Unheil brachte der Dreißigjährige Krieg fast ununterbrochen
vom ersten bis zum letzten der 30 Jahre. Ochsenfurt und Röttingen wurden am
meisten mitgenommen. 1631 beherbergte Ochsenfurt den siegreichen Schweden-
könig. Von dort aus beobachtete Gustav Adolf das vom Untermain her über Röt-
tingen und Aub nach Bayern marschierende Heer Tillys. 1633 mußte Ochsenfurt
dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar huldigen, der von der Krone Schweden
die Bistümer Wtirzburg und Bamberg zu Lehen erhalten hatte. (SiEtN, Geschichte
Frankens II, 99 und 106.)
Im Reichskrieg mit Frankreich waren die Franzosen 1673 unter Turenne bis
Ochsenfurt vorgedrungen, während der kaiserliche General Montecucoli schon bei
Marktbreit stand. Auch der spanische und der österreichische Erbfolgekrieg brachten
allerhand Kriegsbeschwerden.
Von der Reformation bis zur Säkularisation hat sich das rein territoriale
Bild des Gebietes nicht mehr sehr geändert. Die Grafen von Schwarzenberg er-
warben um 1660 das stammverwandte Seinsheimsche Erlach. Ferner übertrug der
Würzburger Fürstbischof Johann Philipp v. Schönborn 1671 mit kaiserlicher Ge-
nehmigung die Herrschaft Reichelsberg seinem Bruder Philipp Erwin als Mannlehen,
 
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