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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0274
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1. M.-A. Ochsenfurt.



Die Annahme WiELANDS (S. 2), daß die Figur neueren Ursprungs sei, ist unrichtig.
(Uber das Einsetzen von Ciaspasten an Steile der Augen vgl. J. KuHN, Die Be-
malung der kirchlichen Möbel und Skulpturen, Düsseldorf 1901, S. 133, woselbst
weitere Literatur zitiert ist.)
Der obere Abschluß des Turmes sowie Bedachung und das hölzerne Glocken-
türmchen 19. Jahrhundert.
Das Material ist grauer Muschelkalkstein. Die romanischen Details sind mit
großer Sorgfalt gearbeitet, besonders die Prohle. Die 1614 eingesetzten Langhaus-
fenster Sandstein.
Kunstgeschichtliche Würdigung. Die Kunigundenkapelle ist ein be-
deutendes Denkmal der spätromanischen Baukunst Unterfrankens. Wir setzen ihre
Erbauung in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts und zwar, nach Analogie mit der
baugeschichtlich verwandten Pfarrkirche zu Köttingen, in die Zeit nach 1220. Der
Stilcharakter der Ornamentik weist auf die gleichzeitigen Baudenkmale im württem-
bergischen Franken und zwar speziell im Gebiet des oberen Tauber- und Kochertals.



Die ganze dortige Gegend ist reich an spätromanischen Bauwerken, die alle eine
gewisse Verwandtschaft zeigen; charakteristisch ist besonders der Reichtum orna-
mentaler Details mit figürlichen Motiven. Der Zusammenhang dürfte daraus zu er-
klären sein, daß hier die hohenstauhschen Stammlande lagen. Die Baugeschichte der
angezogenen Denkmale fällt aber gerade in die Blütezeit der Regierung der Hohen-
staufen (vgl. die Kunstdenkmale des Königreichs Württemberg, Textband I [1889],
S. 6), den Staufern verdankt ihrerseits wieder die hohenlohesche Territorialmacht ihre
Ausbreitung in der Gegend. (WELLER, Hohenloh. Urkundenbuch I.) Direkte Über-
einstimmungen in Detailformen konnten wir allerdings nicht konstatieren. Allenfalls
wäre zu erwähnen, daß sich ein ähnlicher gezackter Fries wie bei der Kuni-
gundenkapelle (vgl. oben S. 230) am Helmansatz des Westturmes von Stift Com-
burg bei Hall hndet. (Vgl. Die Kunstdenkmale des Königreichs Württemberg, Tafel-
band II [1893], 46.)
Von besonderem Interesse sind an der Kapelle die Erkerapsis und die Spuren
der Außenkanzel. Eine ähnliche Erkerapsis hndet sich an der Heideckerkapelle im
Kloster Heilsbronn in Mittelfranken. (SiGHART I, 168. — R. G. STILLFRIED, Kloster
 
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