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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Millenkovich-Morold, Max von: Gotthardt Kuehl
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Kisa, Anton Carel: Popularisierung der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0524

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-*«*Ö> POPULARISIERUNG DER KUNST <&^~

GOTTHARDT KUEHLt LACHENDES MÄDCHEN

geben die hier mitgeteilten Reproduktionen
nur einen schwachen Begriff. Schwach, weil
die Farbe fehlt und mit ihr die Luft und das
Licht, das Magische in diesen entzückenden
Naturstudien.

GEDANKEN ÜBER KUNST

Rubens hatte darüber Ansichten, die sich alle
die merken sollten, die die Vertiefung der Frage eines
richtig gehandhabten Pinsels und eines gut ange-
brachten Pinselstrichs für unter ihrer Würde halten.
In diesem ganzen großen Stück Malerei, das so
brutal und so leichtfertig gemacht zu sein scheint,
ist auch nicht das kleinste Detail, das nicht durch
das Gefühl inspiriert und augenblicklich mit nie
fehlender Hand wiedergegeben wäre. Wäre die Hand
nicht so schnell, so müßte sie hinter dem Gedanken
zurückbleiben; wäre die Improvisation langsamer,
so könnte das Leben sich nicht mit der gleichen
Gewalt mitteilen; wäre die Arbeit zaghafter oder
weniger greif bar, so müßte das Werk schwerfälliger
werden und würde an Geist und an Persönlichkeit

verlieren. Fromentin

*

Urteile über Menschen und Dinge der Welt, die
als Bilder in uns liegen und so viel Zweige haben,
als ein Baum Wurzeln hat und ebenso langsam ge-
wachsen sind wie ein solcher, lassen sich nicht in
einem Sprung aus einem Kopf in den andern ver-
pflanzen. August Pauly

POPULARISIERUNG DER KUNST

Von Anton Kisa

Man hat die modernen Museen die eigent-
lichen Hochschulen für das Volk genannt,
welche das nachholen sollen, was die hastende
Entwicklung des 19. Jahrhunderts versäumt
hat, die Ausbildung des ästhetischen Sinnes.
Sie sollen wieder gut machen, was im litera-
rischen Jahrhundert die „Leute, welche über
die Buchstaben regieren", gesündigt haben,
die Dichter und Schriftsteller, welche ohne
genügende Anschauung und ohne tieferes
Verständnis das Publikum über das Wesen
der bildenden Kunst belehrten, welche zwar
eine Aesthetik, eine Wissenschaft des Schönen
schufen, aber die Freiheit des Schaffens ver-
nichteten.

Sie sollen aber auch dem in Deutschland
wütenden Musiksport entgegentreten, in wel-
chem sich die Phantasiewelt so vieler feiner
Geister einseitig erschöpft, der, im Ueber-
maße und ohne System betrieben, bei der
heranwachsenden Jugend die Ausbildung des
edelsten und wichtigsten sinnlichen Instru-
mentes, des Auges, hemmt. Der Kampf
gegen ihn ist schwierig, weil er als ein sol-
cher gegen die Musik selbst mißdeutet werden
kann, gegen deren Großtaten im vorigen Jahr-
hunderte, namentlich in Deutschland, die
anderen Künste recht bescheiden zurück-
treten müssen; schwierig auch deshalb, weil
er ein Kampf gegen das ganze Erziehungs-
system, gegen das Familienleben werden kann,
dessen geistiger Inhalt auf der intimen Pflege
der Musik beruht. Und dennoch muß er
geführt werden und er wird nicht früher
enden, als bis an die Stelle des häuslichen
und schulmäßigen Musikdilettantismus der
Kunstdilettantismus getreten ist. Das Bei-
spiel Englands beweist, daß dies möglich ist.
Noch vor fünf Jahrzehnten ein Land fast
ohne künstlerische Kultur, auf dem Festlande
verhöhnt wegen der brutalen Geschmacklosig-
keit seiner Bewohner, ist es durch das Ein-
greifen einzelner erleuchteter Geister — wie
dort immer ohne Zutun der staatlichen Be-
hörden — gelungen, das allgemeine Niveau
der künstlerischen Kultur auf eine ansehn-
liche Höhe zu bringen. Die Kunstsamm-
lungen, früher mehr Trophäensammlungen
nationaler Eitelkeit, entwickeln sich erstaun-
lich und verfügen zu Ankäufen und künst-
lerischen Unternehmungen über gewaltige,
jeden Wettbewerb zurückdrängende Mittel.
Ueber das ganze Land sind vorzügliche
Zeichenschulen zerstreut, der Zeichenunter-
richt, dem sich niemand entziehen kann, ist

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