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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 41.1925-1926

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Uhde-Bernays, Hermann: Wiedergefundene Werke aus Feuerbachs Pariser Studienzeit
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Wolf, Georg Jacob: K. J. Becker-Gundahl
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https://doi.org/10.11588/diglit.14161#0155

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nungen zum Platogastmabl wohlbekannt sind.
Von dem unvollendeten Sludienblatt eines Ge-
wandes, das dem ursprünglich nach der rechten
Seile des Bildes gerichteten Hafis zugehört, zu
der „Amme der Medea" ist kein weiter Weg
mehr zu betrachten übrig. Zu diesen an Qualität
und ausgeführter Vollendung hervorragenden
Zeichnungen kommt ein Konvolut reizvoller
kleinerer Blätter hinzu, unter welchen der flüch-
tige Entwurf zum Hafis und eine leider nur
begonnene Porträtskizze von Knaus genannt
werden müssen.

So wäre denn endlich auf Grund dieses reichen
wiedergefundenen Materials die Möglichkeit
gegeben, sich Feuerbachs eigenartiges Verhältnis
zu den großen Meistern der gleichzeitigen fran-
zösischen Kunst zu vergegenwärtigen. DieTragik
des jähen Abschlusses, den die Studienzeit des
Künstlers in Paris gefunden hat, ist angesichts
dieser neuen Zeugnisse seiner dortigen Tätigkeit
größer noch als bisher angenommen wurde.
Im Zusammentreffen mit der französiscben
Kunst erfülllesich die innereBeslimmung Feuer-
bachs, um im Atelier Coutures dann nach äußer-
lichen Anleitungen einen nie mehr ganz über-
wundenen Zug von Konvention und Unwahrheit
zu erhalten. Daß es Feuerbach hätte gelingen
können, sich noch in Paris selbst von diesen
wesensfremden Einflüssen zu befreien, gleich
Eduard Manet, erscheint nun wahrscheinlicher
als früher. Es ist müßige Gedankenspielerei, zu
erwägen, auf welche Weise und mit welchen
Mitteln wohl in Paris ein solcher Genesungs-
prozeß verlaufen wäre, der dafür in \ enedig
eintrat. Die hier besprochenen Gemälde Feuer-
bachs künden Möglichkeiten einer auf seiner
malerischen Einstellung beruhenden künstle-
rischen Entwicklung an, die über die ersten
verheißungsvollen Ansätze schon hinausgedrun-
gen und nach dem Besuch der Coutureschule
gewiß von neuen Trieben geschwellt war. Im
Sommer 1854 mußte der Meister in bitterer
Not die Stadt heimlich verlassen, die er „den
Wendepunkt und das Fundament seiner künst-
lerischen Bildung" genannt hat, und in der er
Werke zurückließ, die endlich wiedergewonnen,
die Größe seiner künstlerischen Persönlichkeit
für seine Studienzeit in Paris ebenfalls in hellem

Eichte zeigen. Hermann l hde-Bcniavs

K. J. BECKER-GÜNDAHL f

Becker-Gundahl, der am 16. November in
Solln bei München, fast siebzig Jahre alt.
starb, hat im Leben nie an der Stelle gestanden
und ist nie so recht vor die Aufgaben gestellt
worden, die seinem Wesen gemäß gewesen
wären. Wohl ist Becker-Gundahl in späteren
Jahren als Professor an die Münchner Aka-
demie berufen worden, und es gab auch einige
große Aufträge religiös-monumentalen Charak-
ters für ihn, aber sein Name leuchtete nicht so
weit hin, als es Becker-Gundahl nach seinem
Ingenium und nach seiner künstlerischen virtü
verdiente, und die ganz große Aufgabe blieb aus.
Vielleicht wäre die geplante Ausmalung der Ap-
sis im Bamberger Dom, die er vorhatte, ein
Lieblingsprojekt von ihm, über das gerade in
den letzten Monaten viel hin- und hergespro-
chen wurde, eine seiner würdige Aufgabe, ein
feierlicher, großer Abschluß seines Lebenswer-
kes geworden — aber es blieb ihm versagt, die-
sen Plan zu verwirklichen. Wir müssen uns des-
halb an seine Arbeiten in der St.Maximilians- und
St. Annakirche in München halten, auch an seine
Staffeleibilder religiösen Motivs, z.B.an die ge-
waltige Kreuzigung, die sozusagen nur aus Not
auf die Leinwand statt an die Wand gemalt
wurde. In diesen Werken steckt der unverkenn-
bare Wille, die Materie zu überwinden, das
Thematische zu vergeistigen, aus den Realitäten
zu einem harten Stil vorzustoßen. Die Kompo-
sition der Gemälde ist in allen Fällen sehr klar
und ruhig, den Zufälligkeiten des Impressionis-
mus entrückt, endgültig. Besonders die außer-
ordentliche Kraft der Zeichnung fällt auf; er-
staunlich, wie Becker-Gundahl mit einer großen,
aller Knicke und Schnörkel entratenden Linie
ein volles Wesen, einen markanten Charak-
ter umreißen konnte und dabei himmelweit
entfernt blieb von jenen nur konturierenden
und nachträglich die Kontur mit Farbe füllen-
den Kartonmalern, die man sonst an Aufgaben
kirchlicher Malerei am meisten beschäftigt fin-
det. Reine Zeichnungen Becker-Gundahls, wie
man sie u. a. in der Galerie der Münchner Se-
cession findet, vermitteln seine Kunst doch wohl
am unmittelbarsten, und die Meisterschaft des
Zeichnens war auch das wertvollste Rüstzeug,
das er seinen Schülern in ihren Beruf mitzu-
geben halle. Wolf

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