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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 41.1925-1926

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Braungart, Richard: Alois Kolb als Buchkünstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.14161#0254

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ALOIS KOLB ALS BUCHKUNSTLER

j er Aufsatz über Möglichkeiten zu neuen Arbeiten auf diesem

Alois Kolb, der Gebiet fehlen.

im April 1911 Alois Kolb hat mit den „Kronprätendenten"
in diesen Blät- insofern einen neuen Typus geschaffen, als die
tern erschie- Radierungen nicht eingeklebt, sondern in den
nen ist, be- Text gedruckt waren. Das hat man früher nicht
schäftigt sich oder nur selten getan. "Wie man das vielmehr
im Schlußab- gemacht hat, dafür ist „Eros und Psyche" von
satzmitdenra- Klinger ein klassisches Beispiel. Die Wirkung
dierten Initia- ist, wie dieses Buch lehrt, auch dann gut, wenn
len und Kopf- die Radierungen (gemeint sind natürlich nicht
leisten Kolbs ganzseitige Linschaltbl älter, sondern meist in
zu einer Monumentalausgabe von Ibsens „Krön- Zierleistenform verwendete kleine Radierungen)
prätendenten". Das ist das erste Buch gewesen, eingeklebt sind, und besonders, wemi sie, wie hier,
dasKolbmitradiertemSchmuckausgestattethat. in reichen ornamentalen Umrahmungen sitzen.
Und es hat damals eigentlich nicht den Anschein Aber eine vollkommene Einheit zwischen Satz
gehabt, als ob die mit diesem Werk gegebene An- und bildlichem Schmuck ist auf diese Weise
regung rasch Früchte bringen werde. Denn der nie zu erreichen. Das ist nur möglich, w enn die
Käuferkreis für solche Luxuspubhkationen ist Radierungen auf dasselbe Papier gedruckt sind
immer relativ beschränkt, und die Kosten sind sehr wie der Satz. Aber, gerade bei Radierungen,
hoch. Aber es kam anders. Das mit Radierungen auch dann nur, wenn sie buchtechnisch emp-
geschmückte Luxusbuch wurde Mode, und vor funden sind. Denn von Haus aus sind Radierung
allem während einiger Jahre, die noch nicht und Satz, d. h. Tiefdruck und Hochdruck, Anti-
weit zurückliegen, sind Bücher mit Original- poden, die nicht füreinander bestimmt sind. In
graphik eine vielbegehrte „Kapitalsanlage" ge- der Theorie wenigstens. Das hindert selbstver-
wesen. Heute beurteilt man solche Dinge Golt ständlich nicht, daß in der Praxis durch die
sei Dank wieder nur oder wenigstens zunächst Verbindung von Radierung und Satz unter Um-
von künstlerischen Gesichtspunkten aus. Die ständen etwas sehr Beizvolles und künstlerisch
Zahl der Neuerscheinungen hat allerdings, be- Bedeutsames entstehen kann. Es kommt eben
sonders in jüngster Zeit, beträchtlich abge- immer darauf an, wer etwas macht und wie es
nommeii. Aber das ist das geringste Übel. Die gemacht wird. Kolb jedenfalls hat, von einigen
Hauptsache ist, daß die Freude am schönen weniger gelungenen Arbeiten abgesehen, die im
Buch mit originalgraphischem Schmuck gerade Gesamtwerk eines jeden Künstlers zu finden
bei jenen, auf die es ankommt, noch nicht ge- sind, in den meisten Fällen bewiesen, daß die
ringer geworden ist. Und solange das der Fall Radierung sich als Illustrationstechnik neben
ist, wird es für die Graphiker auch nicht an dem in erster Linie berufenen Holzschnitt nicht

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