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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 41.1925-1926

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Neue Kunstliteratur
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NEUE KUNSTLITERATUR

L. Fröhlich-Blum, Ingres. Sein Leben und
sein Stil. Wien - Leipzig, Manz Verlag.
Eine wohltuend sachliche Biographie leitet das
Buch ein: aus der südfranzösischen Heimat, aus
dem künstlerischen Vaterhaus begleitet man den
jungen Ingres zu David nach Paris und dann als
Stipendiaten des großen Rompreises in die ewige
Stadt, wo er neun Jahre verweilte. Es folgt sein
vierjähriger Aufenthalt in Florenz und seine ersten
großen Erfolge in Paris, die ihm erst als einem
Mann in den vierziger Jahren zuteil wurden. Durch
das Auf und Ab eines Lebens der Verkennung und
des Beifalls geht es wieder nach Rom, wo Ingres
von 1835—1840 als Direktor der Academie de
France wirkte. Die Heimkehr des sechzigjährigen
Ingres nach Paris war ein Triumphzug. Neuer
Aufschwung folgte der., Verbannung" .DieLebens-
kraft desMeisters blieb ungebrochen.Mit 71 Jahren
verheiratete er sich zum zweiten Male. Ein Sechs-

undsiebzigjähriger, schuf er das Bild „Die Quelle"
im Louvre. Er war 87 Jahre alt, als er starb, bis
zur letzten Stunde ein begeisterter Verehrer der
Schönheit und der Frauen. In seinem Wesen und
seiner Kunst war er, nach einem Wort Gautiers,
„nicht von seiner Zeit, sondern ewig". Daß nach
den ausgezeichneten Werken, die Lapauze seinem
engeren Landsmann I.-A.-D. Ingres gewidmet
hat, gerade jetzt ein deutschsprachliches, fleißig
gearbeitetes, aber doch ohne Prätension auftreten-
des, mit zahlreichen schön gedruckten Tafeln ge-
schmücktes Ingres-Werk erscheint, darf man als
Bestätigung der Worte Gautiers auffassen. Er ist
..ewig". Hat ihn die Bewegung, die man die
expressionistische nennt und die sich gerade tot-
läuft, etwas in den Hintergrund gedrängt, so
steigt er jetzt desto leuchtender aus dem Dunkel,
und es scheint, daß in der ganzen europäischen
Kunst ein Bad in Ingres* großem Werk als das
große Heilmittel gegen allen Kunstkatzenjammer
dieser Tage erkannt werde. W.
 
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