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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 41.1925-1926

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Dreyer, A.: Der Vollblutromantiker Franz Pocci: ein Gedenkblatt zu seinem 50. Todestage (7. Mai 1926)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14161#0315

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DER VOLLBLUTROMANTIKER FRANZ POCCI

Ein Gedenkblatt zu seinem 50. Todestage (7. Mai 1926)

er gräfliche Jugendschrift- die durch innige ^ ereinigung von Wort und
steller und Zeichner Bild nachhaltigen Eindruck in den Herzen der
Franz Pocci, ein uner- Kinderwelt hinterließ. Dieser „Festkalender"
schütterlicher Sohn der mit semer Lobpreisung der mittelalterlichen
Romantik, hat sich Helden, mit seiner „katholischen Innigkeit" und
durch seine anmutigen seinem ungekünstelten, frischen Humor segelt
Gaben in Wort und ganz im Fahrwasser der Romantik. Sein Haupt-
Bild längst ein dank- wert ruht in den Bildern, die Pocci beisteuerte,
bares Gedenken im namentlich in den herzigen, ganz dem Leben
Herzen des Volkes und abgelauschten Kindergestalten. Pocci hatte sein
besonders der Kinderwelt gesichert. Aus der Talent als Illustrator Für die Jugend entdeckt!
öden Prosa des Alltags flüchtete er immer Zunächst Heß er die der Kinderwelt längst
wieder „zu mondbeglänzten Zaubermächten, zu vertrauten Gestalten aus deutschen Märchen
Rittern, Burgen und Turniergefechten". („Schneewittchen", „Fundevogel", „Hänsel und
Mit München, wo er am 7. März 1807 das Licht Gretel" u.a.) in herzerquickenden Bildern er-
der Welt erblickte, war eraufsengste verwachsen, stehen, wobei er auch in den Initialen immer
Als flotter Studio erwachte in ihm die Lust zu wieder Neues, manchmal geradezu ^ erblüffen-
„leichtherzigen" musikalischen Improvisationen, des erfand. Diese Gaben sind nur Vorboten seiner
Bald gesellte sich dem Tondichter der Zeichner „Geschichten und Lieder in Bildern" (1845),
bei. Nicht nur seine eigenen Kompositionen, der würdigen Fortsetzung des „Festkalenders",
sondern auch volkstümliche Liedersammlungen Eigenes und Fremdes (Beiträge von Görres,
(die „Jäger-, Studenten- und Soldatenlieder") Brentano, Schwab, Kobell u. a.) vereint er zu
schmückte sein Stift mit ansprechenden Bildern. einem bunten Strauße, den er wieder mit eigen-
Gern hätte er das Studium der trockenen Rechts- artigen, meist humorvollen Bildern umrankt.
Wissenschaft mit der heiteren Kunst vertauscht; Auch in seinem „Spruchbüchlein" trifft er den
allein an dem harten Sinn des Vaters zerschellte rechten Ton, der zur Kindesseele dringt,
dieser Flerzenswunsch. Doch gönnteihm seinebe- Die Jugendbücher seiner Freunde und Bekannten
ruf liehe Tätigkeit, in der er bis zum Hofmusikin- verschönte seine Kunst durch reichen Bilder-
tendanten und schließlich zum Oberslkämmerer schmuck, so die „Kinderheimat" von Friedrich
emporstieg, hinlänglich Muße zu künstlerischem Güll, die Märchen Andersens, den „Osterhas"
Schaffen, das durch den Umgang mit namhaften vonGeorgScherer,die„AltenundneuenKinder-
Künstlern befeuert und befruchtet wurde. lieder" von Raumer. Den „Jugendblättern" von
Eine stark ausgeprägte Eigenart tritt nun freilich Isabella Braun blieb er zeitlebens ein treuer und
in keiner seiner Tonschöpfungen hervor. Mit geschätzter Mitarbeiter, nicht nur mit dem
der „Zukunftsmusik" Richard Y\ agners kann Zeichenstift, sondern auch mit der Feder. Als
er sich nicht befreunden. Zu dem Gesang der die Begründer der „Fliegenden Blätter", Braun
„Undine" (in dem gleichnamigen Puppenspiel) und Schneider, in den weithin bekannten
sagt Kasperl: „Was das wieder so ein schönes „Münchner Bilderbogen" eine heitere Gabe für
wässeriges Lied ist! Einzig, als hätt's der Richard jung und alt boten, da wurde auch Pocci für
Wagner komponiert!" Einige schlichte Weisen dieses Unternehmen gewonnen. „Gaiikel-Lm-
Poccis sind auch in dem von ihm und Guido chen", „Der Riese Fratzfressius", „Das Ein-
Görres im Verein mit einigen Freunden 1834 maleins", „Kasperl mit Frau und Kindern" u. a.
herausgegebenen „Festkalender" verstreut, der wurden von der Jugend jener Zeit jubelnd be-
ersten deutschen illustrierten Jugendzeitschrift, grüßt.

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