BEPPO STEINMETZ
GESELLSCHAFT IM WALDE
lerischen", des „W erdenden" geschöpft wäre.—
Jede Sphäre des Lebens bietet ihre spezifischen
malerischen Y\ erte. Steinmetz bevorzugt die
Welt des Mondänen. Was ihn aber daran in-
teressiert, z. B. in seiner „Tanzdiele", ist das
Problem des künstlichen Lichtes. Öfter vari-
iert Steinmetz das seit Manet so beliebte Thema
des Picknicks im Freien. In der Tat, es gibt
wenige Themen, die es so sehr ermöglichen,
alle Vorzüge dieser Art von Malerei, den ge-
schickten dekorativen Aufbau des Ganzen,
verbunden mit toniger Bindung und einem
geistreichen Spiel von Lichtern, zur Geltung zu
bringen. In ihrer Art vollkommen und sicher
die Grenzen seiner Begabung ausschreitend,
scheint mir des Malers Porträtkunst zu sein.
Die „Dame im Schleier" stellt eine Norm dar
eines gewissen unverlierbaren Könnens und
eines sicheren dekorativen Gefühls auf der Basis
einer starken koloristischen Begabung.
Hans Kiener
NEUE KUNSTLITERATUR
Alfred Kuhn, Lovis Corinth. Propyläen-
Verlag, Berlin. Am 18. Juli 1925 schloß Lovis
Corinth in der Fremde die Augen. Schweres Lei-
den, das seine sinnenfrohe Körperkraft mit wach-
sender Vernichtung bedrohte, hat ihn jahrelangge-
peinigt. Seine Schaffenskraft jedoch vermochte es
nicht zu brechen, höchstens zu mindern und zu
schwächen. Erst dem Sterbenden entsank der
Pinsel. Mag man zum Künstler und zum Men-
schen sich einstellen wie man will, das Werk
zeugt zum mindesten von einem ununterbroche-
nen Aufstieg und unter allen Umständen von
einer seltenen malerischen Begabung. Auch dann,
wenn man etwa um des Bildinhaltes willen sich
ablehnend oder mit kühler Gleichgültigkeit zu
dieser sehr ursprünglichen Künstlernatur verhält,
wird man den Farben ehrliche Bewunderung
nicht versagen dürfen. Ob er wirklich, wie seine
überzeugten und begeisterten Verehrer versichern,
166
GESELLSCHAFT IM WALDE
lerischen", des „W erdenden" geschöpft wäre.—
Jede Sphäre des Lebens bietet ihre spezifischen
malerischen Y\ erte. Steinmetz bevorzugt die
Welt des Mondänen. Was ihn aber daran in-
teressiert, z. B. in seiner „Tanzdiele", ist das
Problem des künstlichen Lichtes. Öfter vari-
iert Steinmetz das seit Manet so beliebte Thema
des Picknicks im Freien. In der Tat, es gibt
wenige Themen, die es so sehr ermöglichen,
alle Vorzüge dieser Art von Malerei, den ge-
schickten dekorativen Aufbau des Ganzen,
verbunden mit toniger Bindung und einem
geistreichen Spiel von Lichtern, zur Geltung zu
bringen. In ihrer Art vollkommen und sicher
die Grenzen seiner Begabung ausschreitend,
scheint mir des Malers Porträtkunst zu sein.
Die „Dame im Schleier" stellt eine Norm dar
eines gewissen unverlierbaren Könnens und
eines sicheren dekorativen Gefühls auf der Basis
einer starken koloristischen Begabung.
Hans Kiener
NEUE KUNSTLITERATUR
Alfred Kuhn, Lovis Corinth. Propyläen-
Verlag, Berlin. Am 18. Juli 1925 schloß Lovis
Corinth in der Fremde die Augen. Schweres Lei-
den, das seine sinnenfrohe Körperkraft mit wach-
sender Vernichtung bedrohte, hat ihn jahrelangge-
peinigt. Seine Schaffenskraft jedoch vermochte es
nicht zu brechen, höchstens zu mindern und zu
schwächen. Erst dem Sterbenden entsank der
Pinsel. Mag man zum Künstler und zum Men-
schen sich einstellen wie man will, das Werk
zeugt zum mindesten von einem ununterbroche-
nen Aufstieg und unter allen Umständen von
einer seltenen malerischen Begabung. Auch dann,
wenn man etwa um des Bildinhaltes willen sich
ablehnend oder mit kühler Gleichgültigkeit zu
dieser sehr ursprünglichen Künstlernatur verhält,
wird man den Farben ehrliche Bewunderung
nicht versagen dürfen. Ob er wirklich, wie seine
überzeugten und begeisterten Verehrer versichern,
166