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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 41.1925-1926

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Simon, Karl: Die Stellung des Porträts um 1800, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.14161#0395

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Stimmung bestimmter Kreise; auch Schelling
zieht im Porträt größtmögliche Ruhe vor, außer
wenn die Handlung zur Charakteristik gehört;
und nicht lange nachher lehnt es Overbeck grund-
sätzlich ab, die porträtierte Person in irgend-
einer Handlung zu zeigen, das widerspreche dem
wahren Porträtstile. So verwirft denn auch Schnorr
v. Carolsfeld sein Bildnis der berühmten Schön-
heit, der Vittoria Caldoni, die er beim Spinnen
hatte innehalten und herausschauen lassen. Und
hatte Overbeck 1809 sich selbst noch lesend dar-
gestellt, so gibt er in dem genannten Familienbild
die reineExistenz, das innige Beisammensein, ohne
jede Handlung. Aber natürlich meldet sich später
dann auch wieder die Handlung selbst im Kreise
der Nazarener; von dem Selbstbildnis Ph. Veits
mit der weisenden Gebärde war schon die Rede;
und W. Schadow gibt die junge Gabriele v. Hum-
boldt, wie sie Tauben füttert.
Cornelius, „derHauptmann der römischen Schar",
steht lange nicht nur technisch, sondern auch in
dem genremäßigen Zug seiner Bildnisse unter
französisch-akademischem Einfluß. So gibt er die
Kinder des Barons Grainger beim Seifenblasen,

so noch das Ehepaar Wilmans über Gelesenes
nachdenkend bezw. einen Papagei neckend. Erst
gegen Ende seines Aufenthalts das reine Exi-
stenzbild bei der Frau Scheel und dem Gottfried
Malss1).

Nicht weitergeführt wird von der Romantik folge-
richtig die Verbindung mit Beiwerk von ,.Bedeu-
tung" im Sinne des Klassizismus, des alternden
Goethe. Diesen hatteTischbein gemalt in der römi-
schen Campagna, umgeben von Resten der Antike
mit einem beziehungsvollen Relief, im Hinter-
grunde Ausblick auf Rom. Ähnlich dann zwei
Jahre später von demselben Tischbein die Her-
zogin Amalie von Weimar, sitzend vordem Grabe
der Priesterin Mammia am Eingange von Pom-
peji. Später dann noch wieder von dem genannten
Schick (1810) ein Doppelporträt zweier Fräulein
v. Blankenhagen in den Ruinen Roms und zwar
nicht nur des antiken Rom — mit einem Stück
der Kaiservilla — sondern auch des mittelalter-
lichen mit einem Kloster. Eine zurLandschaft ge-

1) S. K. Simon: Aus Peter v. Cornelius' Frankfurter Tagen.
Ztschr. f. bild. Kunst. N. F. 29. 1917. S. 154 f.

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