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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 1
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Scheffler, Karl: Hans Purrmann: und der moderne Kolorismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0018

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HANS PURRMANN,^D AMENBILDNIS

Kleid der „Judenbraut"? Und wie sollte ohne be-
wegendes Leben ein Kunstwerk zu denken sein?"
Er sagt: nicht „Licht, Farbe und bewegendes Leben"
muß es heißen, sondern „Licht und bewegendes
Leben durch die Farbe". Mit Recht weist er da-
rauf hin, daß in der neuen Anschauung von der
Farbe recht eigentlich der Gegensatz zwischen alter
und neuer Malerei liegt. In der Tat werden in
Bildern von Manet, Monet, Sisley und Renoir
unversehens alle Helligkeiten und Dunkelheiten zu
Farben, es verschwinden die Schwärzen sowohl
wie die weißgelben Lichter, die Bildfläche ist über-
sponnen von einem Gewebe mehr oder weniger
komplementärer Töne, ist aufgelöst in farbige Flecken
und Pinselstriche, die aufgelockerte Malerei ist auf
Fernwirkung berechnet, sie nimmt in einer neuen

Weise die Schöpfungskraft des menschlichen Auges
in Anspruch und stellt, wie durch ein Wunder,
die Illusion der Bewegtheit her. Der Maler zieht
die den Raum schaffenden Helligkeiten und Dunkel-
heiten als Farben nach vorn in die Fläche; während
der Betrachter aber dieses Spiel des von der Farbe
aufgesogenen Heil-Dunkels und der von der Farbe
aufgelösten aber nicht vernichteten Zeichnung aut
sich wirken läßt, beginnt ihm der Raum in einer
neuen Weise zu leben. Die Malerei gerät ins
Helle. Die Skala reicht nicht mehr vom hellsten
bis zum tiefsten Ton, der Maler kommt mit einem
geringeren Umfang aus. Das heißt: die Farbe
schafft eine neue Bildökonomie; indem das Auge
in Farben denkt, gewinnt die Komposition einen
neuen Charakter. Sie wird beweglicher und ver-

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