Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0247
DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:Emil Heilbutt †
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EMIL HEILBUTf
Als Bruno Cassirer im Jahre 1902 seine Idee
JTX- einer modernen Kunstzeitschrift verwirklichte
und nicht nur Emil Heilbut für die Redaktion,
sondern auch Cäsar Flaischlen (der nun ebenfalls
gestorben ist) als typographischen Sachverständigen
verpflichtete (Flaischlen galt, weil er den ,,Pan"
redigiert hatte, als Fachmann), machte Maximilian
Harden den vorzüglichen Witz, Bruno Cassirer
hätte verstanden, die beiden faulsten Schriftsteller
Berlins zu gewinnen.
Die Charakteristik war vor allem Heilbut gegen-
über richtig. Dieser Schriftsteller war nicht leicht
zum Redigieren und zum Schreiben zu bringen;
in der Folge ist seine geringe, seine schließlich
ganz versiegende Produktivität ja auch allgemein
beklagt worden. Was ihn hinderte, war aber nicht
die dicke, gähnende Faulheit des geistig und
körperlich Trägen, denn er war ein sehr wacher
und beweglicher Geist. Seine „Faulheit" war
ein Teil seiner Originalität, sie gehörte zu seinem
Talent.
Heilbut war einer der wenigen Kunstschriftsteller,
die ganz vom Werk des Künstlers ausgehen. Er
war selbst, in München und Paris, Maler gewesen,
235
Als Bruno Cassirer im Jahre 1902 seine Idee
JTX- einer modernen Kunstzeitschrift verwirklichte
und nicht nur Emil Heilbut für die Redaktion,
sondern auch Cäsar Flaischlen (der nun ebenfalls
gestorben ist) als typographischen Sachverständigen
verpflichtete (Flaischlen galt, weil er den ,,Pan"
redigiert hatte, als Fachmann), machte Maximilian
Harden den vorzüglichen Witz, Bruno Cassirer
hätte verstanden, die beiden faulsten Schriftsteller
Berlins zu gewinnen.
Die Charakteristik war vor allem Heilbut gegen-
über richtig. Dieser Schriftsteller war nicht leicht
zum Redigieren und zum Schreiben zu bringen;
in der Folge ist seine geringe, seine schließlich
ganz versiegende Produktivität ja auch allgemein
beklagt worden. Was ihn hinderte, war aber nicht
die dicke, gähnende Faulheit des geistig und
körperlich Trägen, denn er war ein sehr wacher
und beweglicher Geist. Seine „Faulheit" war
ein Teil seiner Originalität, sie gehörte zu seinem
Talent.
Heilbut war einer der wenigen Kunstschriftsteller,
die ganz vom Werk des Künstlers ausgehen. Er
war selbst, in München und Paris, Maler gewesen,
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