dauernden Gewinn. Es gehört zu denen, die die
Summe eines Zeitalters ziehen, die ganz und gar
der Ausdruck ihres Jahrhunderts sind, und eben
darum das Ewige ihrer Epoche lebendig erhalten,
es hinübertragen zu fernen Geschlechtern.
Das vierzehnte Jahrhundert erschien den Be-
trachtern der deutschen Bildnerkunst oft wie ein
des Gefühls, in der Gewandung. Die bildnerische
Schöpferkraft schien erschlafft, schien zu schlum-
mern bis zu ihrem „Erwachen" unter dem Ein-
druck der Neugestaltung der Malerei im fünf-
zehnten Jahrhundert.
In Wahrheit hatte sie sich nur anderen Zielen
zugewendet. Der mächtige Zug der Verinner-
TEILANSICHT DER GRUPPE IM KAISER-FRIEDRICH-MUSEUM, BERLIN
ABBILDUNG 3
dunkles Tal zwischen ragenden Gipfeln. Es stand
im Schatten der königlichen, klassischen Kunst des
dreizehnten, das durch die Namen Naumburg, Bam-
berg, Straßburg bezeichnet wird, im Schatten auch des
fünfzehnten, wo der breite Strom der Renaissance zu
rauschen beginnt. Seine Beurteilung war einseitig
negativ; man vermißte den kühnen Realismus der
Stifterfiguren von Naumburg, man sah die Abhängig-
keit von der Architektur, die Manier im Ausdruck
Hebung, der beim Beginn der letzten Epoche des
Mittelalters das ganze Geistesleben ergreift, verändert
nicht bloß die Frömmigkeit, sondern schafft auch
der Kunst ein neues Ideal.
Beides steht im engsten Zusammenhang. Es
ist die Zeit der Entdeckungen auf dem Gebiet des
Seelischen. In der unmittelbaren Hingabe der
Seele an Gott, bei der die Außenwelt, aber auch
die Kirche, ihre Lehre wie ihre Gnadenmittel, zu-
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Summe eines Zeitalters ziehen, die ganz und gar
der Ausdruck ihres Jahrhunderts sind, und eben
darum das Ewige ihrer Epoche lebendig erhalten,
es hinübertragen zu fernen Geschlechtern.
Das vierzehnte Jahrhundert erschien den Be-
trachtern der deutschen Bildnerkunst oft wie ein
des Gefühls, in der Gewandung. Die bildnerische
Schöpferkraft schien erschlafft, schien zu schlum-
mern bis zu ihrem „Erwachen" unter dem Ein-
druck der Neugestaltung der Malerei im fünf-
zehnten Jahrhundert.
In Wahrheit hatte sie sich nur anderen Zielen
zugewendet. Der mächtige Zug der Verinner-
TEILANSICHT DER GRUPPE IM KAISER-FRIEDRICH-MUSEUM, BERLIN
ABBILDUNG 3
dunkles Tal zwischen ragenden Gipfeln. Es stand
im Schatten der königlichen, klassischen Kunst des
dreizehnten, das durch die Namen Naumburg, Bam-
berg, Straßburg bezeichnet wird, im Schatten auch des
fünfzehnten, wo der breite Strom der Renaissance zu
rauschen beginnt. Seine Beurteilung war einseitig
negativ; man vermißte den kühnen Realismus der
Stifterfiguren von Naumburg, man sah die Abhängig-
keit von der Architektur, die Manier im Ausdruck
Hebung, der beim Beginn der letzten Epoche des
Mittelalters das ganze Geistesleben ergreift, verändert
nicht bloß die Frömmigkeit, sondern schafft auch
der Kunst ein neues Ideal.
Beides steht im engsten Zusammenhang. Es
ist die Zeit der Entdeckungen auf dem Gebiet des
Seelischen. In der unmittelbaren Hingabe der
Seele an Gott, bei der die Außenwelt, aber auch
die Kirche, ihre Lehre wie ihre Gnadenmittel, zu-
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