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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 8
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Pauli, Gustav: Erwerbungen der Hamburger Kunsthalle aus den letzten Jahren, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0293

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weniger bekümmerten, weil sie seiner Art und Ab-
sicht nicht entsprachen. Mit Recht ging er darauf
aus, „Forcen" zu bilden oder die Stärken des vor-
handenen Bestandes zu unterstreichen. So ist es ge-
kommen, daß die Galerie, abgesehen von ihren kost-
baren Spezialsammlungen auch wohl einmal das min-
der Bedeutende überreichlich enthält (z. B. Gemälde
von Wilh. Tischbein, Zeichnungen von Denner), daß
sie aber dessen ungeachtet, nicht banal wirkt.

Für die hamburgische Abteilung hat Lichtwark
bereits so viel getan, daß seinem Nachfolger nur
eine Ährenlese auf abgeernteten Feldern übrig blieb.
Doch konnte immer noch einiges Beträchtliche er-
worben werden, und zwar gleich ein verschollenes
Selbstbildnis von Runge. Es zeigt den Künstler
mit den Merkmalen seines Lungenleidens gezeich-
net auf einem Stuhle sitzend, das Haupt dem Be-
schauer zugewendet. Auf den fahlen Wangen
schimmert fieberische Röte, die mageren Hände
zeigen an den Fingerspitzen eine charakteristische
pathologische Verdickung, aber die Augen blicken

fest und ruhig und die Miene verkündet jene
Energie, die bis zuletzt an seiner großen Aufgabe,
den Bildern der Tageszeiten, festhielt. Merkwürdiger-
weise besaß die Kunsthalle bereits zwei Varianten
dieses Bildes, die indessen nicht den Charakter der
Eigenhändigkeit tragen. Augenscheinlich haben
Runges Angehörige das Bildnis, wohl sein letztes, als
besonders ähnlich nach seinem Tode kopieren lassen.

Zeitlich folgt auf Runge Dahl mit einer jener
duftigen Landschaftsskizzen, einer Ansicht von
Dresden, in denen der kommende Impressionis-
mus vorweggenommen wird. Die Studienmappen
der in ihren fertigen Bildern so trocken säuber-
lichen Biedermeiermaler wimmelten ja von Vor-
läufern des Impressionismus und keine Galerie
zeigt mehr von ihnen als die hamburgische. Was-
manns frischeste Landschäftchen hängen hier neben
einzelnen seiner Bildnisse, sehr umständlichen aber
sehr "guten Bildnissen. Ihre Zahl wurde durch die
Porträte einiger seiner nächsten Angehörigen ver-
mehrt, seines Bruders und seiner Schwägerin und

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