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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 9
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Scheffler, Karl: Edvard Munch
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0325

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wenn man die schöne, fast großartige Landschaft
betrachtet, die „der Mord" betitelt ist. Den Körper
des Erschlagenen und den Kopf des fliehenden
Mörders würde man gern missen, wenn dafür
andere dunkle Flecken, die durchaus an den Stellen
nötig sind, geschaffen würden; die Landschaft aber
ist sehr schön. Die Bäume stehen prachtvoll da,
der Raum ist zwingend gegeben. Ähnlich steht
es mit den Uferlandschaften der Schäreninseln. Es
ist ein Zwiespalt zwischen Zeichnung und Farbe.
Fast immer ist ein großer Wurf in den Bildern;
doch empfindet man nicht selten das Material
oder das Format unbehaglich. Das Bild des ent-
fernt an Matisse erinnernden „Negers" überzeugt
nicht mit seiner systematischen Farbenaufteilung,
die Akte haben viel Akademisches, das große
Bild mit dem Pferd hat leere Stellen, und die

im Motiv ungemein reizvollen „Schneeschaufler"
wünscht man sich um das fünffache verkleinert.
Und dann wäre es mehr ein Holzschnitt als ein
Ölbild.

Solche Einschränkungen hindern nicht, daß man
überall Größe und Meisterlichkeit spürt. Starke
Persönlichkeit steht hinter ungewöhnlichem Ta-
lent. Das wird auch allgemein gefühlt; sonst hätte
Münch nicht so einmütig und warm begrüßt
werden können. Sein Erfolg ist echter als es die
meisten Ausstellungserfolge es sonst sind. Er nimmt
nun einen festen Platz ein in der Schätzung der
deutschen Kunstfreunde. Schon hat er Hodler
überlebt. In Zukunft mag er bei uns erscheinen
wann und wo er will, er wird stets mit der
Liebe begrüßt werden, die sein stolzes und cha-
raktervolles Lebenswerk verdient.
 
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