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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 11
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Behrendt, Walter Curt: Schloss Sanssouci, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0412

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ADOLF MENZEL, TREPPENAUFGANG

MIT ERLAUBNIS VON F. BRUCKMANN, A.-G., MÜNCHEN

hier ist es nur einer besonders glücklichen Kon-
stellation zu danken gewesen, daß sie zur Ent-
ladung kam. Die Kräfte der landesgeborenen
Künstler hätten allein nicht ausgereicht, ein Werk
von solchen Graden zustande zu bringen. Es be-
durfte der beschwingenden Energie, der schöpfe-
rischen Phantasie und der unermüdlich treibenden
Kraft eines zielbewußten Bauherrn, um sie zu
solcher Anspannung zu steigern. Und in diesem
Sinne bestätigt auch der Bau von Sanssouci jenes
Wort Theodor Mommsens über das Preußen
Friedrichs des Großen, wonach überall in diesem
Großstaat die Geistesgewalt des Herrschers er-
gänzt hat, was dem Lande sonst an materieller
Gewalt abging.

In seinem Verhältnis zur Kunst war der König
nicht nur Liebhaber, Sammler und Mäzen, er war
selbst auch ausübender Dilettant. Er hat gedichtet,
musiziert und gezeichnet. Und mit besonderer
Vorliebe beschäftigte er sich mit der Architektur.
Manger, der zeitgenössische Verfasser einer Bau-
geschichte von Potsdam, sagt von ihm, die ersten
vierzig Jahre seiner Regierung sei er „Selbst-
erfinder und Vorzeichner der Außenseiten zu den
erbauenden Schlössern, pübliken, privat- und öko-
nomischen Gebäuden von einiger Wichtigkeit,
eben so als zur Verzierung und Meublierung der
inneren Gemächer in dem ihm besonders eigenen
Gebäuden" gewesen. Man wird nicht behaupten
können, daß die Früchte dieses Dilettantismus ein
besonderes oder gar schöpferisches Gepräge tragen.
Es sind tüchtige Durchschnittsleistungen, durch-
aus in dem einseitigen, nach Frankreich orientier-
ten Geschmack der Zeit, von denen man besten-
falls sagen kann, daß sie ein unbestreitbares Gefühl
für die Form und eine erstaunliche Geschicklich-
keit in der Bewältigung der technischen Schwierig-
keiten bekunden. Aber diesem persönlichen Dilettan-
tismus, der sich in einem spärlichen Eklektizismus
erschöpfte, war ein ehrgeiziger und weitzielender
Kulturwille gepaart, ein fanatischer Drang nach
Verlebendigung des übernommenen Kunstideals,
ein sehnsüchtiges Verlangen, eben dieses Ideal in
größtem Umfang in die Wirklichkeit zu übertragen.
Und dieser große Elan, diese aufrichtige und un-
gestüme Begeisterung sind es, die, gestützt auf
einen untrüglichen Instinkt für die Qualität, die
friderizianische Kunst schließlich über sich selbst
hinausgehoben hat. Der persönliche Impuls er-
setzt dieser Kunst, was ihr an Fülle und hand-
werklichem Können fehlt, er hat all diesen mannig-
fachen Kunstunternehmungen das edle Gepräge
friderizianischen Geistes aufgedrückt und ihnen
damit jene charaktervolle Einheitlichkeit gegeben,
die sie sehr wohl — mögen sie immerhin nur
preußisches Gewächs sein — auch den Vergleich
mit den zeitgenössischen, im einzelnen vielfach
saftigeren Erzeugnissen süddeutscher Höfe bestehen
läßt.

Schloß Sanssouci nun ist unter den Bauten
des Königs der Bau, an welchem sein unmittelbar
persönlicher Anteil am stärksten ist. Ihm gehört
die Auswahl des Bauplatzes und seine Gestaltung,
er gab die Idee der Terrassen, bestimmte die Form

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