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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 11
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Behrendt, Walter Curt: Schloss Sanssouci, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0414

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LESSER URY, DER RAUCHER. PASTELL

des Grundrisses, ja selbst gewisse Einzelheiten der
Architektur, in denen sich der persönliche Ge-
schmack des Bauherrn (übrigens keineswegs immer
zum Vorteil der Gesamtwirkung) gegen die Pläne
seiner künstlerischen Berater durchsetzt.

Die Wahl des Bauplatzes bekundet das sicherste
Gefühl für den Wert der architektonischen Situation.
Und in der geschickten Auswertung dieser Situation
liegt auch das Geheimnis der überraschenden Wir-
kung, die von der Anlage ausgeht. Ein baumloser
Hügel, nicht zu Unrecht „Wüster Berg" genannt,
das war bis dahin die Örtlichkeit gewesen, an die
sich heute der Ruf der friderizianischen und darüber
hinaus der gesamten preußischen Kunst wie ein
genius loci heftet. Diesen reizlosen Hügel hat
königlicher Kunstwille mit allen Mitteln der Archi-
tektur und Gartentechnik in einen sechsfach ge-
stuften, durch Terrassen gegliederten Weinberg ver-
wandelt, dessen langgestreckte Plattform ein zier-
liches Lustschloss krönt.

Die Pläne von eigener Hand — sie werden
heute unter vielen unbedeutenden Reliquien im
Hohenzollernmuseum aufbewahrt — bekunden mit

aller Deutlichkeit Grad und Umfang der unmittel-
baren Mitarbeit des Königs. Es sind drei Skizzen
vorhanden. Die eine, eine Art Situationsplan, zeigt
den Grundriß des Schlosses in der ungefähren
Form und Raumeinteilung, wie er später ausge-
führt wurde, mit der halbkreisförmigen Säulen-
umschließung des Schloßhofes, dem seitlichen
Laubengang und drei an der Gartenseite vorge-
lagerten Terrassen. Eine zweite deutet in streng
geometrischer Einteilung den Grundplan der gegen
das Hauptportal gelegenen Gartenpartie an, mit
dem Gewächshaus, an dessen Stelle später die
Galerie erstand, jedoch noch ohne die Neptunsgrotte.
Die dritte Skizze endlich gibt in Federzeichnung
den Grundriß des Hauptgebäudes, und zwar in einer
gegen den ersten Entwurf bereits entwickelteren
Form. Erläuternde Aufschriften deuten die Be-
stimmung der Räume an: der rechte Flügel trägt
die Bezeichnung „pour le roy", der linke „pour
des etrangers". Den rechten Flügelbau schließt
ein Rundzimmer ab; die Aufschrift des Grund-
risses sagt erläuternd „come a Rheinsberg", wo
der Kronprinz sich sein kleines Studierzimmer

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