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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 12
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Mayer, August Liebmann: Goya als Frauenmaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0434

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Bruder Verlassenen und Verzweifelten am Sterbe-
bette gerne beistand und vielen zu einem frommen
beseligten Hinüberscheiden verhalf. Mit diesem
Pater, der und den ganz Madrid kannte, hatte
Goya Freundschaft geschlossen. Durch den Pater
wurde er mit gar manchem ihn interessierenden
Typ aus den unteren Klassen bekannt und so auch
mit dem Modell, das durch Goya in die Unsterb-
lichkeit eingegangen ist. Es hat nie an Stimmen
gefehlt, die die nackte Maja künstlerisch nicht ganz
erfreulich fanden. Der etwas unbefriedigende Ein-
druck rührt wohl nicht nur daher, daß Goya hier
plastischere Wirkungen angestrebt und bei sehr
sorgfältiger, verhältnismäßig fast zu detaillierender

Malerei auch erreicht hat, sondern weil der Akt
nur drei Viertel Lebensgröße aufweist und zu
puppenhaft wirkt.

Der ganz gereifte alte Goya ist gerade auch
auf dem Gebiete des weiblichen Bildnisses zu Lö-
sungen vorgedrungen, die sein Genie immer wie-
der bewundern, seine Kunst als ewig frisch, auch
die Modernsten anregend, erscheinen lassen. In
Bildern, wie in der in Bordeaux entstandenen Silvela
geht der Meister noch weit über alles hinaus, was
später Manet im engsten Anschluß an ihn gegeben
hat und berührt sich —■ wie auch vielfach sonst
— fast unheimlich mit der magischen Kunst eines
Münch.

GOYA, DIE MARQUESA DE SANTIAGO

MADRID. HERZOG VON TAMAMES. PHOTOGR. MORENO

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