Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe (19.1921)

Wie alle Bildhauer seiner Art ist er ja immer in
Gefahr sich auszuschreiben und einer selbstge-
schaffenen Systematik zu verfallen. Er vermeidet
diese Gefahr auch nicht immer, aber er überwindet
sie jedesmal auch wieder, weil er sehr klug und

nische Bravour hat viel Selbstzucht. Eine renoirhafte
Verliebtheit macht den Ernst der Form pikant und
durchsüßt die Herbheit der plastischen Abstraktion.

Haller scheint jetzt auf der Höhe seines Kön-
nens zu stehen. Hoffentlich erlauben es die Zeit-

HERMANN HALLER, STEHENDE FRAU. MODELL FÜR BRONZE

selbstkritisch ist, und weil er eine heitere, wohl-
wollende und darum aufnahmefähige Seele hat.
Männliches und Frauenhaftes verteilt sich glück-
lich in seiner Natur; seine Strenge ist mild, sein
Wille gibt sich anmutig, seine Sinnlichkeit ist
weder brutal noch lüstern, seine ungemeine tech-

umstände, daß bald einmal einige der neuen Ar-
beiten, deren Tonmodelle hier abgebildet sind, in
einer Ausstellung gezeigt werden. Die unendlich
reizvolle kleine Terrakottabüste Marie Laurencins,
die neulich am Lehrter Bahnhof zu sehen war,
gab den schönsten Vorgeschmack.

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