Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0275
DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:Scheffler, Karl: Renée Sintenis
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0275
RENKE SINTENIS, AUSSCHLAGENDES FOHLEN. BRONZE
MIT ERLAUBNIS DER GALERIE A. FLECHTHEIM, BERLIN
kleinplastik der Renaissance; sie sind voller Be-
wegung und Laune. Das Beste darin ist nicht
die reine Form. Die Form ist gut, aber sie
ist nicht in dem Sinne Hauptsache wie bei
August Gaul. Das wesentliche in den Tieren der
Renee Sintenis ist eine frauenhaft zarte und leb-
hafte Beobachtung, und zwar eine Beobachtung des
Momentanen. Die Künstlerin interessiert sich für
die Psyche des Tieres und stellt Ausbrüche des Mut-
willens, des ängstlichen Äugens, der gebannten Auf-
merksamkeit, des behaglichen Sichselbstbeschnup-
perns mit einem reizenden Naturgefühl und mit
natürlicher Drolerie dar. Die kleinen Bronzen ver-
raten, daß ein liebevolles Auge die Tiere mit herz-
licher Freude angesehen hat, und daß ein glück-
liches Talent zu übertreiben und das Empfundene
suggestiv auszudrücken versteht. Die Verhältnisse
der Glieder sind mit einer ausdrucksvollen Will-
kür verschoben, so daß die Darstellung etwa die
Mitte einnimmt zwischen einem Kinderspielzeug-
261
MIT ERLAUBNIS DER GALERIE A. FLECHTHEIM, BERLIN
kleinplastik der Renaissance; sie sind voller Be-
wegung und Laune. Das Beste darin ist nicht
die reine Form. Die Form ist gut, aber sie
ist nicht in dem Sinne Hauptsache wie bei
August Gaul. Das wesentliche in den Tieren der
Renee Sintenis ist eine frauenhaft zarte und leb-
hafte Beobachtung, und zwar eine Beobachtung des
Momentanen. Die Künstlerin interessiert sich für
die Psyche des Tieres und stellt Ausbrüche des Mut-
willens, des ängstlichen Äugens, der gebannten Auf-
merksamkeit, des behaglichen Sichselbstbeschnup-
perns mit einem reizenden Naturgefühl und mit
natürlicher Drolerie dar. Die kleinen Bronzen ver-
raten, daß ein liebevolles Auge die Tiere mit herz-
licher Freude angesehen hat, und daß ein glück-
liches Talent zu übertreiben und das Empfundene
suggestiv auszudrücken versteht. Die Verhältnisse
der Glieder sind mit einer ausdrucksvollen Will-
kür verschoben, so daß die Darstellung etwa die
Mitte einnimmt zwischen einem Kinderspielzeug-
261