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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

DOI issue:
Heft 10
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Andrae, Walter: Baalbek
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0309

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BAALBEK, KAPITELLE DES UMGANGS AM BACCHUSTEMPEL

und kein Zweifel konnte sein, daß die ganze reiche
Ebene diesem Throne gehören mußte und wollte,
sie legte sich zu seinen Füßen.

Nun, das glaubt man alles zu ahnen, wenn
der Blick sich satt trinkt an dieser Schönheit, aber
es ist doch dem Weiterschweifenden wunderbar
genug, daß etwas immerhin noch Begrenztes, wie
die Bekaa, einem so über die Maßen riesenhaften
Heiligtum Leben und Bestand hat geben können.
Wer sich zuerst ihm nähert, findet es ganz in der
Ordnung, das Übermaß verbirgt sich in der Weite
und Größe der Landschaft, versteckt sich halb in
den Gärten, die rings heranwucherten, und bietet
sich durchaus nicht aufdringlich an. Ja selbst der

Nahende ist noch nicht so sehr davon getroffen,
bis er endlich die Hand legt auf diese „berge-
gleichen" Baublöcke und Säulentrommeln, aus
denen die Tempel und Höfe sich auftürmen. Ich
glaube, es ist eine Täuschung dabei im Spiel, die
viele mit mir an St. Peter in Rom erlebten: wir
kennen die klassische Ordnung Basis — Säule —■
Gebälk so gut und — leider Gottes in so winzigem
Maßstab von unserer neuen europäischen Baukunst
her, daß ihre Steigerung ins Gigantische nicht
mehr, wie sie es sollte, unmittelbar auf uns wirkt.
Wir müssen den Maßstab erst suchen und daneben
stellen und rasch berechnen: wie riesig, wenn
das Menschlein daneben so klein istl Im Innern

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