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sicher auch als streitbare Herrin des Waldes und seines Getiers gedacht,
aber sonst von dem Wesen der jungfräulichen Jägerin Diana ersichtlich stark
verschieden.
Im Inneren Galliens scheinen Diana-Darstellungen bis jetzt verhältnis-
mäßig selten bekannt geworden zu sein. Wenigstens machte vor Jahren
S. Reinach diese Bemerkung1) auf Grund der
ihm bekannten Bronzestatuetten, und wenn man
jetzt Esperandieus Recueil durchsieht, scheint
sich dasselbe zu ergeben. Aber um zuverlässige
Schlüsse zu ziehen, wären doch sowohl die In-
schriften als auch die Terrakottafiguren heran-
zuziehen ; das würde sicherlich ein anderes Bild
ergeben und die literarisch bezeugte große Ver-
ehrung der Diana bei den Galliern2) bestätigen.
Unter den Bronzen bei Reinach erscheint
Diana dreimal, darunter ist nur eine einhei-
mische, Nr. 29 „Diana auf einem Eber reitend“.
Man wird sie zusammenstellen dürfen mit der
in Lothringen gefundenen Göttin mit dem Eber-
szepter3). Daß Fröhner4) sie nach dem Fundort
— sie ist im Ardennengebiet gefunden — als
Diana Arduinna bezeichnen wollte, ist reine Ver-
mutung. Der Typus dieser Ebergöttin scheint
vielmehr lokal eng begrenzt zu sein.
Von den wenigen Diana-Darstellungen bei
Esperandieu sind wenigstens zwei als
einheimisch aufzufassen. Die eine ist
Bd. III Nr. 1886 in Autun, danach hier
Abb. 3. Der Herausgeber zweifelt an der
Echtheit, doch wohl mit Unrecht. Schon
der Umstand, daß Farbspuren vorhanden
sind, sollte diesen Zweifel ausschließen.
Aber auch die Gewandung ist in allen
Einzelheiten korrekt und wirkt nur
durch die ungeschickte, barbarische Aus-
führung verdächtig. Sie hat gegürteten
Überschlag, oben ist das Gewand
zwischen den nackten Büsten in der be-
sprochenen Weise zusammengezogen. So
etwas hat sich kein Fälscher ausgedacht,
da liegt ein gutes Vorbild zu Grunde.
Die rohe Technik verrät den einhei-
mischen Verfertiger, der natürlich auch
eine heimische Gottheit darstellen wollte.
Das zweite Relief einer gallischen
Diana, auch diese mit nackter Brust,
darf man auf dem vielbehandelten Zwölf-
götterstein von Mavilly in der Göttin
Abb. 4. Mars und Diana auf dem Zwölf-
götterstein von Mavilly, nach Esperandieu.
Abb. 3. Diana, aus Autun,
nach Esperandieu.
') S. Reinach, Bronces figurees de St. Germain, S. 51.
2) Vgl. die Nachweise bei Holder, Altkeltischer Sprachschatz s. v. Artemis und Diana.
3) Lothr. Jahrb. 1896 VIII 2, S. 60 mit Abb., Espörandieu, Recueil V Nr. 4439.
4) Bei Reinach a. a. O., S. 50. Anm.
sicher auch als streitbare Herrin des Waldes und seines Getiers gedacht,
aber sonst von dem Wesen der jungfräulichen Jägerin Diana ersichtlich stark
verschieden.
Im Inneren Galliens scheinen Diana-Darstellungen bis jetzt verhältnis-
mäßig selten bekannt geworden zu sein. Wenigstens machte vor Jahren
S. Reinach diese Bemerkung1) auf Grund der
ihm bekannten Bronzestatuetten, und wenn man
jetzt Esperandieus Recueil durchsieht, scheint
sich dasselbe zu ergeben. Aber um zuverlässige
Schlüsse zu ziehen, wären doch sowohl die In-
schriften als auch die Terrakottafiguren heran-
zuziehen ; das würde sicherlich ein anderes Bild
ergeben und die literarisch bezeugte große Ver-
ehrung der Diana bei den Galliern2) bestätigen.
Unter den Bronzen bei Reinach erscheint
Diana dreimal, darunter ist nur eine einhei-
mische, Nr. 29 „Diana auf einem Eber reitend“.
Man wird sie zusammenstellen dürfen mit der
in Lothringen gefundenen Göttin mit dem Eber-
szepter3). Daß Fröhner4) sie nach dem Fundort
— sie ist im Ardennengebiet gefunden — als
Diana Arduinna bezeichnen wollte, ist reine Ver-
mutung. Der Typus dieser Ebergöttin scheint
vielmehr lokal eng begrenzt zu sein.
Von den wenigen Diana-Darstellungen bei
Esperandieu sind wenigstens zwei als
einheimisch aufzufassen. Die eine ist
Bd. III Nr. 1886 in Autun, danach hier
Abb. 3. Der Herausgeber zweifelt an der
Echtheit, doch wohl mit Unrecht. Schon
der Umstand, daß Farbspuren vorhanden
sind, sollte diesen Zweifel ausschließen.
Aber auch die Gewandung ist in allen
Einzelheiten korrekt und wirkt nur
durch die ungeschickte, barbarische Aus-
führung verdächtig. Sie hat gegürteten
Überschlag, oben ist das Gewand
zwischen den nackten Büsten in der be-
sprochenen Weise zusammengezogen. So
etwas hat sich kein Fälscher ausgedacht,
da liegt ein gutes Vorbild zu Grunde.
Die rohe Technik verrät den einhei-
mischen Verfertiger, der natürlich auch
eine heimische Gottheit darstellen wollte.
Das zweite Relief einer gallischen
Diana, auch diese mit nackter Brust,
darf man auf dem vielbehandelten Zwölf-
götterstein von Mavilly in der Göttin
Abb. 4. Mars und Diana auf dem Zwölf-
götterstein von Mavilly, nach Esperandieu.
Abb. 3. Diana, aus Autun,
nach Esperandieu.
') S. Reinach, Bronces figurees de St. Germain, S. 51.
2) Vgl. die Nachweise bei Holder, Altkeltischer Sprachschatz s. v. Artemis und Diana.
3) Lothr. Jahrb. 1896 VIII 2, S. 60 mit Abb., Espörandieu, Recueil V Nr. 4439.
4) Bei Reinach a. a. O., S. 50. Anm.