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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 1 (Januar/Februar 1917)
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Krüger, Emil: Diana Arduina
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0027

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9

In der Literatur ist der Hase als heiliges
Tier bei den Kelten wenigstens zweimal bezeugt1):
Caesar (bell. Gail. V 12) berichtet: Leporem et
gallinam et anserem gustare fas non est; haec
tarnen alunt animi voluptatisque causa. Die beiden
heiligen Vögel, das Huhn und die Gans, konnte
man nach den Bildwerken immer schon auf Mercur
und Mars beziehen. Der Hase ist nunmehr in
zahlreichen Fällen auch bildlich für die Diana
bezeugt 2). Die zweite literarische Erwähnung eines
Hasen bei den Kelten (Dio 42, 6) findet sich im
Aufstand der Britanner gegen die Römer, wo
die Königin Boudicca dieses heilige Tier zur
Weissagung benutzt3). So stimmt auch die lite-
rarische Tradition mit dem, was die Bildwerke
lehren, überein und beide bezeugen die große
Rolle, die der Hase als Begleittier einer gal-
lischen Göttin spielt, die uns unter dem Bild der
römischen Diana entgegentritt 4).

Die Entblößung der Brust, die an der Trierer
Statuette auffällt, zeigen auch das Relief von Autun
und die Abnoba-Statue von Mühlburg. Im Elsaß
haben die gleiche Eigentümlichkeit ein neuerdings
in Oberbetschdorf gefundenes Diana-Relief, des-
sen Inschrift dee Diane s(acrtm) usw. deutlich ein-
heimischen Charakter trägt (VII. Bericht derRöm.-
germ. Kommission 1912, S. 211, Abb. 109), hier
Abb. 6, (vgl. Radtke im Elsäß. Anz. Nr. 13/14,
Juni 1912 S. 272) und eine aus der Goldschmieds-
gasse in Straßburg stammende Bronzestatuette

Abb. 6. Diana-Relief von
Oberbetschdorf.

auf die bildlichen Darstellungen nicht ein, auch Birt bei Roscher T. 1 Sp. 1002 gibt dafür
nichts aus. Schreiber, Artemis bei Roscher a. a. O. Sp. 608 nennt den Hasen nicht. Das
Auftreten des Hasen bei der Diana ist sicher etwas ganz seltenes.

Nur in Illyrien findet sich noch Diana mit dem Hasen zusammen dargestellt:
R. v. Schneider, Arch.-epigr. Mitt. a. Österr. IX 1885 S. 64 u. 66: 1. Reliefbruchstück

einer eilenden Diana, links steht ein Hund mit aufblickendem Kopf, rechts eilt ein Hase
nach rechts, aus Salona; 2. Relief einer eilenden Diana, rechts läuft ein Hase nach rechts.

*) Jullian, Recherches sur la religion Gauloise 1903, S. 39.

*) Der Hase, oder richtiger das Kaninchen, das auf Münzen und Gemmen neben
der Hispania erscheint, gehört nicht hierher. Steuding bringt es bei Roscher, Lexikon I 2,
Sp. 2695 s. v. Hispania mit Recht in Verbindung mit der Nachricht bei Strabo III2, 6 p. 144
über die in Spanien häufig grassierende Kaninchenplage. Wegen der Häufigkeit des Vor-
kommens ist das Kaninchen charakteristisch für Spanien und in einer Darstellungsweise,
die die Provinzen durch ihre Tiere kennzeichnet, wie Afrika durch den Elefanten, wird Spanien
durch das Kaninchen unterschieden. Das beruht aber nur auf gelehrter, wissenschaftlicher
Grundlage und hat mit religiösen Dingen nichts zu tun. Schwerlich gab es jemals ein
Götterbild, das eine dea Hispania, von dem Kaninchen als heiligem Tier begleitet, darstellte.

s) Cassius Dio 62, 6. Aerfüiv p.lv Ix xoö xökixou npo-rjv.axo j>.avxeia xivi /ptopivf).

4) Auch wenn uns der Hase auf gallischem Boden in der Kleinkunst begegnet,

z. B. unter den emaillierten Fibeln und unter den grünglasierten Gefäßen in Tiergestalt,
als Einzelbild auf Lampen u. a. ist er ebensogut wie die übrigen Tiere, Hirsch, Eber usw.
für ein heiliges Tier zu halten. — Bei Esperandieu sind noch folgende Reliefs zu be-
achten, auf denen ein Hase erscheint: II Nr. 1054 Statue eines Jünglings, der einen Hasen
wie eine Opfergabe heranträgt; das wird aus einem Dianaheiligtum stammen. Das Monu-
ment IV Nr. 3649/50 mit einem Hasen im Giebel, war vielleicht die Bekrönung eines

Diana-Reliefs. Ob der Hase auf einem Kindersarkophag I Nr. 423, daneben Köcher und
Bogen, die zweimal als Pendants unter schwebenden Eroten angebracht sind, hierher-
gehört, erscheint zweifelhaft.
 
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