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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Editor]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 1 (Januar/Februar 1917)
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Behrens, Gustav: Ein bronzezeitliches Gefäß aus Frankreich im Museum zu Wiesbaden
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Aus Museen und Vereinen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0046

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28

hat mit der unsrigen große Ähnlichkeit. Auch die ausgiebige Verzierung der
Unterseite hat ihre Parallelen in den elsässischen und anderen Funden. Unser
Gefäß hat keinen Standboden, sondern einen Omphalos von 2 cm Durchmesser,
von dem aus kreuzförmig die vom Hals bekannten Zierbänder ausgehen.
In die so entstehenden vier Zwickel sind nochmal vier kürzere, vom Haupt-
streifen herabhängende Bänder eingeschoben.

Die technische Herstellung der Kerbschnittverzierung ist, wie oben schon
angedeutet, verschieden, entweder wird sie in den weichen Ton eingetieft
durch Stempelung (die Linienmuster durch Gravierung mit einem Stäbchen)
oder durch Schnitzen mit dem Messer (oder einem scharfen Meißelchen?).
Bei dieser Technik gibt es Abfall. Zu letzterer Gruppe gehört unser Gefäß,
und zwar läßt sich beobachten, daß die kleinen Dreiecke durch zwei bzw.
drei Schnitte mit dem Messer herausgehoben worden sind. Ähnlich verhält
es sich mit den kleinen keilförmigen Fortsätzen. Die Unterscheidung, ob ein-
gestempelt oder geschnitzt, ist meist nicht schwer, denn die vollkommen
gleichmäßige Form aller Vertiefungen ist nur beim Stempeln zu erreichen,
außerdem aber sind die Ränder des eingestempelten Feldes ziemlich senk-
recht, die gekerbten schräg, endlich wird die Grundfläche beim Stempeln
flach und glatt, beim Schnitzen stets rauh. Die beiden Techniken begegnen
uns in denselben Gegenden, ja sogar an denselben Gefäßen.

Die genauere zeitliche Ansetzung des schönen Gefäßes macht Schwierig-
keiten, vor allem da die Funde dieser Zeitstufe in Frankreich sehr spärlich
und zerstreut sind. Mit süddeutschen Funden verglichen würde man es nach
Form und Verzierung der mittleren oder jüngeren Hügelgräber-Bronzezeit
zuzählen. Mehr für letztere Periode spricht die Ausbildung des Randes, die
schon stark an die facettierten Schrägränder der Urnenfelderzeit (späteste
Bronzezeit) erinnert.

Die Verbreitung der bronzezeitlichen Kerbschnittkeramik in Frankreich
hat Dechelette, Manuel d’Archeol. II i (1910), S. 379 ff. verfolgt und für
folgende Departements nachgewiesen: Marne, Yonne, Jura, Puy de Dome,
Haute Loire, Gard, Charente. Es ergibt sich also kein geschlossenes Gebiet
(was zum Teil auch an der für viele Gegenden mangelnden sorgfältigen Beob-
achtung liegen mag), sondern man kann nur sagen, es fehlen die Täler der
Hauptflüsse, vielmehr scheint das Volk der Kerbschnittkeramik die mittleren
Gebirge zu bevorzugen, wozu die reichhaltigen württembergischen Funde
gleichen Charakters von der rauhen Alb ja sehr gut stimmen. Wie das
Verhältnis zwischen diesen süddeutschen und den französischen Funden liegt,
harrt noch der Untersuchung, die erst die genauere chronologische Stellung
der letztgenannten festzulegen hat.

Mainz. G. Behrens.

AUS MUSEEN UND VEREINEN.

Jahresbericht des Römisch-Germa-
nischen Zentralmuseums zu Mainz

für das Rechnungsjahr
vom 1. April 1915 bis i. April 1916.
(Auszug).

/. Zur Geschichte der Anstatt.

Das zweite Kriegsjahr hat die Schwierig-
keiten einer geordneten und zielbewußten
Museumstätigkeit begreiflicherweise noch
wesentlich vermehrt, infolge militärischer

Einberufung mancher Beamten und Ange-
stellten sowie infolge Wegfalls einzelner
Einnahmequellen. Doch haben Reich, Hessen
und Stadt Mainz ihren vollen Zuschuß auf-
rechterhalten und damit die museale und
wissenschaftliche Arbeit wie den Werk-
stättenbetrieb fast im ganzen bisherigen
Umfange ermöglicht. Mit warmem Dank
und berechtigtem Stolze verzeichnen wir
diese Tatsache inmitten der schweren Kriegs-
anforderungen. Auch die Vermehrung an
 
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