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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Editor]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI issue:
Heft 3 (Mai/Juni 1917)
DOI article:
Gutmann, Carl: Keltisch-helvetische Siedlung von Hochstetten
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0095

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oberirdischem Fußboden herrühren. Somit wäre die Grube selbst als Ab-
fallgrube anzusprechen.

Grube II auf Grundstück Nr. io, etwa 18 m von der Staatsstraße ent-
fernt, war zur Hälfte durch den Laufgraben zerstört worden (Abb. 16 u. 17).
Sie hatte ovalen Grundriß mit Längenachsen von 1 m, bzw. 90 cm in der
Richtung Südost-Nordwest. Die kleine Achse mag 70 cm betragen haben,
die Tiefe 60—65 cm. Der ganze Charakter läßt sie als Feuergrube erscheinen.
Unten auf der Sohle lag eine etwa 2 cm dicke Aschenschicht, darüber folgte
20—30 cm dunkle, rotbraun bis rot vom Feuer gefärbte Erde, dazwischen
Kohlen und viele Lehmbrocken mit Reisigabdrücken vom Dachbewurf. An
Scherben lieferte die Grube ein beträchtliches Bauchstück einer schwarzen,
dünnwandigen, feintonigen Urne, dann ein derartiges Stück von einem dick-
wandigen, trübgelben Gefäß und noch ein halbes Dutzend kleiner Restchen
von rohen Töpfen.

Grube III, Abb. 18, befand sich bloß 10 m von der Staatsstraße entfernt
auf Acker Nr. 11 und war vom Laufgraben mitten durchschnitten. Die Grund-
form muß wieder eine Ellipse in der Richtung Südost-Nordwest gewesen
sein. Die große Achse maß oben 2,70 m, unten 2 m. Die kleine Achse
kann oben nicht mehr als 2 m, unten etwa 1,20 m betragen haben. Die Tiefe
stimmte mit den anderen Gruben überein. In der aus dem Laufgraben ge-
hobenen Erde fand ich nur einzelne unbedeutende Tenescherbchen, hingegen
das Achselstück einer kräftigen, römischen Amphore aus gelblichrotem Ton.
Die stehengebliebenen Grubenreste enthielten nur dunkle, eingefüllte Erde,
keine Fundstücke mehr.

Ein größeres, schwarzgraues Urnenstück mit künstlich gerauhter Wandung
wurde auf Acker Nr. 4 bei g vereinzelt dem Schützengraben enthoben.

Die keramischen Reste dieser drei Gruben stimmen im Charakter voll-
kommen mit denjenigen von den Fundstellen b, c, PI. II, überein. Es sind
vorwiegend Teile von braunschwarzen, feintonigen, dünnwandigen Urnen und
Vasen mit Rundstäbchenprofilen, Hohlkehlen, eingeplätteten Linien, Bändern
und Gittermustern, dann rohere, grauschwarze Scherben von Kochtöpfen und
Vorratsgefäßen mit Grübchen und Fingernageleindrücken auf der Schulter.
Gefärbte Ware ist nur spärlich vertreten, einige rote und wenige gelbe und
weiße Stücke. Neu ist das Auftreten römischer Tonware: Amphoren und
kleinere Geschirre. Ihr Vorhandensein drückt den Fortbestand der Siedelung
bis tief in das letzte vorchristliche Jahrhundert herab1).

Als Kind hörte ich wiederholt erzählen, man habe früher öfters alte
Töpfe in der Erde gefunden, die mit Kohle gefüllt waren, und es bestand
der Volksglaube, diese Kohle verwandle sich in Gold, wenn bei deren Auf-
findung gewisse Verhaltungsmaßregeln zur Beachtung kämen. Immer aber
waren die Finder zu unvorsichtig, infolgedessen die Gefäße in Stücke gingen
und die Kohlen verschwanden. Einen solchen „Hafen“ fand auch mein Groß-
vater gegen Ende des 18. oder zu Anfang des 19. Jahrhunderts beim Pflügen.
In diesen mysteriösen Töpfen haben wir zweifelsohne Aschenurnen aus der
Hallstattzeit zu erblicken. Die Ebene zwischen Rhein und Tuniberg war ja
zu jener Zeit ziemlich stark besiedelt, was die ausgedehnten Grabhügelgruppen
bei Ihringen, Gündlingen und Rimsingen beweisen, die von Hochstetten
jeweils etwa Dreiviertelstunden entfernt liegen. Ebenso war der Münsterberg
von Breisach von Hallstattleuten bewohnt. Ein Hallstattdorf auf dem Gestade
bei Hochstetten ist darum mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, obschon

*) Römische Amphorenstücke fanden sich auch in den Spät-T6ne-Siedelungen auf
dem Mont Beuvray und in Basel.
 
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