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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Editor]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 4 (Juli/August 1917)
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Aus Museen und Vereinen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0141

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völlige Neuschöpfungen. Wenn auch die
meisten derselben schon vor dem Kriege
begonnen sind, so bedeutet doch deren
unverkümmerte Vollendung einen stolzen
Ruhmestitel des deutschen Volkes, den kein
,,Barbaren“-Geschrei uns nehmen kann.

Im folgenden seien zunächst die neuen
Museumsbauten in den Rheinlanden kurz
besprochen.

1. Die Provinzialmuseen der Rheinprovinz
in Bonn und Trier hatten bereits kurz
vor dem Kriege eine umfängliche Erweite-
rung erhalten, die namentlich der Aufstellung
der Steindenkmäler zugute kam, aber auch
die anderen Teile der Sammlungen ent-
lastete und eine übersichtlichere Anordnung
gestattete. Diese Umordnung ist im großen
und ganzen vollendet.

2. Das (jetzt städtische) nassauische Lan-
desmuseum in Wiesbaden hat während
des Krieges seinen stattlichen Neubau be-
zogen und die Inneneinrichtung soweit be-
endigt, daß die Eröffnung auch für das
weitere Publikum alsbald erfolgen kann. Die
Neuaufstellung, die vor allem zeigt, welche
Schätze bis jetzt da vergraben lagen, ist
geradezu mustergültig nach wissenschaft-
licher Anordnung wie allgemeinerer Ver-
ständlichmachung. [Näheres baldigst].

3. Das römisch-germanische Zentralmu-
seum und das städtische Museum in Mainz
haben auch während des Krieges erfreuliche
Förderung erfahren Namentlich für das
letztere werden eben die früheren Räume
der Bibliothek nutzbar gemacht, so daß in ab-
sehbarer Zeit den reichen Schätzen desselben,
ein würdiges Heim geschaffen sein wird.

4. In Köln, Frankfurt, Worms,
Mannheim, Straßburg, Freiburg
und andern Städten werden die Bestre-
bungen fortgesetzt, für die überfüllten und
unzulänglichen Sammlungsgebäude den
dringend notwendigen Ersatz zu schaffen,
wenn auch bisher nur mit teilweisem Er-
folge. Die Kriegslasten, so schwer sie auch
sind, werden auch hier die Bevölkerung
von der Erfülluug einer Ehrenpflicht sicherlich
nicht abhalten, wiewohl in Zukunft noch
mehr als bisher auf das Interesse und Wohl-
wollen freiwilliger Stifter gerechnet werden
muß. Namentlich in Frankfurt ist die wissen-
schaftliche Benutzung bereits sehr schwierig
geworden.

5. In Oberlahnstein wurde mitten im
Kriege das neue, schmucke Museum er-
öffnet, das der Einsicht und Opferwilligkeit
der Gemeindeverwaltung und einiger Stifter,
vor allem seines Vorstands, verdankt wird,
ein leuchtendes Vorbild für andere Städte mit
großer Vergangenheit! [Näheres baldigst].

6. In Mayen in der Eifel wurde die
wichtige Lokalsammlung aus dem bekannten
malerischen Tore der alten Stadtmauer in
eine besonders hergerichtete kleine Kirche
übergeführt, wo jetzt ihre reichen und gut
ausgegrabenen Bodenfunde und die inter-

essanten Zeugnisse der dortigen uralten
Mahl- und Mühlstein-Industrie zur besseren
Geltung kommen, die letzteren in einem
besonderen Anbau, der sich nach Bedürfnis
erweitern läßt. [Näheres im nächsten Heft],

7. ln Rheydt wurde Ende 1915 ein
städtisches Museum gegründet, welches
außer einer recht stattlichen Sammlung
griechischer, italischer und römischer Vasen
vorrömische Grabfunde und römische Alter-
tümer der näheren Umgebung von Rheydt
besitzt (vgl. den Wegweiser „Die Ent-
wicklung des städtischen Museums zu
Rheydt“ 1916). Auch hier ist der bedeu-
tende Fortschritt mehreren Gönnern zu
verdanken.

8. In Friedberg in der Wetterau hat
die Stadt für Archiv und Altertumssammlung
ein geräumiges Haus zur Verfügung gestellt,
in welchem die in den letzten Jahren stark
vermehrte Altertümerabteilung nunmehr in
übersichtlicher Weise dem Besucher und
Forscher zugänglich ist (seit Juni 1915).
Auch im benachbarten Nauheim ist eine
kleine Altertümersammlung im Entstehen
begriffen, die mit den reichen Mitteln des
Badeorts hoffentlich für Publikum wie
Wissenschaft Nützliches schaffen und na-
mentlich die Gewinnung des Salzes in vor-
römischer, römischer und mittelalterlicher
Zeit durch Originale wie Modelle zur An-
schauung bringen wird. Von den Samm-
lungen in Bad Bertrich und Salz-
hausen ist leider kein Fortschritt zu
melden ; doch soll, wie ich höre, für ersteres
ein würdigerer Sammlungsraum im geplanten
neuen Kurhaus vorgesehen sein. Bad Dürk-
heim (Pfalz) sammelt eifrig an einem Bau-
fonds für einen Museumsneubau. Auch in
Bad Kreuznach sind rege Kräfte zur
Neugestaltung des Museums tätig, ebenso
in Neuwied.

9. Von neuen oder erweiterten Spezial-,
Orts- und Heimatmuseen, die größten-
teils auch vor- und frühgeschichtliche Gegen-
stände sammeln, seien nur genannt:

Emmerich a. Rh., Offenbach a. M.
(Museum für Lederbearbeitung, mit antiker
Abteilung), Bad Orb im Spessart (Korrbl.
d. Ges.-Ver. 1917, S. 49), Rüsselsheim a. M.,
Wertheim a. M. (vgl. auch die Museums-
nachrichten in der von K. Koetschau heraus-
gegebenen M u s e u m s ku n d e, Bd. XI und
XU 1915/16). Leider werden in manchen
Ortsmuseen die Bodenfunde nicht so be-
handelt, daß sie den atmosphärischen und
andern Schädigungen Widerstand leisten
oder der Wissenschaft wirklichen Nutzen
stiften. Das hoch anzuschlagende Verdienst
der Rettung vor Verschleuderung würde
sich erhöhen, wenn sie sich entschließen
könnten, alle diese doch meist unscheinbaren
Bodenurkunden an das nächstzuständige
größere Museum abzugeben.

Die Seite 124 folgende Besprechung der
neuerschienenen Sammlungskataloge von
 
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