130
trächtigt oder ganz vernichtet haben, so tritt mit Recht das Museum mit
seinen Ansprüchen auf.
In Augsburg in der Torfahrt des Hauses am Fronhof, das einst
Kon rad Peutinger bewohnt hat, sind noch einige Denkmäler eingemauert,
sechs im ganzen, die man sich bis jetzt gescheut hat, ins Maximiliansmuseum
zu überführen, um den „Stimmungswert“ nicht zu zerstören, den sie an der
Stelle, die ihnen der berühmte Humanist angewiesen hat, zu besitzen schienen.
Andere Steine des Peutingerhauses haben den Weg ins Museum gefunden;
diese sechs allein sollen an ihrer Stelle ausharren, ohne Zweifel völliger Zer-
störung an diesem Platz weit mehr als in der schützenden Halle des Museums
ausgesetzt.
Das Peutingerhaus kann sich mit den reliefgeschmückten römischen
Villen nicht vergleichen. Es macht auf den Namen eines Kunstwerks keinen
Anspruch; man kann nicht einmal die Anbringung der antiken Steine ge-
Peutingerhaus in Augsburg. Peutingerhaus in Augsburg.
Blick in den Hof. Blick vom Hof in die Torfahrt.
schmackvoll nennen. Künstlerisches Empfinden kann die Entfernung nicht
verbieten, so wenig es bei der Anbringung leitend gewesen ist. Von einem
künstlerischen „Stimmungswert“ kann nicht die Rede sein, nur von einem
historischen. Das könnte man immerhin gelten lassen, wenn das Haus im
übrigen die Erinnerung an seinen einstigen berühmten Bewohner lebendig
werden ließe, wenn hier sozusagen Peutingers Geist noch umginge. So
aber scheinen die paar Steine das einzige zu sein, was das Andenken des
Gelehrten zurückruft, und statt sich einem Bild der Vergangenheit einzu-
ordnen, scheinen sie vielmehr nur aus dem Bild der Gegenwart herauszufallen.
Sie sind nicht imstande, ihre Umgebung zu adeln; aber sie werden ihrer-
seits durch die Nachbarschaft der modernen Waschküche und des Müll-
eimers gekränkt.
Es sind nun freilich keine Kunstwerke hohen Ranges — ein paar Grab-
inschriften, über deren einer drei schlecht erhaltene Köpfe im Giebel zu sehen
sind, alle Inschriften natürlich oft abgeschrieben und nachgeprüft, in Voll-
mers Sammlung neuestens wieder mit aller Sorgfalt veröffentlicht, so daß sie
jetzt vielleicht ohne allzugroßen Verlust für die Wissenschaft zugrunde gehen
könnten, dann gegenüber das Grabrelief eines Mannes mit einem Knaben
und an dessen Seite Rankenwerk, das aus einem Gefäß emporwächst. Aber
von dem einstigen Denkmälerreichtum der splendidissima Raetiae provinciae
trächtigt oder ganz vernichtet haben, so tritt mit Recht das Museum mit
seinen Ansprüchen auf.
In Augsburg in der Torfahrt des Hauses am Fronhof, das einst
Kon rad Peutinger bewohnt hat, sind noch einige Denkmäler eingemauert,
sechs im ganzen, die man sich bis jetzt gescheut hat, ins Maximiliansmuseum
zu überführen, um den „Stimmungswert“ nicht zu zerstören, den sie an der
Stelle, die ihnen der berühmte Humanist angewiesen hat, zu besitzen schienen.
Andere Steine des Peutingerhauses haben den Weg ins Museum gefunden;
diese sechs allein sollen an ihrer Stelle ausharren, ohne Zweifel völliger Zer-
störung an diesem Platz weit mehr als in der schützenden Halle des Museums
ausgesetzt.
Das Peutingerhaus kann sich mit den reliefgeschmückten römischen
Villen nicht vergleichen. Es macht auf den Namen eines Kunstwerks keinen
Anspruch; man kann nicht einmal die Anbringung der antiken Steine ge-
Peutingerhaus in Augsburg. Peutingerhaus in Augsburg.
Blick in den Hof. Blick vom Hof in die Torfahrt.
schmackvoll nennen. Künstlerisches Empfinden kann die Entfernung nicht
verbieten, so wenig es bei der Anbringung leitend gewesen ist. Von einem
künstlerischen „Stimmungswert“ kann nicht die Rede sein, nur von einem
historischen. Das könnte man immerhin gelten lassen, wenn das Haus im
übrigen die Erinnerung an seinen einstigen berühmten Bewohner lebendig
werden ließe, wenn hier sozusagen Peutingers Geist noch umginge. So
aber scheinen die paar Steine das einzige zu sein, was das Andenken des
Gelehrten zurückruft, und statt sich einem Bild der Vergangenheit einzu-
ordnen, scheinen sie vielmehr nur aus dem Bild der Gegenwart herauszufallen.
Sie sind nicht imstande, ihre Umgebung zu adeln; aber sie werden ihrer-
seits durch die Nachbarschaft der modernen Waschküche und des Müll-
eimers gekränkt.
Es sind nun freilich keine Kunstwerke hohen Ranges — ein paar Grab-
inschriften, über deren einer drei schlecht erhaltene Köpfe im Giebel zu sehen
sind, alle Inschriften natürlich oft abgeschrieben und nachgeprüft, in Voll-
mers Sammlung neuestens wieder mit aller Sorgfalt veröffentlicht, so daß sie
jetzt vielleicht ohne allzugroßen Verlust für die Wissenschaft zugrunde gehen
könnten, dann gegenüber das Grabrelief eines Mannes mit einem Knaben
und an dessen Seite Rankenwerk, das aus einem Gefäß emporwächst. Aber
von dem einstigen Denkmälerreichtum der splendidissima Raetiae provinciae