Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 5 (September/Oktober 1917)
DOI Artikel:
Hertlein, Friedrich: Der Zusammenhang der Juppitergigantegruppen
DOI Artikel:
Oxé, August: Die neue Mainzer Laren-Inschrift
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0161

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
143

reitersäule festgelegt hat, wenigstens nach allen bisherigen Funden. Es erklärt
sich das daraus, daß der Höhepunkt der Entwicklung des Jahreszeitensockels,
die allgemeine Anerkennung der Normalreihe Juno, Merkur, Herkules, Minerva
als Vertreter von Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter oder der nur an zweiter
Stelle davon abweichenden Reihe, später erreicht wurde als der Höhepunkt
der Entwicklung des Gigantenreiters, also zu einer Zeit, da die Gruppe des
stehenden Juppiter mit Gigant aufgegeben war, und es wäre darnach nicht aus-
geschlossen, daß sich diese noch zusammenfindet mit einem Versuch zu einem
Jahreszeitensockel, einem unregelmäßigen Sockel dieser Art. Aber der Mainzer
Viergötterstein mit dem stehenden Juppiter und Gigant (weiterhin Apollo,
Vulkan, ausgehöhlte Seite) zeigt keine Beziehung zu den Jahreszeiten. Anderer-
seits hat die Durchführung eines sinngemäßen Schmucks für die Giganten-
reitersäule dazu geführt, den nicht in das System der weltbeherrschenden
Zeiten passenden Reliefschmuck an der Säule selber abzulehnen. Es wäre
aber wiederum nicht unmöglich, daß sich ein solcher Reliefschmuck findet
in Zusammenhang mit einem Gigantenreiter und einem regellosen Viergötter-
stein, der keine Beziehung zu den Jahreszeiten hat.

Heidenheim a. Brenz. F. Hertlein.

Die neue Mainzer Laren-Inschrift.

Die eigenartige doppelte Inschrift auf den
beiden Laren-Figürchen des Röm.-Germ. Zentral-
museums in Mainz, welche G. Behrens im dritten
Hefte dieser Zeitschrift veröffentlichte, ein wert-
volles Zeugnis für den Larendienst im römischen
Privathause augusteischer Zeit, verlangt m. E. eine
etwas andere Lesung und Deutung. Da beide
Inschriften ganz gleich abgefaßt und geschrieben
sind, so genügt die Wiedergabe der besterhaltenen nach einem Gipsabguß,
den ich der Freundlichkeit G. Behrens’ verdanke.

Die Buchstaben sind nicht mit feinen Werkzeugen von geschulter Hand
eingraviert, sondern mit einem einfachen spitzen Nagel eingekratzt in der-
selben Weise, wie man mit dem Stilus auf die Wachstafel schrieb. Dem
entspricht der kursive Charakter der Buchstaben, auf den bereits Behrens
hinwies. Es wird zwar nicht II für E, I1 für F geschrieben, aber u. a. ist die
obere Hälfte des B schon stark verkümmert, ist das kreisrunde O eiförmig
zusammengedrückt, hat D einen hängenden Bauch und drohen A und M mit
dem überhöhten zweiten und vierten Schaft umzustürzen. Während ein vor-
nehmer und gebildeter Römer für eine solche Weihinschrift sicherlich die
stolze Monumentalschrift verlangt hätte, gibt sich der schlichte — vielleicht
des Lesens unkundige — Geschenkgeber mit der flüchtigeren Schreibschrift
zufrieden. Sonderbar nehmen sich zwischen dieser Schrift einige Punkte von
vornehmer dreieckiger Form aus.

Behrens schlägt als wahrscheinlichste Lesung vor: Bello Lud Magii
fuvnliae dono dedit und läßt es dahingestellt, ob im Anfänge vielleicht Bello

sicher zu einer Juppitersäule (Esperandieu I 412, Haug, Westd. Zeitschr. 1890, S. 35 Nr. 17,
Hertlein, Kbl. d. Gsv 1916 S. 219, 229, 231) Er fällt in die Zeit 196—211, der erste nach-
weisbare Wochenstein bei uns ins Jahr 239; es könnte also ganz gut die sporadische und
zufällige Anbringung der Wochengötter an einfachen Juppitersäulen im südlichen Frank-
reich von der Mainzer Kunst aufgenommen worden sein als ein für die Gigantenreiter-
säule fast wesentliches Stück. — Ritterling, Nass. Heimatbl. 1917,18 Heft 1/2 S. 14 flf., er-
gänzt jene Heddernheimer Säule von 239 durch das mitgefundene Götterpaar Juppiter-
Juno thronend, wogegen ich einstweilen äußere und innere Bedenken habe.
 
Annotationen