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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 5 (September/Oktober 1917)
DOI Artikel:
Oxé, August: Die neue Mainzer Laren-Inschrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0162

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libertus und am Schlüsse dedit dedicavit zu lesen sei. Aber die Stellung
Magii familiae oder L. Magii familiae statt der gewöhnlichen familiae Magii
ist befremdlich. Wenn die Lesung Magii richtig ist, so kann dieser Genetiv
nur zu Bello gehören und kann nur Bello L(uci) Magii (servos) oder Bello
L(uci) Magii Famil(iaris) (servos) gemeint sein.

Bello ist zweifellos Nominativ. Der Name Bello, den nach Angabe des
Thes. ling. lat. hauptsächlich Sklaven und Freigelassene führen, ist besonders
in Augustus’ Zeit beliebt. So begegnet uns in Vei (CILXI 3782) ein G.Volumnius
C. I. Bello auf einer dem Augustus geweihten Marmorinschrift; auf einer stadt-
römischen Inschrift des Jahres 3 oder 4 n. Chr. (VI 282) werden unter den
magistri viel anni tmdecimi die beiden Freigelassenen A. A. Maren, Athenodor(i)
lib(erti), Hilarus et Bello genannt; ein M. Mains M. I. Bello auf einer Inschrift
aus Atina (X 5118), auf der noch Veibius für Vibins geschrieben wird, dürfte
derselben Zeit angehören. Auch den Sklaven Bello in der großen arretinischen
Fabrik des M. Perennius Tigranus setze ich sowohl nach der Form seiner
Gefäße als nach der Abfassung seiner Stempel in diese Zeit. So spricht auch
der Name Bello mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit für die ,Ansetzung
in die früheste Kaiserzeit1, die Behrens aus dem Stil der Figuren erschließt.

Aber es geht nicht an, selbst wenn man den Namen Bello sprachlich
lieber mit dem keltischen Bellus als dem lateinischen bellus in Verbindung
bringt, daraus auf die Herkunft der Bronzen aus keltischem Sprachgebiet zu
schließen; davon müssen uns schon die wenigen eben angeführten Belege
für diesen Namen in Vei, Rom, Atina und Arezzo zurückhalten. Ebenso
wenig ist diese Schlußfolgerung aus dem Gentile Magius gestattet, wenn
überhaupt dieser Name in der Inschrift steht. Denn dieser Familienname
ist keineswegs im keltischen Sprachgebiet besonders häufig; er ist ebenso-
gut und vielleicht noch häufiger altitalischer Herkunft. Schon eine alte In-
schrift des Marserlandes (I2 388 = IX 3849 = D 3814) kennt einen Sa(lvios)
Magio(s), St(ati) f(ilios) und der medix tonticus der Kampaner im Jahre 214
v. Chr. heißt (Livius 24,19) Cn. Magius; weitere Beispiele geben die Indices
des CIL und in Dessaus ILS.

Doch die Lesung Magii scheint mir überhaupt unhaltbar. Die Nennung
des Familiennamens (nom. gentile) paßt nicht zu dem familiären Tone solcher
privaten Laren-Inschriften, wie die unten angeführten Beispiele zeigen mögen.
Auch die Schreibung MAGII erregt Bedenken. Warum steht nicht der übliche
Genetiv MAGI? Warum ist nicht wenigstens das zweite I überhöht: MAGlI?
Warum ist in beiden Inschriften das Wort in gleicher Weise auf zwei Zeilen
verteilt? Ist, was zu Anfang der zweiten Zeile steht, nicht eher ein Zahl-
zeichen? Und was bedeutet in diesem Falle MAG?

Schon die drei ersten Laren-Inschriften in Dessaus trefflicher Samm-
lung ILS geben den erwünschten Aufschluß.

3602 = IX 2996. JJraco Mag(ister) aediculam \ sigilla ornamentaque
omnia \ Lar(ibus) fam(iliaribus) d(e) s(ua) p(ecunia) f(aciendum) c(uravit)
eidemque dedicavit.

3603 = X 773. Anteros l(iberttis) (et) Heracleo summar(um villicus), \
mag(istri), \ Larib(us) et famil(iae) d. d.

3604 = II 1980. C. C. N. | Suavis l(ibertus) et \ Faustus vilic(us) Lar(es)
et Genium \ cum aedicida prim(i) in familia d(e) s(uo) d. d.

Nach diesen Beispielen lese ich die Mainzer Inschrift: Bello l(ibertus),
mag(ister) (Herum)1), famil(iae) d. d.

') Magister iterum wird auch in anderen Inschriften ebenso abgekürzt, z. B. CIL XIV
3486 = D. 3591, IX 5450 = D. 7248.
 
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