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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 5 (September/Oktober 1917)
DOI Artikel:
Anthes, Eduard: Der Ringwall Heuneburg bei Lichtenberg i. O.
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0169

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Der Ringwall

Heunenburg bei Lichtenberg i. O.

Ober die im Juni 1917 vorgenommenen Untersuchungen wird unter Beigabe eines
Plans in der Präh. Zeitschr. eingehender berichtet werden; hier sollen nur die wichtigsten
Ergebnisse mitgeteilt werden, da die Arbeiten mit Mitteln der Kommission durchgeführt
wurden. Sie dienten zur Feststellung der Haupttatsachen, um die genauere Stellung der
Aufgaben für später möglich zu machen. Vor allem aber wurde eine neue Aufnahme
von Dr. Kraft gemacht, wie dies stets vor dem Beginn von Ausgrabungen an Ringwällen zu
geschehen hat. — Frühere Untersuchungen fanden 1842 und 1843 statt, doch ergeben die
Berichte darüber kein klares Bild. Die am besten erhaltene Anlage unter den spärlichen
Ringwällen des Odenwalds wird schon in Gedichten des 16. Jahrhunderts erwähnt und in
Zusammenhang mit der 3 km östlich gelegenen Burg Lichtenberg gebracht. Im ganzen
ist die Anlage ein wirklicher Ringwall mit einem in einer Ellipse geschlossenen, die steile
Bergkuppe umziehenden Wall; er zeigt noch Profile von einer Mächtigkeit, wie sie
sich nur selten findet. Der einzige alte Eingang mit nach innen umgebogenen Wangen
liegt auf der Ostseite. Auf dieser am besten erhaltenen Flanke fallen in gewissen Zwischen-
räumen beträchtliche Erhöhungen der Wallkrone auf; ob unter ihnen Reste von größeren
Oberbauten liegen, muß später festgestellt werden. Im Westen steht der gewachsene
Granit in großen Massen zutage und hat offenbar auf die Linienführung des Walls wie auf
dessen Bauweise Einfluß gehabt. Die größte Länge der Anlage beträgt 180 m, die größte
Breite 120 m.

Der Wall birgt an allen untersuchten Stellen, wie es auch vor 80 Jahren ermittelt
wurde, eine rund 3 m starke Trockenmauer, die ohne Fundament auf die Böschung auf-
gesetzt und daher außen etwas höher ist als innen. Sie besteht aus großen, bis zu
50 m breiten, nur flüchtig zugerichteten Steinen, die an manchen Stellen mit kleineren
ausgekeilt waren. Trotz der Unberührtheit der Mauer fanden sich nirgends mehr die
Steine in ursprünglicher Lage; wir haben mit starker Einlage von Holzwerk zu rechnen,
nach dessen Vermodern die Steine zusammenrutschten und in die Lage kamen, in der sie
jetzt sind. Hohlräume für die Hölzer wurden diesmal bei der Kürze der Zeit und bei
der Unmöglichkeit, wegen des Hochwalds die Schnitte zu verlängern, nicht gefunden,
werden sich aber später zweifellos feststellen lassen. Das Baumaterial wurde, wie auch
sonst, unmittelbar hinter dem Wall gewonnen; eine leichte Einsenkung begleitet seinen
Zug rundum. Die Mauer bestand, wie an einem Einschnitt erwiesen wurde, nicht etwa
nur aus Vorder- und Rückmauer mit Füllmaterial dazwischen, sondern durchaus aus
gleichgroßen Steinen. Davon, daß das ganze aus mehreren voreinander gesetzten Mauern
bestand, konnte nichts gefunden werden.

Die früher sichtbaren, von jeher als Reste von Wohnungen angesprochenen Vertie-
fungen im Innern sind jetzt verschwunden, bis auf eine. Sie ergab kein ungestörtes
Bild, da sie schon einmal aufgegraben war, lieferte aber eine Anzahl von Scherben. Der
Ringwall und seine unmittelbare Umgebung ist ziemlich reich an Funden. Zur Bestimmung
der älteren reicht die Beschreibung nicht aus. Vor etwa 15 Jahren wurden gleich nördlich
vor dem Wall zahlreiche Trümmer von Lavamühlsteinen gefunden, wie sie vor 80 Jahren
auch im Innern zutage kamen, ferner ein eisernes Pflugsech und einige „Münzen“, die
wie das Sech in ein benachbartes „Heimatmuseum“ kamen, wo sie zurzeit nicht zu finden
sind. Vor der Südseite der Anlage kam vor längerer Zeit eine Goldmünze des Domitian
zum Vorschein, was deshalb von Bedeutung ist, weil unter den von uns diesmal an
verschiedenen Stellen erhobenen Scherben neben rohem, einheimischem Geschirr eine
beträchtliche Anzahl von römischem ist. Einige z. B. zeigen die Profile Niederbieber IV 113
(tellerartiger Kumpen), III 89 (großer rauhwandiger Topf) und Abb. 53,3 (große Reib-
schüssel), also Formen, die alle in die spätere Kaiserzeit weisen. Wir hätten also in der
Heunenburg einen zweifellos vorgeschichtlichen [Ringwall mit beträchtlicher Siedelung
aus römischer Zeit zu erkennen, wie es diesseits des Rheins ja auch für den Dünsberg
und den Heiligenberg bei Heidelberg erwiesen ist. An diesem Punkt hat die spätere
Untersuchung einzusetzen; vielleicht gelingt es dann, die Art dieser Besiedelung und
das Verhältnis der Anlage zu den benachbarten nicht zahlreichen Römerstätten auf-
zuklären.

Darmstadt. E. A n t h e s.
 
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