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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Editor]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 5 (September/Oktober 1917)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0176

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15«

chronologische Ordnung der frühgeschicht-
lichen archäologischen Denkmäler übertrifft
der Frankfurter Bilderatlas dazu alle ähn-
lichen Werke“, so ist damit zugleich die
Berechtigung einer Anzeige auch in dieser
Zeitschrift angedeutet. Die ersten 9 Tafeln
mit 120 Abbildungen, von welchen manche
wieder eine Mehrzahl von einzelnen Gegen-
ständen umfassen, beziehen sich auf die
sogen, prähistorische, römische und frän-
kische Zeit, also auf das, was wir heute
als das Gebiet der „römisch-germanischen
Altertumsforschung“ bezeichnen. Gerade in
diesem Teile des Werkes ist der Fieraus-
geber von dem imVorwort ausgesprochenen
Grundsätze abgewichen, möglichst nur solche
Abbildungen wiederzugeben, „die vor 1866
entstanden sind, neue Darstellungen alter
Zustände zu vermeiden“. Er hat hier auch
die Beschränkung auf das 1866 vorhandene
Stadtgebiet aufgegeben und die in neuester
Zeit eingemeindeten ehemals kurhessischen
und nassauischen Gemarkungen des früheren
Landkreises Frankfurt berücksichtigt. Die
Vertreter und Freunde der römisch-ger-
manischen Altertumsforschung im allge-
meinen wie der lokalen Bodenforschung im
besonderen werden ihm für diese Ab-
weichung vom Prinzip Dank wissen. Er
hat ihnen auf den 9 Tafeln im Rahmen
des Gesamtwerkes eine zwar nicht hin-
sichtlich der einzelnen Objekte, wohl aber
in Beziehung auf die in Betracht kommen-
den Fundgruppen lückenlose bildliche Dar-
stellung des im Historischen Museum ge-
borgenen Fundmaterials aus vorgeschicht-
licher und römischer Zeit gegeben, soweit
es dem Boden Frankfurts und seiner nächsten
Umgebung entstammt und dadurch in den
Bereich wissenschaftlicher Sammlertätigkeit
der Museumsleitung gehört. Vor dem Jahre
1866 und auch zwei Jahrzehnte später wäre
es noch unmöglich gewesen an die Spitze
eines ähnlich angelegten Werkes diese
9 Tafeln zu setzen oder in einer Geschichte
Frankfurts die beiden Abschnitte über „die
vorgeschichtliche Zeit“ und „die vorkaro-
lingische Zeit“ zu schreiben, mit welcher
F. Bothe(S. 7—29) seine Darstellung be-
gonnen hat. Damals galt noch als erster
„fester Punkt für das Gebiet der Stadt
Frankfurt die bestimmt nachgewiesene
Existenz eines merovingischen Gräberfeldes
vor den Toren der Stadt (Taunusbahnhof),
womit, da man Älteres in der Stadt selbst
nicht nachweisen konnte, hier unsere Ge-
schichte begann“. Den Gedanken an eine
römische Besiedelung des „von prähistori-
schen Flußarmen durchzogenen“ Stadtge-
bietes lehnten die verdientesten Lokal-
historiker noch mit Entschiedenheit ab, und
die in der Umgebung bereits gefundenen
vorrömischen Gräber und Gegenstände ver-
mochte man noch nicht in örtliche und
zeitliche Beziehung zur Frankenfurt zu
bringen. Es ist aber noch kein Jahrzehnt

vergangen, seit man begonnen hat, nach neo-
lithischen Wohngruben und Brandgräbern
in der Umgebung Frankfurts und bald auch
im alten Stadtgebiete zu suchen, und zwar
sogleich mit solchem Erfolge, daß die Pläne
der Wohnungen und die photographischen
Aufnahmen der Gräber mit ihren Schmuck-
ketten aus Kieseln, Tonperlen und bear-
beiteten Knochen heute zu den, wenn auch
nicht ansehnlichsten, so doch wissenschaft-
lich wertvollsten Nummern dieses Teils des
Bilderatlas gehören. Hochaktuelle Fragen,
sowohl in allgemein wissenschaftlicher wie
in lokalgeschichtlicher Beziehung, sind es,
zu deren Illustration diese 9 Tafeln dienen.

Frankfurt a. M. Georg Wolff.

The Romano-British Site on Lowbury
Hill in Berkshire by Donald At-
kinson. With an Introduction by
F. Haverfield. Publ. by Univ. Col-
lege Reading 1916.

Auf einem Hügel in Berkshire, weit ent-
fernt von allen sonst bekannten Überresten
römischer Kultur in England, hat Herr Atkin-
son eine besonders merkwürdige römische
Anlage ausgegraben, über die er in seinem
reich mit Abbildungen ausgestatteten Buch
berichtet. An einer Stelle, wo schon früher
viele römische Funde gemacht wurden, grub
er ein Mauerfundament aus, das ein Viereck
mit runden Ecken von etwa 46 X 60 m Größe
bildete. Möchte man beim ersten Anblick
gern an ein kleines römisches Kastell denken,
so wird diese Deutung vom Verfasser ver-
worfen, weil sich kein Spitzgraben vor der
Mauer fand, und nur an einer Seite, in der
Mitte einer der Längsseiten, ein Eingang
gewesen zu sein scheint usw. Mir bleibt es
noch fraglich, ob nicht dennoch die Er-
klärung als militärische Anlage die wahr-
scheinlichste wäre, besonders weil mir die
reiche Ausbeute an Kleinfunden auf eine
ziemlich dichte, dauernde Besatzung hinzu-
weisen scheint. Herr Atkinson meint aber,
diese Anlage sei eine Art Sommeraufenthalt
im Gebirge gewesen für Hirten und ihre
Herden aus irgendeinem Bauerngute unten
im Tal. Funde, im Mauerfundamente selbst
gemacht, veranlassen den Verfasser, den
Bau nicht vor 200 n. Chr. zu datieren; ein
Skelett, unten im Fundamente eingemauert
gefunden, meint er einem Stiftungsopfer
zuschreiben zu müssen.

Leider wurden innerhalb der Mauer keine
Spuren von Innenbauten gefunden, nur
deuteten viele Ziegelfragmente darauf hin,
daß es solche gegeben haben muß. Aus
der Verteilung der Kleinfunde über das Ge-
bäude meint Herr Atkinson darauf schließen
zu können, welcher Teil desselben überbaut
und welcher offen gewesen, um so dem
Mangel wenigstens einigermaßen abzuhelfen.
Sollte das Gebäude wirklich erst um 200
n. Chr. errichtet sein, so beweisen doch
 
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